Das Promotionsvorhaben untersuchte rund 120 Wörter aus der Alltagsterminologie der kasachischen Nomaden in der Westmongolei. Es zeigte einen unerwartet hohen Prozentsatz von Lehnwörtern. Über die Hälfte der untersuchten Wörter wurden mehr oder weniger eindeutig aus dem Mongolischen (20%), Persischen (20%) oder Russischen (15%) entlehnt. In Anbetracht einiger strittiger Etymologien ist der Anteil von Entlehnungen möglicherweise noch größer und beträgt an die 70%. Die verschiedenen Lehnwortschichten konzentrierten sich dabei auf bestimmte semantische Bereiche. Bereits mitteltürkisch belegte Entlehnungen aus dem Mongolischen gehören semantisch insbesondere in den Bereich der Viehzucht, während Bezeichnungen für Küchengeräte, aber auch für Möbel und Textilien, Gebrauchsgegenstände und Kleidung oftmals persisch-arabischen Ursprungs sind. Aus dem Russischen wurden Wörter für technische Geräte, aber auch für zahlreiche Kleidungsstücke ins Kasachische entlehnt. Die von den Kasachen in der Mongolei gesprochene Dialektvariante hat außerdem eine jüngere chalcha- mongolische Lehnwortschicht, die sich in den meisten der bereits genannten semantischen Bereiche wiederfinden läßt. Dialektale Unterschiede zum Standardkasachischen sind in Phonetik, Lexik und Semantik deutlich spürbar. Das untersuchte Wortmaterial zeigte rund 8% Dialektwörter, die ausschließlich im Mongolei-Kasachischen verwendet werden. Dabei handelt es sich in der Regel um jüngere Entlehnungen aus dem Chalcha-Mongolischen. Dialektale Bedeutungsverschiebungen gegenüber dem Standardkasachischen weisen immerhin 12% der untersuchten Wörter auf, teilweise mit Parallelen in Ostkasachstan. Rund 1/3 (30%) der untersuchten Wörter ist bereits in der alttürkischen Periode belegt. Für das Mitteltürkische steigt diese Zahl auf knapp 70%, wobei es aus dem Tschagataischen doppelt so viele Belege gibt, wie aus dem Kiptschakischen bzw. Osmanischen. Im Vergleich zum modernen türksprachigen Raum ließ sich wie erwartet eine hohe Übereinstimmung zwischen den kasachischen Einträgen und Kirgisisch, Karakalpakisch bzw. Usbekisch feststellen. Jeweils rund 80% der untersuchten Wörter hatten Entsprechungen diesen drei Türksprachen einschließlich ihrer Dialektvarianten. Der Vergleich zum Tatarischen und zum Baschkirischen ergab jeweils rund 60% Übereinstimmung. Immerhin knapp über 50% der untersuchten Wörter konnten darüber hinaus auch im Neuuigurischen und im Turkmenischen wiedergefunden werden.
In this dissertation project about 120 everyday terminology words of the Kazakh nomadic people living in the western Mongolia were researched. An unexpected high percentage of loan words were noted. More than half of the researched words were more or less explicitly borrowed from the Mongolian (20%), the Persian (20%) or the Russian (15%) languages. Considering some disputed etymologies, the percentage of loan words might be as high as 70%. The various loan word layers are concentrating on specific semantic ranges. Mongolian loan words influenced by the central Turkish language are typically stock farming semantics, whereas terms for cooking utensils, furniture, textiles, objects of utility and clothes are often based in the Persian-Arabic languages. Kazakh terms for technological equipment as well as several garments were borrowed from the Russian language. The Kazakh dialect spoken in Mongolia has an additional loan word layer from the earlier Khalkha-Mongolian language, which is mostly represented as part of the above semantic ranges. Dialectic differences to the original Kazakh language are very clear in phonetics, lexis and semantics. The subject pool of words showed about 8% dialect words that are exclusively used in the Kazakh language of Mongolia. These are mostly loan words from the earlier Khalkha-Mongolian language. 12% of the researched words show dialectic variances of meaning in the original Kazakh language and partly have parallels to eastern Kazakhstan. Approximately one third (30%) of the researched words have already been influenced during the old Turkish period. This amount is raised up to 70% in the central Turkish language, although there are twice as many records in the Chagatai language as there are in the Kypchak and Ottoman Turkish languages. In comparison to the areas of modern Turkish language there was, as expected, a high congruency between the Kazakh entries and the Kirghiz, the Karakalpak and the Uzbek languages. The researched words each have around 80% of equivalences in these three Turkish languages as well as the respective dialectic variances. A comparison to the Tartar and Bashkir languages resulted in about 60% equivalences. Additionally, at least a little more than 50% of the researched words could be found again in the Uyghur and the Turkmenian languages.