dc.contributor.author
Wiegand, Susanna
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:04:54Z
dc.date.available
2013-05-28T08:49:16.050Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7364
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11563
dc.description.abstract
Die Wahrnehmung und Bewertung einer Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
hat sich nachhaltig gewandelt. Vor 2 Jahrzehnten wurde sie weniger als
Krankheit denn eher als Symptom verstanden. Obwohl es die Erkenntnis gab, dass
ein Fortbestehen der Adipositas bis in das Erwachsenenalter mit einem deutlich
erhöhten kardiovaskulären Risiko einhergeht, wurde daraus lange nicht die
Konsequenz einer frühen Behandlung abgeleitet. Mit zunehmendem Wissen über die
Prävalenz relevanter Komorbiditäten bereits im Kindes- und Jugendalter hat
sich dieses Bild gewandelt. Die in dieser kumulativen Habilschrift
dargestellten und diskutierten Arbeiten stehen im Kontext dieser Entwicklung
und beschreiben diagnostische und therapeutische Aspekte insbesondere der
metabolischen Komorbidität adipöser Kinder und Jugendlicher. Nicht zu
vernachlässigen sind bei dieser Betrachtung der Anteil der genetischen
Disposition an der Entstehung der ursächlichen Adipositas und die zusätzlichen
Risikofaktoren (z.B. Migrationshintergrund). In einer genomweiten
Assoziationsstudie wurde 250.000 Individuen untersucht, um neue Gene bzw.
Genorte zu identifizieren, die mit der Regulation des Körpergewichts
assoziiert sind (Speliotes et al., 2010). Neben 14 bekannten wurden 18 neue
gefunden, die in ihrer Gesamtheit 1,45 % der interindividuellen Variation des
Körpergewichts erklären. Besonders an dieser GWAS war der relativ hohe Anteil
an pädiatrischen Kohorten. Neben bekannten SNPs im Bereich des FTO- und
MC4-R-Gens wurde eine neue Assoziation zum GIP-Rezeptor gefunden. Damit wurde
erstmalig auf Ebene einer GWAS die Verbindung mit dem Inkretin-System gezeigt.
Aus klinischer Sicht ist die gestörte Glukoseregulation (IGT) bis hin zum
manifesten Typ 2 Diabetes nicht mehr auf das Erwachsenenalter oder ethnische
Risikogruppen in den USA beschränkt, sondern auch bei adipösen Jugendlichen in
Europa zu finden, sofern die Diagnostik bei positiver Familienanamnese,
Acanthosis nigricans oder Insulinresistenz (erhöhter HOMA) einen
Glukosetoleranztest einschließt. Ansonsten werden annähernd 70% mit IGT
übersehen (Wiegand et al., 2004; Wiegand et al. 2005). Diese Evidenz hat
Eingang in die S2-Leitlinien zur Diagnostik der Komorbidität bei adipösen
Kindern und Jugendlichen gefunden (www.a-g-a.de/Leitlinien). Eine abnehmende
Insulinsekretion und damit ein Funktionsverlust der pankreatischen Betazelle
bei fortbestehender Insulinresistenz ist der pathophysiologische Weg zum Typ 2
Diabetes. Deshalb sind Marker einer Betazelldysfunktion von Interesse. Erhöhte
Proinsulinspiegel bzw. eine erhöhte Proinsulin/ Insulin-Ratio (PI/I) weisen
auf eine Störung der intrazellulären Insulin-Prozessierung hin. Bei adipösen
Jugendlichen mit IGT ist die PI/I-Ratio signifikant höher als bei adipösen
Jugendlichen ohne IGT (von Berghes et al., 2011). Eine Fettlebererkrankung
(NAFLD) mit der Möglichkeit einer Progression zur NASH- diese hepatische
Manifestation des metabolischen Syndroms ist erst in den letzten Jahren zum
Gegenstand epidemiologischer Studien geworden: Bei >16.000 adipösen Kindern
und Jugendlichen wurden dazu erhöhte Lebertransaminasen (AST/ALT >50 U/L)
verwendet und ein statistisch signifikanter Einfluss Pubertät, Alter und Grad
des Übergewichts gesehen. Überraschend war ein deutlich höheres Risiko für
Jungen (OR 2,3) im Vergleich zu Mädchen (Wiegand et al., 2010b). Dies wurde in
einer weiteren epidemiologischen Studie unter Einschluss der repräsentativen
KiGGS-Kohorte und der APV-Kohorte (68.415 Kinder; 11,7 Jahre) und Verwendung
der GGT als Risikomarker bestätigt (Wiegand et al., 2011). Adipöse Kinder und
Jugendliche mit Migrationshintergrund werden im Vergleich zu denjenigen ohne
Migrationshintergrund im gleichen Alter, aber zu einem späteren Zeitpunkt der
Erkrankung vorgestellt („Delay of Treatment“). Es besteht bereits bei 40% der
Kinder und Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund ein Metabolisches
Syndrom, im Vergleich zu 27% bei Kindern und Jugendlichen deutscher Herkunft
(Dannemann et al., 2011). Mit dem Wissen, dass gerade die genannten
Risikogruppen von den etablierten Therapieangeboten nur schwer erreicht
werden, stellte sich die Frage nach Möglichkeiten der sekundären Prävention
des Typ 2 Diabetes z. B. durch die medikamentöse Behandlung der
Insulinresistenz nach erfolgloser Lifestyleintervention. In einer
randomisierten plazebokontrollierten Studie erhielten 70 adipöse Jugendliche
mit über 6 Monate zusätzlich 2x 500 mg Metformin/ Tag. Beide Gruppen
profitierten in gleicher Weise, ohne dass die Metformin-Gruppe signifikant
besser bezüglich Gewicht oder Metabolismus abschnitt (Wiegand et al., 2010a).
