Die Schizophrenie ist neben Symptomen wie Halluzinationen, Ich-Störungen und Wahn durch eine mangelnde Krankheitseinsicht der Betroffenen gekennzeichnet. Bei der defizitären Krankheitseinsicht wurden Einschränkungen der Kognition, Defizite in der sozialen Kognition – mit hier hervorzuhebender Theory of Mind – und ferner eine Beeinflussung durch die eigene psychopathologische Symptomatik festgestellt. In der vorliegenden Arbeit zeigten sich Hinweise dafür, dass die mangelnde Krankheitseinsicht bei schizophrenen Patienten zusammen mit dem eingeschränkten Vermögen, eine Psychopathologie zu erkennen, nicht auf ein allgemeines Defizit zurückzuführen ist. Nach Amador und Kronengold handelt es sich bei dem Prozess der defizitären Einsichtsfähigkeit um ein Charakteristikum beziehungsweise Symptom der Schizophrenie. Weiterhin fanden sich Aspekte, die auch für eine Verdrängungsstrategie im Sinne eines Copingmechanismus sprechen. Ferner wurden Einflüsse von sozialer Kognition, Neurokognition sowie der bestehenden Symptomatik auf das Erkennen von Psychopathologie aufgezeigt. Besonders hervorzuheben sind auch die Einflüsse nahezu aller eben genannten Parameter auf die Zuschreibung von psychopathologischer Symptomatik. Die Untersuchung erfolgte anhand einer Videostudie, bei der psychopathologische Symptome der Schizophrenie gezeigt und von den Betrachtern bewertet wurden. Die Ergebnisse sind dahingehend signifikant, dass Patienten mit reduzierter Krankheitseinsicht und fälschlicher Zuschreibung der eigenen Symptome einzelne Symptomkomplexe bei anderen Personen teils durchaus besser erkannten. In zwei unterschiedlichen Testbatterien ergaben sich statistisch relevante Hinweise darauf, dass eine stärker ausgeprägte psychopathologische Symptomatik teils auch mit dem besseren Erkennen von einzelnen Symptomkomplexen bei anderen einhergeht. Zusätzlich wurden Einflüsse der sozialen Kognition – insbesondere der ToM – auf die Zuschreibung der dargestellten psychopathologischen Symptomatik nachgewiesen. Je geringer die ToM ausgeprägt war, desto weniger konnten die Teilnehmer die dargestellten gesunden Personen korrekt erkennen. Zudem wurden Einflüsse der Neurokognition sowie einer bestehenden Positivsymptomatik auf das Erkennen von Psychopathologie und signifikante Ergebnisse bei vorhandenen Positiv- oder Negativsymptomen für das Zuschreiben einer Symptomatik festgestellt. Insbesondere die Zuschreibung von psychopathologischer Symptomatik sollte in zukünftigen Studien tiefergehend untersucht werden. Hier könnte dann auch eine weiter gefasste ToM betrachtet werden, da in der vorliegenden Arbeit mit dem Reading the Mind in the Eyes Test überwiegend nur die affektive Theory of Mind getestet wurde. Zusammenfassend können die Erkenntnisse dieser Arbeit bei zukünftigen verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätzen implementiert und angewendet werden. beispielsweise zur Verbesserung der metakognitiven Kompetenz für eine realistischere Einschätzung der eigenen kognitiven Schwächen und Stärken. Dies erfolgt bereits bei dem „metakognitiven Training“ nach Moritz et al., bei dem die Teilnehmer mit den eigenen Denkverzerrungen konfrontiert werden, die beispielsweise zur Wahnbildung beitragen. Als weitere Anknüpfungspunkte für therapeutische Interventionen sind in diesem Zusammenhang auch der selbstwertdienliche Attributionsstil, die Unkorrigierbarkeit der Überzeugungen, das voreilige Schlussfolgern ohne ausreichende Informationen, Defizite in der sozialen Kognition und die übermäßige Sicherheit hinsichtlich der eigenen objektiv verfälschten Erinnerungen zu nennen.
Aside from the main symptoms schizophrenia of hallucinations, disorders of the self and delusions, a further hallmark characteristic is a lack of insight into their condition. Along with this lack of acceptance, impaired (social) cognition and specifically in theory of mind and effects of individual psychopathological symptoms have been noted. The current study presents evidence for a lack of insight into illness in patients with schizophrenia and limited ability to recognise psychopathology in others not attributable to a general deficit. According to Amador and Kronengold the process of impaired insight denotes a characteristic or symptom of schizophrenia. Further, aspects in line with a suppression strategy as a coping mechanism were found. Effects of social cognition, neurocognition and pre-existing symptoms on recognition of psychopathology are shown. In particular, effects of most of these parameters on attribution of psychopathological symptoms are demonstrated. The experiment was conducted using video clips showing psychopathological symptoms typical of schizophrenia. Results show that patients with limited insight into illness and false attribution of own symptoms were in part better at recognising such symptoms in others. Two independent instruments showed statistical evidence for a co-dependency of greater signs of psychopathological symptoms and aspects of a better recognition of specific symptoms in others. In addition, effects of social cognition and particularly of ToM on attribution of video presentations of psychopathological symptoms were demonstrated. Less developed ToM resulted in participants’ less correct identification of healthy (control) persons. Moreover, effects of neurocognition and pre-existing positive symptoms on recognition of psychopathology were found. Significant results were shown for pre-existing positive and negative symptoms on the attribution of symptoms. In this regard, particularly attribution of psychopathological symptoms should be further investigated in future studies. A broader conceptualisation of ToM could then be included as the current study using the reading the mind in the eyes test focused mainly on testing affective aspects of ToM. In summary, results of the current work could be implemented and utilised in cognitive behaviour therapy, e.g. for the improvement of metacognitive competencies for a more realistic estimation of patients’ own cognitive competencies and deficits. This was initially applied in Moritz et al.’s ‘metacognitive training’ confronting participants with their own distorted thinking being contributing factors to the formation of delusions. Further related points of departure for therapeutic intervention are selfserving style of attribution, impossibility of correcting patients’ beliefs, premature deductions without sufficient information, deficits in social cognition and inappropriate confidence regarding one’s own objectively false memories.