Die Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) bei älteren Patienten mit chronischen Nackenschmerzen zeigten weder auf der Visuellen Analogskala noch auf der Neck, Pain and Disability Scale eine Verbesserung der Nackenschmerzen durch Qigong und physiotherapeutische Nackenübungen im Vergleich zu keiner Behandlung (Wartelistengruppe). Da ein größerer Teil der Patienten die Therapien nach Beendigung der Interventionen auf eigene Kosten fortführte, ergab sich ein Widerspruch zu den Ergebnissen. Die hier vorliegende qualitative Studie hatte zum Ziel, mögliche Effekte von Qigong und Nackenübungen und das Erleben des Trainings aus der individuellen Sicht der Studienteilnehmer zu evaluieren. Hierzu wurden die Teilnehmer der Qigonggruppe und der physiotherapeutischen Nackenübungsgruppe aus der RCT getrennt voneinander gerankt und in der Reihenfolge kontaktiert. Mit den ersten zehn Patienten, die in beiden Gruppen zustimmten, wurden semistrukturierte, problemzentrierte Einzelinterviews durchgeführt. Im Anschluss an die Datenerhebung wurde das Tonmaterial transkribiert und unter Verwendung der Software Atlas/ti® unter Anwendung der strukturierten Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Die zu 100% weibliche Studienpopulation für die qualitative Studie war im Mittel 76,2 (±4,52) Jahre alt. Die Interviewdauer betrug durchschnittlich 37 Minuten (±12,14 min). Die Gruppen unterschieden sich deutlich hinsichtlich des berichteten zentralen Effekts der Therapien. In der Gruppe der physiotherapeutischen Nackenübungen sahen die Patientinnen das Üben als sinnvoll für den Erhalt ihrer Selbstständigkeit an und schätzten die Möglichkeit, aktiv gegen den altersbedingten, körperlichen Abbau vorgehen zu können. Für die Qigongteilnehmerinnen stellte die Möglichkeit, sich durch die Therapie entspannen zu können, den zentralen Gewinn dar. Von einem anfangs teils eher skeptischen Blickwinkel wechselte ihre Einstellung gegenüber der Qigongtherapie zu einer positiven Haltung und sie äußerten, dass die unerwartete Neuentdeckung eine Bereicherung in ihrem Alltag darstellte. Außerdem wurden in der Qigonggruppe positive vegetative Effekte erläutert, die oft in Schwachstellen der individuellen Gesundheit auftraten. Im Weiteren berichteten beide Gruppen von einer leichten bis mittleren Reduktion ihrer Beschwerden, jedoch von keiner Heilung. Berichte über die Schmerzreduktion wurden häufig von Äußerungen zu einer verbesserten Beweglichkeit begleitet. Gruppe und Lehrerin stellten in beiden Therapiegruppen wichtige Motivationsfaktoren für das regelmäßige und exakte Trainieren dar. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für Teilnehmerinnen der physiotherapeutischen Nackenübungen der Erhalt der Selbstständigkeit, für Patientinnen des Qigong die Möglichkeit, durch die Therapie zu entspannen, den zentralen therapeutischen Nutzen darstellte. Beide Gruppen berichteten von einer Reduktion der Schmerzen, welche für sie jedoch nicht zentral für das Weiterführen der Therapie war.
The aim of this qualitative study was to evaluate the effects of qigong and exercise therapy on chronic neck pain from the perspective of elderly patients. To achieve this aim, participants from the Qigong group and the exercise group from a previously performed RCT were contacted. We performed semi-structured, problem-centered interviews with ten patients from both groups. After the data collection, the material was transcribed and analyzed according to the structured content analysis of Mayring, using the software Atlas / ti The study population was 100% female, with an average age of 76.2 (ą 4.52) years. The interviews had an average length of 37 minutes (ą 12.14 min). There was a clear difference between the main effect reported in the Qigong group and the main effect reported in the exercise therapy. For participants of the exercise group, the main benefit was the preservation of their self-independence in an older age. The clear benefit for patients of the Qigong group was the ability of deep relaxation during the training. Both groups reported a reduction of pain, however, this was not the main reason for them to continue the therapy.