Hackfleisch ist aufgrund seiner großen Oberfläche besonderen mikrobiologischen Belastungen ausgesetzt. Verderbniserreger und pathogene Keime können durch Kontakt mit Gerätschaften und Personal übertragen werden. Unter "Psychrotrophen" werden solche Mikroorganismen verstanden, die sich unterhalb von 5°C noch vermehren können. Quantitative Angaben zur Verteilung einzelner Keimgruppen und Spezies in der Hackfleischmikroflora gibt es kaum, da die Identifizierung der breit gefächerten psychrotrophen Mikroflora einen hohen labortechnischen Aufwand erfordert. Handelsübliche klinische Testbestecke zur Identifizierung der Isolate sind für die im Lebensmittelbereich relevanten Spezies oft nicht hilfreich. Ziel dieser Arbeit war es, eine Gesamtanalyse der psychrotrophen Hack-fleisch- mikro-flora in vier verschiedenen handelsüblichen Hackfleischsorten, nämlich Rinder-ge-hacktem (RG), Schabefleisch (SF), Schweinegehacktem (SG) und Gemischtem Hack-fleisch von Rind und Schwein (RS), sowohl qualitativ als auch quantitativ anhand klassischer Kulturverfahren und geeigneter phänotypischer Reaktionen vor-zu-nehmen. Für die Identifizierung der Acinetobacter-Isolate wurde außerdem ein geno-typisches Verfahren hinzugezogen. Dabei sollte beurteilt werden, inwieweit Hack-fleisch eine Bedeutung als Vektor für psychrotrophe Bakterien als Infektionserreger erlangt. Es wurden 35 Hackfleischchargen aus "industrieller" Produktion, bestehend aus jeweils 5 Teil-proben, nach Anlage 2a der Fleischhygiene-Verordnung vom 29. Juni 2001 analysiert, und zwar: 8 Chargen RG, 10 Chargen SF, 8 Chargen SG und 9 Chargen RS, insgesamt 175 Proben. Diese waren vom Hersteller während der laufenden nächtlichen Produktion gezogen und bis zur Aufarbeitung nach 1 bis 4 Stunden bei 2±2°C gelagert worden. Die Aufarbeitung der Proben erfolgte gemäß L 06.00-16 (Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach § 35 LBMG). Von den für 48 Stunden bei 25±1°C bebrüteten Plate-Count-Agar-Platten wurden gut abgrenzbare, kolonie-morphologisch unterschiedliche Kolonien unter Erfassung ihrer Quantität isoliert. Mindestens 8 bis zu maximal 18 Isolate wurden von einem Chargen-ansatz genommen. Diese Isolate wurden einer Wachstumskontrolle auf ISO-Agar und in ISO-Bouillon bei 4°C±0,5 für 7 bis 10 Tage unterzogen. Die weitere Identi-fizierung erfolgte auf klassischem Weg mit Hilfe geeigneter Testbestecke nach aktueller Literatur. Für die Acinetobacter spp. schloß sich außerdem eine Über-prüfung auf molekular-biolo-gischer Ebene mittels Sequenzanalyse eines partiellen hochvariablen 16S rDNA-Abschnittes im Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg in Verbindung mit dem dort entwickelten computergestützten System an (RIDOM: Ribosomal Differentiation of Medical Microorganisms). Von 419 Hackfleischisolaten konnten 404 identifiziert werden. Bei den 17 Acinetobacter-Isolaten war in 14 Fällen eine Identifizierung bis auf Speziesebene möglich. Die psychrotrophen Gesamtkeimzahlen (pGKZ) lagen zwischen 4,24 und 6,47 lg KbE/g mit einem Median von 5,22 lg KbE/g. Wesentliche Unterschiede zwischen den Hackfleischsorten waren nicht zu verzeichnen. Eine Charge von Gemischtem Hackfleisch entsprach nicht den mikrobiologischen Kriterien der Hackfleischrichtlinie. Mehr als 2 Proben der Charge lagen zwischen dem Richtwert von 6,18 lg KbE/g und dem Grenzwert von 6,7 lg KbE/g. Die Gram-positive Mikroflora dominierte beim Schabefleisch. Bei Rindergehacktem, Schweine-gehacktem und in Gemischtem Hackfleisch waren die Unterschiede zwischen den Gram-positiven und Gram-negativen Mikrofloraanteilen nur gering. Die Gram-positive psychrotrophe Hack-fleisch-mikroflora war im wesentlichen geprägt durch Milchsäurebakterien und Brochothrix thermosphacta mit durchschnittlichen Anteilen an der pGKZ von 21% bis 64% und Keimzahlmittelwerten (xC) von 3,71 bis 4,96 lg KbE/g, die über die Chargen einer Sorte gebildet wurden. Die Gram-negative Mikroflora in allen vier Hackfleischsorten war wesent-lich durch Pseudomonas spp. bestimmt mit durchschnittlichen Anteilen an der pGKZ von 21,6% bis 43,4% und durchschnittlichen Keim-zahlen (xC) von 4,33 bis 4,79 lg KbE/g. Pseudomonas fragi und Pseudomonas fluorescens dominierten. Psychro- trophe Enterobacteriaceae traten unregelmäßig auf mit Anteilen von 2,3% bis 9,6% an der pGKZ. In Schweinegehacktem lag ihr Anteil bei 15,6% mit xC von 2,99 lg KbE/g. Am häufigsten konnten Serratia liquefaciens-Isolate nachgewiesen werden. Aeromonas hydrophila wurde in einer Charge Schabe-fleisch mit einem Mittelwert von 2,88 lg KbE/g nach-gewiesen. Die Anteile der Acinetobacter-Stämme an der pGKZ betrugen 5,5% bis 17,4% mit xC von 2,81 bis 3,32 lg KbE/g. Das RIDOM-System lieferte für die