Neben dem Versuch einer konservativen oder medikamentösen Beeinflussung der
Adipositas-Folgen bei Kindern und Jugendlichen bestand und besteht die
Hoffnung, durch ein besseres Verständnis einerseits der komplexen endokrinen
Regulation der Gewichtszunahme und andererseits der
Gegenregulationsmechanismen nach Gewichtsabnahme zu einer Erweiterung des
therapeutischen Spektrum zu kommen. Laufende Forschungsprojekte der Klinischen
Forschergruppe (KFO 218; DFG) und des Kompetenznetzes Adipositas (Konsortiums
B; BMBF) können einen Beitrag dazu leisten. In letzter Konsequenz ist aber die
langfristige Behandlung von adipösen Kindern und Jugendlichen nur in einer
Gesellschaft erfolgreich, die eine kindgerechte Lebensweise und
entwicklungsfördernde Umgebungsbedingungen ermöglicht.
de
dc.description.abstract
The view on childhood obesity changed over the last two decades from being
only a symptom to a relevant chronic disease. The increasing prevalence was
accompanied by the increasing knowledge about the cardiovascular risk already
present in adolescents. This disquisition is focused on new aspects for
diagnosis and treatment of childhood obesity and its complications. Genome
wide association analyses of almost 250.000 individuals revealed 18 new loci
associated with body mass index. Together with 14 already established risk
allels, 1.45% of the interindividual difference in BMI can be explained. A
GIP-Receptor single nucleotide polymorphism belongs to the new loci,
underlining the influence of the incretine system not only on glucose
metabolism, but also on body weight regulation. In European pediatric obesity
cohorts the prevalence and the characteristics of metabolic complications was
studied in depth: In almost 70% of obese children and adolescents with
impaired glucose tolerance the fasting glucose remained normal. Consequently,
an oral glucose tolerance test was included into the guidelines for obese
adolescents at risk for type 2 diabetes. Furthermore, an increased Proinsulin
/Insulin-ratio (PI/I), fasting and especially 30´after glucose load is
significantly associated with impaired glucose tolerance. A high PI/I-ratio is
assumed to show a beta-cell dysfunction. Non-alcoholic fatty liver disease
(NAFLD) is already present in a significant proportion of obese children and
adolescents, strongly associated with male gender, age (puberty) and extreme
obesity, using elevated liver enzymes as surrogate markers. These finding are
based on large European pediatric cohorts (>50.000 individuals) and changed
the concept of NAFLD as an adult pathology. Emigrational background belongs to
an increased risk for a metabolic syndrome in obese adolescents also in
Europe, as shown for the Turkish background. In addition, a delay of treatment
enforced morbidity in this group of patients. Therefore, in a randomized
placebo-controlled trial the effect of metformin on insulin resistance in
obese adolescents after unsuccessful lifestyle intervention was tested,
resulting in improvement in the metformin- as well as in the placebo-group.
Ongoing studies are focused on weight maintenance after significant weight
loss, concerning the hormonal and metabolic counter regulation.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
metabolic syndrome
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Von der genetischen Disposition bis zum metabolischen Syndrom: Adipositas bei
Kindern und Jugendlichen
dc.contributor.contact
susanna.wiegand@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Herr Prof. Dr. Primus E. Mullis, Bern
dc.contributor.furtherReferee
Herr Prof. Dr. Helmuth-Günther Dörr, Erlangen
dc.date.accepted
2013-05-31
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000094378-8
dc.title.translated
Obesity in children and adolescents between genetic predisposition and
metabolic syndrome
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000094378
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000013494
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access