In dieser Untersuchung werden sowohl die Rechtvorstellungen als auch die Rechtswirklichkeit von zwei kleinen westafrikanischen Gesellschaften, den Natemba und den Betammaribe miteinander verglichen.
Als Bergbauern und über die Berge wandernde Gruppen leben sowohl Natemba als auch Betammaribe in einer stark von der Bodenbeschaffenheit des Gebietes und der dortigen Bevölkerungsdichte abhängigen Situation, die sich in kurzen Zeitabständen stark verändert. Das Resourcengleichgewicht muss als sehr labil bezeichnet werden. Rechtlich wirkt sich diese Tatsache auf drei verschiedene Punkte aus. Erstens muß die Bodennutzung flexibel gehandhabt werden können. Zweitens findet Umsiedlung nicht nur aufgrund singulärer politischer oder klimatischer Ereignisse statt, sondern wird als fester Bestandteil menschlicher Existenz betrachtet, obwohl keine der beiden Gesellschaften als transhumant bezeichnet werden können. Der Umgang und die Aufnahme von Fremden findet drittens in den gewohnheitsrechtlichen Vorstellungen seinen Widerpart. Zuwanderung ist gut geregelt und gehört in beiden Gesellschaften zum Alltag.
In den verwandtschaftsrechtlichen Vorstellungen legen Natemba einen größeren Schwerpunkt auf die zwischen den Generationen bestehenden Solidarbeziehungen und die Ehe, wohingegen Betammaribe hauptsächlich ihren Rückhalt in Beziehungen innerhalb einer Generation beziehungsweise Altersgruppe finden.
Daß Natemba nur einen Erdherrn kennen, Betammaribe jedoch viele verschiedene, steht sicher mit dem demographischen Unterschied in Zusammenhang, daß Natemba mit 35.000 Sprechern des nateni weit weniger sind als Betammaribe, mit 125.000 Sprechern des ditammari. Unterschiede sind weiterhin in der Tradition mündlicher Literatur festzustellen: Überwiegt bei Natemba die Fähigkeit zu erzählen, so sind unter Betammaribe Lieder und Sprichwörter gebräuchlicher. Dem entspricht auch, daß die mündliche Tradition bei Betammaribe bevorzugt durch jüngere Personen gepflegt wird, wohingegen Meistererzähler der Natemba ausschließlich unter den Geronten zu finden sind.
Natemba and Betammaribe are the names of two westafrican small-scale societies which were compared in respect to their law during the years 1991 to 1995.
As farmers inhabiting a mountanious region in the northern part of the Republic of Benin, called Atacora, both societies are living under rapidly changing conditions of climat, ground fertility and population density. In respect to the fragile equilibrium of resources, the use of land has to be practiced flexible. Permanent landownership is often unprofitable, as migration is a part of everyones live. On the other hand, the reception of strangers in both societies is taken as an everyday event, which finds its solution in a manifold practice of customary law of immigration.
The comparison of the system of kinship and marriage shows that Natemba lay more weight on marriage and solidarity between parents and their children. Betammaribe prefer to relie on contracts based on solidarity between members of one agegroup and the same generation.
The demographic difference, which shows that Natemba (35.000 speakers of nateni) count less than half of the Betammaribe (125.000 speakers of ditammari) may be relied to the fact that Natemba only know one "master of the earth", whereas Betammaribe know ten of them. The most interesting difference which can be stated is in the realm of cultural transition of law and its practice. As Natemba prefer to tell stories, Betammaribe more frequently use their sayings and songs. As storytelling is an important cultural technique in both societies, it is neverless surprising in which constant manner the younger are telling the stories to the children among Betammaribe, fabulous story tellers among them. In contrast to this, among Natemba the master story- tellers all were exclusively members of the elders.
Not at least this study proofes the human capability to build groups of great individual identity, under conditions which are for each of them the same. They succeed to have not only their own languages, which are only two of more than twenty other spoken languages in this small region, but also their practice in law for example.