Acinetobacter-Isolate Ähnlichkeiten von 94,01% bis 99,88% zu den in der Datenbank vorhandenen Referenzstämmen. A. lwoffii war am häufigsten vertreten und erreichte 4,74 lg KbE/g in einer Einzelprobe. A. baumanii und Genospezies 3, welche laut Literatur die bedeutendsten Erreger nosokomialer In-fek-tionen sind, wurden nicht identifiziert. Die Zusammensetzung der psychrotrophen Hackfleischmikroflora ist demnach auch bei "industrieller" Produktion, d.h. bei der Herstellung in Spezialbetrieben unter optimalen technischen Bedingungen und unter strikter Einhaltung der Kühlkette, vielgestaltig und je nach Hackfleischsorte qualitativ und quantitativ unterschiedlich. Die Gesamtbelastung des Hackfleisches aller vier Sorten mit psychrotrophen Mikro-organismen ist in etwa gleich stark. Die Gram- positive psychrotrophe Hack-fleisch-mikroflora wird wesentlich von dem Verderbnis-erreger Brochothrix thermosphacta sowie von anderen Milch-säure- bakterien bestimmt. Die Gram-negative Flora wird hauptsächlich von Ps. fragi und Ps. fluorescens dominiert. In dieser Hinsicht stellen Hackfleisch-sorten "industrieller" Herstellung in der Regel kein gesundheitliches Risiko dar. Sie kommen offensichtlich auch nicht als Überträger für potentiell pathogene psychrotrophe Infektions-erreger in Betracht. Einzelne Chargen mit be-denk- lich hohen Keimgehalten werden durch die amtlichen mikrobiologischen Prozeß- kontrollen identifiziert. Eine schnelle Identifizierung der Gram-negativen psychrotrophen Hack-fleisch- mikro-flora gestaltet sich nach wie vor schwierig. Klassische Verfahren sind auf-wendig und nicht in jeden Fall zuverlässig. Mit selektiven Kulturmedien sowie mit Schnell-tests erscheint eine Verbesserung möglich. Die Identifizierung der Acinetobacter spp. aus dem Hackfleisch mit dem RIDOM- System ist nur bedingt sinnvoll, da die bisherigen Referenzstämme überwiegend human-medizinischen Ursprungs sind. Ob weitere mo-lekularbiologische Methoden zur Identifizierung der psychrotrophen Hack-fleisch-mikroflora angezeigt sind, kann noch nicht beantwortet werden. Der Kosten-Nutzen-effekt ist aufgrund dieser Untersuchung nicht belegbar. So wird es bei der Be-ur-teilung des Hack- fleisch-mikro-florastatus vorerst bei Über-prüfungen nach klassischen Verfahren bleiben müssen. Untersuchungen dieses Umfanges können der grund- sätzlichen Bestandsaufnahme dienen, für Routineuntersuchungen sind selektierte Indikatorverfahren, wie in der Hackfleischrichtlinie gefordert, angezeigt.
Due to the large surface, minced meat is exposed to particular microbial load. Spoilage bacteria and pathogenic bacteria can be transmitted by contact with equipment and personnel. "Psychrotrophs" are micro-organisms, which are able to grow at temperatures below 5°C. There is barely any quantitative information about the distribution of individual bacteria groups and species within the microflora of minced meat because of the high laboratory effort for the identification of the heterogeneous psychrotrophic microflora. Commercial clinical test systems for the identification of isolates are often not helpful to identify foodborne species. The aim of this study was to analyse the entire psychrotrophic microflora of four different commercially available types of fresh minced meat, namely minced beef, minced beef with low content of fat and connective tissue (special minced beef), minced pork and mixed minced meat of beef and pork qualitatively as well as quantitatively on the basis of classical culture methods and suitable phenotypical reactions. In addition, a genotypic method was applied for the identification of the Acinetobacter-isolates. The intention was to assess the ecological situation of psychrotrophics as well as the role of minced meat as a vehicle for opportunistic pathogenic psychrotrophic bacteria. 35 charges of "industrially" processed minced meat, each consisting of 5 samples in parallel, were analysed according to Annex 2a of the German Meat Hygiene Regulation (FlHV) dating from June 29th, 2001, namely: 8 charges of minced beef, 10 charges of special minced beef, 8 charges of minced pork and 9 charges of mixed minced meat of beef and pork, in total 175 samples. The samples were taken by the manufacturer during the nightly production process and stored at 2±2°C until further preparation for bacteriological analysis 1 to 4 hours later. The preparation of the samples was performed according to L 06.00-16-standard (official collection of investigation methods according to §35 LMBG of food hygiene law). After incubation at 25±1°C for 48 hours morphologically differing colonies representing mixed microflora were subcultured from the plate-count agar, registering the quantities as well. At least 8 up to 18 isolates were taken from each investigated charge. The growth of the isolates was proved on ISO-agar and in ISO-bouillon at 4±0.5°C for 7 to 10 days. Further identification was performed by classical methods using suitable test reactions according to current literature. For the Acinetobacter spp. a molecular-biological testing followed by analysing a partial highly variable 16S rDNA sequence based on a computer supported system (RIDOM: Ribosomal Differentiation of Medical Microorganisms) developed in the Institute of Hygiene and Microbiology of the University of Würzburg. From 419 minced meat isolates 404 could be identified. 