Der aktuelle Überbevölkerungsdiskurs ist funktional für die Verteidigung und Stabilisierung der ökonomischen und politischen Herrschaftsposition des Westens. Er ist entsprechend auf die realen gesellschaftlichen Verhältnisse zu beziehen, heute also auf die Realität einer globalisierten Weltwirtschaft. Darüber hinaus ist der Überbevölkerungsdiskurs allerdings als Ausdruck des spezifisch modernen Bestrebens zu verstehen, sich die Kontrolle über Leben und Tod anzueignen und diese nach Möglichkeit zu produzieren. Im Überbevölkerungsdiskurs wird nicht nur das Verhältnis der modernen, westlichen Gesellschaften zur "äußeren Natur" verhandelt, sondern auch zur krankheitsanfälligen und sterblichen "menschlichen Natur". Durch die Interpretation des Überbevölkerungsdiskurses als Auseinandersetzung mit der menschlichen Sterblichkeit wird meines Erachtens erst erklärbar, warum das Thema "Bevölkerungswachstum im Süden" in den Industrieländern als derartige Bedrohung wahrgenommen wird. Zunächst wird in einem theoretischen Kapitel der schillernde und vielfältige Begriff des "Diskurses" geklärt, um den Gegenstand der folgenden Analysen in seiner Bedeutung festzulegen. Der Arbeit wird das Diskurskonzept von Michel Foucault zugrunde gelegt. Im umfangreichen historischen Teil der Arbeit werden die geschichtlichen Wurzeln des Überbevölkerungsdiskurses in Zusammenhang mit den realen gesellschaftlichen Bedingungen dargestellt. In einem empirisch-analytischen Teil werden die Begründungen aufgezeigt, die für die Notwendigkeit, das Bevölkerungswachstum zu begrenzen, angeführt werden. Weiters werden die unterschiedlichen Strategien herausgearbeitet, die zur Lösung des "Bevölkerungsproblems" vorgeschlagen werden. In einem weiteren empirisch-analytischen Abschnitt werden Metaphern als auffälligste sprachliche Eigenheit des Überbevölkerungsdiskurses untersucht, kategorisiert und auf ihre Funktion hin befragt. Im abschließenden interpretativen Teil wird der Überbevölkerungsdiskurs in Anschluss an Zygmunt Bauman als eine Äußerungsform der spezifisch modernen Umgangsweise mit der menschlichen Sterblichkeit gedeutet.
The present discourse on overpopulation is functional for the defence and stabilization of the economical and political position of power of the West. It applies accordingly to the realistic social conditions / relations, which means for today the reality of a global / globalized world economy. Over and above that the discourse on overpopulation can, however, be understood as an expression of the specifically modern endeavour to acquire control over life and death and if possible to produce it. The discourse on overpopulation does not only negotiate the relationship between the modern western societies and "outer nature" but also the mortal "human nature" prone to illnesses. Due to the interpretation of the discourse on overpopulation as debate about human mortality can it in my opinion only be explained why the topic "population growth in the south" is perceived as such a threat in industrialized countries. First the enigmatic and diverse term "discourse" is clarified in a theoretical chapter in order to establish the object of the following analysis in its importance. This thesis is based on the concept of discourse by Michel Foucault. In the extensive historical part of this thesis the historical roots of the discourse on overpopulation in connection with the realistic social conditions are presented. In an empirical-analytical part the reasons which are mentioned for the necessity to limit the population growth are shown. Furthermore the different strategies are brought out which are suggested for the solution of the "population problem". In a further empirical-analytical section metaphors as most conspicuous linguistic characteristic of the discourse on overpopulation are examined, categorized and questioned regarding their function. In the concluding interpretative part the discourse on overpopulation following Zygmunt Bauman is interpreted as a form of expression of the specifically modern dealings with human mortality.