Einleitung: Die weltweite Zunahme der Kaiserschnittraten in den letzten Jahrzehnten hat zu einer breiten Diskussion um die zunehmend großzügigere Indikationsstellung und den sogenannten „Wunschkaiserschnitt“ geführt. Es gibt hier jedoch keine einheitliche Definition. Meist wird hierunter ein Kaiserschnitt aus psychosozialer Indikation ohne somatisch-medizinische Notwendigkeit verstanden. Die Datenlage zu den Vor- und Nachteilen des „Wunschkaiserschnitts“ ist schwach, insbesondere zum psychosozialen Outcome. Mit dieser Untersuchung sollen Unterschiede zwischen Frauen mit verschiedenen Geburtsmodi hinsichtlich bestimmter psychosozialer Aspekte festgestellt werden. Dabei wird insbesondere der sog. „Wunschkaiserschnitt“ betrachtet. Methodik: Bei dieser prospektiv-kontrollierten Untersuchung wurden zunächst 117 Frauen erfasst und zu Angst, Stimmung, psychosomatischen Beschwerden sowie körperlichem und seelischem Befinden befragt. Die Befragung erfolgte präpartal sowie zwei bis vier Tage, sechs Wochen und sechs Monate post partum anhand eines Fragenkatalogs mit validierten Fragebögen (STAI, GBB, BSF) und (eigenem) Modul. Die Frauen wurden nach geplantem Geburtsmodus in drei Gruppen eingeteilt: „Wunschkaiserschnitt“ (WK), „medizinisch indizierter Kaiserschnitt“ (MIK) sowie „vaginale Geburt“ (VG). Von diesen hatten am Ende 60 Frauen alle vier Fragebögen beantwortet. Ergebnisse: Die Frauen der WK- Gruppe wiesen eine signifikant größere Angst vor der (normalen) Geburt auf als diejenigen der VG-Gruppe, waren jedoch nicht allgemein ängstlicher. Dabei hatten alle Frauen ähnliche Ängste. Die Frauen der WK-Gruppe waren präpartal müder und körperlich weniger belastbar als die anderen Frauen. Außerdem litten sie in der Schwangerschaft und sechs Wochen post partum stärker unter psychosomatischen Beschwerden. Die MIK-Gruppe war sechs Wochen post partum weniger körperlich und seelisch belastbar als die VG-Gruppe. Sechs Monate nach der Geburt waren sie weiterhin am wenigsten seelisch belastbar. Trotz stärkerer Schmerzen während der Geburt in der VG-Gruppe erlebten alle Frauen die Geburt ähnlich positiv. Die meisten würden denselben geplanten Geburtsmodus erneut bevorzugen. Schlussfolgerungen: Frauen mit Wunsch nach Kaiserschnitt unterscheiden sich von anderen Schwangeren hauptsächlich bezüglich ausgeprägter Angst vor der Geburt. Die betroffenen Frauen fühlen sich häufig in ihrem körperlichen und seelischen Befinden stark beeinträchtigt und benötigen eine spezielle Beratung und Betreuung. Zwar ist der sog. „Wunschkaiserschnitt“ ein insgesamt positiv erlebter Geburtsweg, im weiteren postpartalen Verlauf können jedoch verstärkt psychosomatische Beschwerden auftreten. Frauen nach Kaiserschnitt, auch nach medizinisch indiziertem Kaiserschnitt, sind teilweise bis zu mehreren Wochen nach der Geburt körperlich und emotional beeinträchtigt, weshalb eine routinemäßige Nachbesprechung der Geburt und längerfristige Nachbetreuung dieser Frauen sinnvoll erscheint.
Introduction: The rise in the caesarean section rate during the past decades has led to a broad discussion about the increasingly generous indication and the "caesarean delivery on maternal request, CDMR". There is, however, no generally accepted definition of “CDMR”. In most cases, “CDMR” is considered as a caesarean delivery of psychosocial indication without somatic-medical necessity. There are no sufficient data in the literature concerning the risks and benefits of "CDMR", especially regarding its psychosocial outcome. The aim of this study is to identify differences between women with different birth modes regarding certain psychosocial aspects, focussing on the "CDMR". Methodology: In this prospective-controlled study, a survey was conducted prenatally as well as two to four days, six weeks and six months postpartum with a questionnaire which includes validated questionnaires (STAI, GBB, BSF) and (own) module about anxiety, mood, psychosomatic complaints as well as physical and mental well-being. The women were divided into three groups according to the planned birth mode: “CDMR” (“Wunschkaiserschnitt”, WK), medically indicated caesarean section (“medizinisch-indizierter Kaiserschnitt”, MIK) and vaginal birth (“Vaginalgeburt”, VG). Of the 117 initially recorded women 60 answered all four questionnaires. Results: The women of the WK-group showed a significantly higher level of fear of (normal) childbirth than those of the VG-group, but were not generally more anxious. However, all women had fears about similar issues. The women of the WK-group were prenatally more tired and physically less resilient than the other women. They also suffered more from psychosomatic complaints during pregnancy and six weeks postpartum. The MIK-group was less physically and mentally resilient than the VG-group six weeks postpartum. Six months after birth, they were still the least mentally resilient. Despite severe pain during birth in the VG-group, all women had a similarly positive birth experience. Most of them would prefer the same planned birth mode again. Conclusion: Women with a desire for caesarean section differ from other pregnant women mainly regarding the fear of childbirth. These women often feel severely impaired in their physical and mental condition. Therefore, they need special counselling and support. Although the “CDMR” is, in general, a positively experienced way of childbirth, psychosomatic complaints can occur postpartum. Women after a caesarean section, even if it was medically indicated, can be physically and emotionally affected up to several weeks after delivery. Therefore, a routine follow-up talk about the birth experience and longer follow-up care of these women seems reasonable.