14 of 17 of the Acinetobacter isolates were identified to the species level. The psychrotrophic total cell counts (pcfu) ranged between 4.24 and 6.47 lg cfu/g with a median of 5.22 lg cfu/g. Comparing the types of minced meat no remarkable differences were found. The exceeding of the official limits of counts according to FlHV (more than 2 samples of one charge ranged between the index value of 6.18 lg cfu/g and the limit value of 6.7 lg cfu/g) occurred in one charge of mixed minced meat. The Gram-positive bacteria dominated in minced beef with low content of fat and connective tissue. However, the differences between the Gram-positives and Gram-negatives in minced beef, minced pork and mixed minced meat were only small. The Gram-positives were essentially determined by the lactic acid bacteria and Brochothrix thermosphacta with parts of 21.0% to 64.0% of total psychrotrophic bacterial counts and with quantities, calculated over the charges (xC), of 3.71 to 4.96 lg cfu/g. In all types of minced meat the Gram-negatives were represented by Pseudomonas spp. with parts of the total psychrotrophic counts from 21.6% to 43.4% and with mean bacterial counts from 4.33 to 4.79 lg cfu/g (xC). Ps. fragi and Ps. fluorescens were the predominant species. Psychrotrophic Enterobacteriaceae occurred irregularly with a ranging from 2.3% to 9.6% of total psychrotrophic count (pcfu). In minced meat of pork the data were 15.6% of pcfu with xC of 2.99 lg cfu/g. Serratia liquefaciens occurred most often. Aeromonas hydrophila was present in one charge of minced beef with low content of fat and connective tissue with a mean of 2.88 lg cfu/g. Acinetobacter-strains ranged from 5.5% to 17.4% of pcfu with xC from 2.81 to 3.32 lg cfu/g. The RIDOM- system yielded similarities for the Acinetobacter-isolates from 94.01 to 99.88% to the reference strains available from the database. A. lwoffii occurred most often and reached 4.74 lg cfu/g in one sample. A. baumanii and genospecies 3, which represent the most important pathogens of nosocomial infections according to literature, could not be identified. In conclusion the composition of the psychrotrophic microflora in minced meat is therefore manifold even in the course of "industrial" processing, i.e. processing in special production facilities under optimal technical conditions and strict observance of the chilling conditions. The total load with psychrotrophic micro-organisms of all four types of minced meat is approximately equal in quantity. The Gram-positive psychrotrophic minced meat microflora was substantially determined by the spoilage bacteria Brochothrix thermosphacta as well as by the group of lactic acid bacteria. The Gram- negative microflora was dominated by Ps. fragi and Ps. fluorescens. "Industrially" processed minced meats of these types do usually not harbour any health hazard for the consumer caused by psychrotrophic bacteria. Single charges with extended bacterial counts will be identified by provided microbial processing control and retrospectively eliminated. The potential of minced meat as vehicle of psychrotrophic pathogens is obviously out of question. Rapid identification of the Gram-negative psychrotrophic microflora of minced meat is now as ever difficult. Classical methods are labour-intensive procedures and not reliable in all cases. Selective culture media as well as rapid identification systems seem to be an improvement. The identification of the Acinetobacter spp. from minced meat with the RIDOM-system does not make sense in every case because reference strains available up to date are predominantly of human clinical origin. Whether other molecular based methods are indicated for the identification of the psychrotrophic minced meat microflora cannot be answered at this point. The cost-benefit-effect cannot be verified on the basis of this study. Thus, for the time being, the assessment of the minced meat microflora will still have to be based on the testing with classical methods more or less comprehensive due to hygienic requirement.