Mit dem Ziel, die Hauptfehlerquellen bei der Durchführung einer Kaufuntersuchung von Pferden und deren haftungsrechtliche Folgen aufzudecken, wurden Unterlagen zu 189 Schadensfällen nach tierärztlichen Kaufuntersuchungen von Pferden aus den Jahren 1978-2005 ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung sind: Im überwiegenden Anteil wurde die Kaufuntersuchung durch einen Allgemeinpraktiker (80,95 %) und im Rahmen einer Fahrpraxis (84,66 %) durchgeführt. Auch bei eindeutigen Verstößen gegen die Sorgfaltspflichten waren sich die Tierärzte häufig keines Fehlers bewusst und beurteilten die an sie gestellten Ansprüche als nicht berechtigt. Die häufig formulierte Annahme, es käme vermehrt zu Reklamationen eines Pferdes, wenn der Verkäufer bei „seinem Hoftierarzt“ die Kaufuntersuchung in Auftrag gibt, konnte nicht bestätigt werden. Verhältnismäßig gingen berechtigte Schadenersatzansprüche zu gleichen Anteilen auf den Verkäufer und den Käufer zurück. Im überwiegenden Anteil der Kaufuntersuchungen (75,66 %) war die röntgenologische Untersuchung Bestandteil des Auftrags. Laut der untersuchenden Tierärzte wiesen nur 30,16 % der Pferde Beanstandungen bzw. pathologische Befunde auf. Hierbei handelte es sich zu einem großen Teil um Fehleinschätzungen, da sich über die Hälfte (51,85 %) der Ansprüche als berechtigt erwiesen. Die größte Rolle (70,69 %) spielten Fehler bei der Anfertigung oder Befundung von Röntgenbildern. In knapp der Hälfte (48,95 %) aller Röntgenuntersuchungen wurden bedeutende Befunde von den Tierärzten übersehen. Hierbei handelte es sich vorrangig um Befunde im Sinne des Podotrochlose-Syndroms (35,48 %) und Befunde im Sinne von Spat (17,20 %). 8,39 % der angefertigten Röntgenbilder wiesen hochgradige Qualitätsmängel auf. Zu einem deutlich geringeren Anteil (15,52 %) wurden klinische Befunde im Rahmen der Kaufuntersuchung übersehen. Im Vordergrund standen Befunde am Bewegungsapparat (33,3 %) und Augenerkrankungen (27,78 %). Die Aufklärungspflicht wurde in 8,62 % der Gesamtverstöße verletzt. In Einzelfällen wurde die Dokumentationspflicht verletzt oder die Kaufuntersuchung wurde nicht lege artis durchgeführt. In knapp der Hälfte (48,15 %) erwiesen sich die Schadenersatzforderungen als unberechtigt. Hauptvorwurf der Anspruchsteller war, Befunde nicht gestellt zu haben. In 26,37 % wurden dem Tierarzt unberechtigt Verstöße gegen die Aufklärungspflicht vorgeworfen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung widerspiegeln die offensichtlich bestehenden Unsicherheiten der Tierärzte im Zusammenhang mit der Durchführung der tierärztlichen Kaufuntersuchung bzw. der Interpretation und Bewertung von Untersuchungsbefunden.
With the aim of uncovering the most common faults concerning the carrying out of a prepurchase examination by a veterinarian, 189 documents about claims for compensatory after prepurchase examinations of horses between 1978-2005 have been analysed. The most important results of this study are: For the most part the prepurchase examination was done by a non specialised veterinarian (80,95 %) under the conditions of a field practice (84,66 %). Even in the case of obvious negligences of duties of care, the veterinarians were often not aware of any faults and were of the opinion, that the claims are not legitimate. Our investigation revealed that the widely-held view that there are more reclamations of horses, if the seller is client of the veterinarian is unfounded. Proportionally legitimate claims for compensatory went back equally to the seller than to the buyer. Predominantly the prepurchase examination included a radiographic examination (75,66 %). According to the opinion of the veterinarians, only 30,16 % of the examined horses were shown to have some complaint and/or revealed pathological findings. Considering that more than half of the claims for compensatory (51,85 %) were proved as legitimate, the veterinarians often misjudged horses. The most common faults concerned the taking of films or the interpretation of radiographic changes. In almost half of the radiographic examinations (48,95 %), the veterinarians failed to notice pathological findings. This concerned mainly radiographic changes of the navicular bone (35,48 %) and the tarsus (17,20 %). 8,39 % of the films were of insufficient quality. More rarely clinical findings have been overlooked by the veterinarians. Complaints affecting the locomotory system (33,33 %) and the eyes (27,78 %) have been in the fore. In total of 8,62 % the veterinarians failed their duty of enlightenment. In some cases the veterinarians failed their duty of documentation or did not observe the general valid rules of a prepurchase examination. In almost half of the cases the claims for compensatory were proved as unjustified. In most cases the veterinarians were accused of having overlooked pathological findings. 26,37 % of the veterinarians were unjustly accused of having failed their duty of informing their clients sufficiently. The results of this investigation reveal the obvious existing unsureness of the veterinarians concerning the carrying out of a prepurchase examination and the interpretation of findings.