dc.contributor.author
Stock, Marianne
dc.date.accessioned
2018-06-07T20:56:44Z
dc.date.available
2015-04-28T09:26:29.091Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7183
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11382
dc.description.abstract
Das Ziel vorliegender Arbeit ist die Darstellung der Rolle des Tierschutzes in
der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Neben der Untersuchung
ideologischer und politischer Einflussfaktoren erfolgen die Analyse der
rechtlichen Situation und die Erklärung der Bedeutung des Tierschutzes als
Ausbildungsinhalt. Thematisiert wird weiterhin die Organisation des
Tierschutzes in der DDR. Eine zentrale Fragestellung ist die Haltung der
Tierarten Rind und Schwein und die Bewertung der Produktionsverfahren unter
Tierschutzgesichtspunkten. Es wird der Versuch einer Darstellung der
sozialistischen Mensch-Nutztier-Beziehung vorgenommen. Als Quellen der Arbeit
dienten Archivalien des Bundearchivs Berlin-Lichterfelde, des Landesarchivs
Berlin, Akten des Beauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Dokumente von Zeitzeugen sowie
Artikel aus veterinärmedizinischen und landwirtschaftlichen Zeitschriften des
Landes. Außerdem wurden diverse Zeitzeugen sowohl schriftlich als auch
mündlich zur Thematik befragt. Im ersten Teil der Dissertation werden die
gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Zeitraum von 1949-1989
geschildert, die die Entwicklung der Landwirtschaft, des Veterinärwesens und
somit auch den Tierschutz maßgeblich beeinflussten. Dabei kristallisiert sich
bereits heraus, dass der Tierschutz als eigenständige Disziplin keine Rolle
spielte. Anschließend erfolgt eine Darstellung des Stellenwertes des
Tierschutzes in der Ausbildung. Es wird klar, dass Tierschutz kein Vorlesungs-
oder Prüfungsfach in der Ausbildung veterinärmedizinischer Fachkräfte war.
Deutlich wird schon hier, dass der sozialistische Tierarzt nicht als berufener
Tierschützer gefragt war, sondern dass er vielmehr Aufgaben der Förderung und
Organisation der Produktion in der zunehmend intensivierten Landwirtschaft zu
erfüllen hatte. Bei der anschließenden Aufstellung der in der DDR geltenden
tierschutzrelevanten Rechtsvorschriften wird belegt, dass ein
zusammenhängendes Tierschutzgesetz fehlte. Offiziell hatte bis zum Ende der
DDR das Reichstierschutzgesetz von 1933 noch Gültigkeit. Diese Tatsache war
aber selbst Tierärzten kaum bekannt. Daneben existierten zahlreiche
Einzelregelungen, die den Tierschutz mehr oder weniger tangierten. Jahrelang
wurde über die Neuregelung der Tierschutzgesetzgebung erfolglos debattiert.
Ähnlich zäh verliefen die über die gesamte Zeit der DDR verlaufenden
Diskussionen um eine organisierte Form des Tierschutzes. In der DDR gab es
keinen organisierten Tierschutz. Die Bildung selbstorganisierter,
demokratischer Bewegungen wurde durch die Staatsführung verhindert. In
einzelnen Gemeinden konnten Tierschutzinteressierte ihre Aufnahme in
staatliche Massenorganisationen wie den Verband der Kleingärtner, Siedler und
Kleintierzüchter oder Kulturbund durchsetzen. In den achtziger Jahren bildeten
sich innerhalb der kirchlichen Umweltgruppen vereinzelt Tierschutzgruppen, in
denen Tierschützer unter dem Schutz der Kirche zumindest Gedankenaustausch
betreiben konnten. Im Bereich der privaten Tierhaltungen der Bürger waren
offiziell die Beiräte für Tierschutz und Tierhygiene für die Einhaltung des
Tierschutzes verantwortlich. Diese existierten jedoch nur vereinzelt in
größeren Städten. In den übrigen Gemeinden war das örtliche Veterinärwesen für
Tierschutzbelange zuständig. Im zweiten Teil der Arbeit werden die Haltungs-
und Fütterungsmethoden von Rindern und Schweinen in der DDR untersucht. Es
wird aufgezeigt, dass abhängig von der landwirtschaftlichen Entwicklung
verschiedene tierschutzrelevante Probleme auftraten. Eine der wichtigsten
Ziele der DDR-Regierung war die Eigenversorgung des Landes mit Lebensmitteln
tierischer Herkunft. Der Stellenwert des Einzeltieres sank mit
fortschreitender Intensivierung der Landwirtschaft stetig. Bei der Einführung
industriemäßiger Produktionsmethoden wurde in erster Linie darauf geachtet,
dass die Produktivität verbessert und Kosten minimiert werden konnten.
Arteigene Verhaltensmuster der Nutztiere wurden dabei kaum berücksichtigt.
