Im 19. Jahrhundert wurden aufgrund eines Mangels an ausgebildeten Zahnärzten Frauen in der zahnmedizinischen Betreuung der Bevölkerung unentbehrlich. Spätestens nach Einführung der Gewerbeordnung am 1.10.1869 konnte jede Frau die Heil- und Zahnheilkunde praktizieren, ohne irgendeinen Nachweis einer Qualifikation zu erbringen. Frauen, die eine akademische Ausbildung anstrebten, mussten zu dieser Zeit in den USA oder in der Schweiz studieren, da sie in Deutschland erst ab dem Jahre 1899 zum Studium zugelassen wurden. Viele Professoren und Politiker sprachen sich zu dieser Zeit gegen das Frauenstudium in Deutschland aus. So entwickelte sich nur sehr langsam die weibliche Beteiligung im Zahnarztberuf. Ihr Anteil lag 1947 bei 13 Prozent. Nach Gründung der DDR war ein sprunghaftes Ansteigen der Zahnärztinnen in Ostdeutschland zu konstatieren. Trotz gezielter Berufsberatung in technische Berufe, strömten die Frauen in der DDR vorwiegend in die beliebten Frauenstudienfächer, u. a. Medizin und Zahnmedizin. In der Zahnmedizin ist für die Zeit des Bestehens der DDR eine hohe Beteiligung von Frauen festzustellen, diese lag bereits nach einigen Jahren bei über 50 Prozent. Jedoch wurde in den Schulen durch eine gezielte politische Beeinflussung der Schüler ihre freie Berufswahl und persönliche Entfaltung durch den Staat stark eingeschränkt. Diese politische Beeinflussung setzte sich auch an den Universitäten fort, d. h. freie Studienwahl galt nur für politisch Zuverlässige bzw. Unterschichtler. Qualitativ war das Studium der Zahnmedizin in der DDR vergleichbar mit dem im Westen. Die doppelte Benachteiligung der Arbeitertochter war in der BRD in höherem Maße gegeben als in der DDR. Wie aber die ausgewerteten Daten zeigen, war auch in Ostdeutschland die soziale Herkunft von Mädchen entscheidend für die berufliche Karriere. Überraschend war, dass die ostdeutschen Zahnärztinnen häufiger Kollegen heirateten als die westdeutschen Zahnärztinnen. Das Bestreben der Ärzteschaft, in den eigenen Kreisen zu heiraten und somit eine gewisse „Einigelung“ zu erhalten, konnte auch durch die politische Ideologie der DDR nicht zerstreut werden. Bei der Familiengründung waren die ostdeutschen Frauen aktiver als ihre westlichen Kolleginnen. Trotz verstärkter Familienplanung und weitgehender Berufstätigkeit zeigte sich, dass die Promotionsschriften der Zahnärztinnen in der DDR umfangreicher waren als die der westdeutschen Zahnärztinnen.
Due to the shortage of qualified dentists in the 19th century, women were indispensable in the dental welfare of the population. Not later than the introduction of Trade Law on 1.10.1869, every woman could practise dentistry, without having to bring proof of a qualification. Women, who wished to strive for an academic training, had to study at this time in the USA or in Switzerland, because they were only allowed to study in Germany from 1899 onwards. Many professors and politicians didn’t favour women studying in Germany at this time. Thus the female participation in the dental profession developed only very slowly. Their proportion was about 13 percent in 1947. After the foundation of the DDR, an escalate in the number of the female dentists in East Germany could be ascertained. In spite of vocational guidance in technical careers, the women in the DDR thronged mainly into the studies favoured by women, such as medicine and dentistry. In the dental profession at the time of the foundation of the DDR, a high participation of women could be ascertained – after a few years it exceeded more than 50 percent. However, due to an aimed political influence of the pupils in the schools, their independent choice of occupation and personal development were strongly restricted through the government. This political influence continued at the universities, too, i.e. free choice of studies only applied for political trust-worthies or lower classes. In quality, the dentistry curriculum in the DDR was comparable to that in the West. The double disadvantage of the working-class daughter was given to a higher degree in the BDR than in the DDR. As the evaluated data show, the social antecedence of girls was decisive for the professional career in East Germany, too. It was surprising that the East German female dentists married colleagues more often than the endeavour of the physicians to marry within their own circle and to preserve a certain exclusiveness, could not be dispersed, despite the political ideology of the DDR. In starting a family, the East German women were more active than their western colleagues. Despite strengthened family planning and far-reaching professional employment, it turned out that the graduation theses of the female dentists in the DDR were more comprehensive than those of the West Germany female dentists.