Der frühneolithische (bandkeramische) Fundplatz von Herxheim „Gewerbegebiet West“ (Kr. Südliche Weinstraße) ist seit seiner Entdeckung Mitte der 1990er Jahre Gegenstand kontroverser Diskussionen. Dies betrifft die dort ausgegrabenen Überreste von mehreren hunderten menschlichen und systematisch zerlegten Individuen und ausgewählte und intentionell zerstörte Gegenstände der Sachkultur ebenso, wie die Grabenanlage, in der diese Reste entsorgt wurden. Das etwa zur Hälfte ausgegrabene und sehr gut dokumentierte Erdwerk stellt daher eine einzigartige Quelle dar, um die Bauweise solcher Anlagen zu untersuchen und die taphonomischen Prozesse im Zusammenhang mit der Deponierung der menschlichen Skelettreste und den zerstörten Teilen der materiellen Kultur zu rekonstruieren. Die Analyse hat gezeigt, dass die beiden grabenartigen Trassen aus einzelnen, im Durchschnitt 2,5 m bis 4 m langen Gruben bestehen, die unmittelbar nacheinander ausgehoben und über die Grenzen der einzelnen Langgruben hinweg gleichzeitig aufgefüllt wurden. An einigen Stellen lassen sich Brüche in Form von Überschneidungen oder Unterbrechungen innerhalb der Langgrubenketten der beiden Trassen erkennen, die auf unterschiedliche Bauabschnitte verweisen. Die Ergebnisse der geomagnetischen Prospektion und von zwei Sondagen deuten darauf hin, dass die Anlage im Osten nicht geschlossen war. Bei der Auffüllung der Hohlformen handelt es sich, bis auf unmittelbar nach dem Ausheben einsedimentiertes Erdmaterial, durchgehend um anthropogene Einfüllungen. Zu diesen gehören auch die Konzentrationen aus den menschlichen Skelettresten und den zerstörten Teilen der Sachkultur, die zusammen mit Erdmaterial direkt auf die Sohlenverfüllung oder in bereits verfüllte Bereiche der Anlage eingebracht wurden. Häufig handelt es sich bei diesen Deponierungen um eine Art Schüttung auf dem unregelmäßig zu einer Seite hin abfallenden Verfüllungsrelief. Dabei können zwei unterschiedliche Konzentrationen direkt, oder durch eine Zwischenschicht getrennt übereinander liegen. Zahlreiche Zusammensetzungen innerhalb und zwischen den Konzentrationen und zwischen Konzentrationen und den darüber liegenden Verfüllungsschichten belegen neben der fehlenden Erosion an den Seitenwänden der Langgrubenketten belegen einen insgesamt sehr schnellen Verfüllungsprozess. Die schnelle Verfüllungen der beiden Trassen und die Verteilung des datierbaren Fundmaterials legen einen sehr kurzen Nutzungszeitraum der Anlage nahe, der am Ende der Besiedlung in Herxheim liegt (jüngste LBK) und eng mit den Ritualen in Zusammenhang steht in deren Rahmen die menschlichen Körper zerlegt und Teile der materiellen Kultur zerstört wurden. Der Vergleich mit den insgesamt 15 am besten erforschten der bisher 108 bekannten zeitgleichen Grabenanlagen, hat gezeigt, dass sich hinsichtlich der Architektur und den Verfüllungsprozessen gut vergleichbare Parallelen zu der Anlage von Herxheim über das gesamt Verbreitungsgebiet der LBK nachweisen lassen. Allerdings ist die verwendete Ausgrabungs- und Dokumentationsmethode bei vielen Erdwerken nicht ausreichend und lässt daher nur eingeschränkte Aussagen zu. Eine fortifikatorische Funktion ist aufgrund der Bauweise, der häufig nicht geschlossenen Grundrisse und der schnellen Wiederverfüllung der grabenartigen Strukturen auszuschließen. Ihre Funktion dürfte eher in einem sozialen und rituellen Kontext zu suchen sein, bei dem die Organisation, Errichtung und vielleicht auch die Zufüllung der Anlagen selbst eine wichtige Rolle gespielt haben dürften.
The Early Neolithic enclosure of Herxheim near Landau: Architecture, backfilling processes and duration of use Fabian Haack Since its discovery in the mid- 1990s, the early Neolithic (LBK) site of Herxheim “Gewerbegebiet West“ (Kr. Südliche Weinstraße) has been the subject of controversial discussions. This concerns on the one hand the remains of about 500 manipulated human bodies found here in association with selected and deliberately destroyed items of material culture, and on the other hand the enclosure itself, where these remains had been deposited. About half of the earthwork has been excavated and very well documented, providing an extraordinary resource for the reconstruction of the architecture and for understanding the taphonomic processes connected to the deposition of the bone fragments, sherds and broken stone implements. The underlying structure of the two ditch-like circuits actually consists of individual pits, approximately 2.5 to 4 m long. They were dug one after the other in a very short time and were then refilled simultaneously. At some points these pit alignments are interrupted or overlap, which hints at different construction segments. The results of geomagnetic prospection and of two excavation trenches in the eastern part of the enclosure suggest that the earthwork never formed a closed circuit. With the exception of loose sediments in the bottom 0.1 m, the backfill in the pit rows is of anthropogenic origin. This includes the concentrations of manipulated human bone and destroyed objects, which were dumped in mixed with soil. The deposits often slope to one side, as they were added above the already existing and inclining primary fills. In some cases, two of these deposits can lie directly above each other or are separated by a fill lying in between them. The fast infilling of both circuits of the earthwork is indicated by the fact that the sides of the pit rows are barely eroded, but also by numerous re-fits of human bone fragments and pottery sherds, which connect either different parts of single deposits, two or more deposits, or deposits and the fills overlying them. This fast refilling process and the distribution of the datable finds clearly indicate a very short period of use for the whole enclosure, dating to the very end of settlement at Herxheim (latest LBK). Activity at the enclosure is closely connected to the rituals focusing on the intensive manipulation of human bodies and material culture. In total, 108 LBK earthworks are now known. The comparison with the 15 best-documented among them has shown similar construction and backfilling processes as at the Herxheim enclosure across the whole distribution area of the LBK. However, in many cases the standard of excavation and recording is not sufficient to address these questions and allows only limited conclusions. Due to their construction, the frequently incomplete layouts and the fast backfilling processes, a defensive function can be excluded for early Neolithic enclosures. Their use must rather be set in a social or ritual context in which the organisation, the building and the backfilling themselves played an important role.