Speziell die Bewegungs- und Beschäftigungsbedürfnisse konnten in den meisten
landwirtschaftlichen Tierhaltungen nicht ausreichend befriedigt werden. Es
wurden verschiedene neue Methoden direkt am Tier getestet, wobei nicht selten
vermeidbare Leiden für Tiere entstanden. Die von der Partei diktierten
Planvorgaben mussten unabhängig von den in der Praxis gegebenen Möglichkeiten
umgesetzt werden. Als problematisch aus Sicht des Tierschutzes war vom
Zeitpunkt der Kollektivierung an vor allem die Haltung zu vieler Tiere, für
die das erforderliche Futter oft nicht beschafft werden konnte. Um
Futterreserven zu erschließen, war man sehr erfinderisch. Nicht selten kam es
durch die Erprobung von Reservefuttermitteln zu Erkrankungen und Todesfällen
bei den Tieren. Der Mangel an Futter, Baumaterial, Kapital und schließlich
auch ein Mangel an qualifiziertem und motiviertem Personal waren wichtige
Ursachen dafür, dass vor allem im Jungtierbereich bis zum Ende der DDR massive
Verluste entstanden. Die Bürger der DDR wurden über die Abläufe in den
landwirtschaftlichen Betrieben kaum informiert. Tierschutz und Tierhygiene
wurden in der industriemäßigen Tierhaltung als fixe Einheit verstanden, die
hinter ökonomischen Interessen zurückzustehen hatte. In der DDR hatte
ethischer Tierschutz, der das Tier als leidensfähiges Mitgeschöpf in den
Mittelpunkt stellt, kaum eine Bedeutung.
de
dc.description.abstract
The topic of the present study is to depict the role of animal welfare in the
former German Democratic Republic (GDR). In addition to the study of the
influencing ideological and political factors, the analysis of the then
existing legal basis and an explanation of the importance of animal welfare in
veterinary education are performed. Furthermore, the organisation of animal
welfare in the GDR is picked out as a central theme. A major issue is the
husbandry of the bovine and porcine species and the assessment of the animal
production methods with regard to animal welfare. An attempt is being made to
describe the so-called socialist relationship between human beings and
productive livestock. The sources used for this dissertation were archived
documents from the archives of the Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (Federal
Archives Berlin-Lichterfelde), the Landesarchiv Berlin (State Archives Berlin-
Lichterfelde) and files of the Federal Commissioner for the Records of the
State Security Service of the former GDR, documents of contemporary witnesses
as well as articles from professional veterinary and agricultural journals. In
addition, several contemporary witnesses were interviewed to the subject both
in writing and orally. In the first part of the dissertation the general
socio-political conditions in the period between 1949 and 1989, which
influenced the development of agriculture, veterinary services and thus also
animal welfare considerably, are described. This shows already that animal
protection as an independent discipline was irrelevant. Afterwards the
importance of animal welfare in the veterinary education is being presented.
Herein it becomes clear that animal welfare was neither a lecture nor an
examination subject in veterinary studies. This already reveals that the
socialist veterinarian was not supposed to be a dedicated animal rights
activist by profession, but that in fact he rather had to fulfil tasks in
order to promote and organise the production in a more and more intensified
agriculture. By means of the then following compilation of the valid statutory
regulations of the GDR dealing with animal welfare, it is documented that
there was no consolidated animal welfare act. Until the end of the GDR in 1990
the German Reich Animal Welfare Act of 1933 was officially still valid. This
fact, however, was hardly known even to veterinarians. Besides that, there
were a lot of single regulations dealing more or less with aspects of animal
welfare. For years debates were made on a reorganisation of the legislation
concerning the protection of animals, but to no avail. Throughout the entire
existence of the GDR discussions on how to establish an organised form of
animal welfare went on in a similarly tenacious manner. There was no organised
animal protection in the GDR. The formation of self-organised, democratic
movements was prevented by the government. In some communities people
interested in animal welfare were able to enforce their admission to state
mass organisations like the “Verband der Kleingärtner, Siedler und
Kleintierzüchter” (union of garden plot holders, settlers and small animal
breeders) or the “Kulturbund” (cultural federation). In the 1980s some groups
dedicated to animal welfare emerged sporadically within environmental groups
of the church. Thus protected by the church these animal rights activists were
at least able to exchange their thoughts and ideas. In the area of animal
husbandry by individuals the so-called advisory councils for animal hygiene
and welfare were officially responsible for the compliance of the animal
welfare regulations. However, they only existed sporadically in major cities.
In all other communities the local official veterinary surgeons were
responsible for animal welfare matters. In the second part of the thesis, the
keeping and feeding methods of cattle and pigs in the GDR are investigated. It
is shown that depending on the agricultural development various problems
occurred in conjunction with animal welfare. One of the main objectives of the
East German government was the self-sufficiency of the country with foods from
livestock breeding. The significance of the single animal became steadily less
important due to the increasing intensification of agriculture. When
introducing factory farming methods attention was primarily paid to improve
productivity and to minimise costs. In doing so, the characteristic behaviour
patterns of the farm animals were hardly taken into account. In most of the
livestock husbandry cases especially the needs of the animals for movement and
activity could not be satisfied adequately. Various new methods have been
tested directly on animals, which very often caused otherwise avertible
suffering for them. The plan requirements dictated by the Party and
subsequently by the government had to be implemented by all means without
accounting for the real possibilities existing in practice. Ever since the
collectivization until the end of the GDR one of the biggest problems as
regards animal welfare was the husbandry of too many animals for which it was
often impossible to get the necessary forage. In order to tap forage reserves,
one was very inventive. The testing of alternative forages often resulted in
animals falling ill or dying. The lack of forages, building materials, capital
and finally also a lack of qualified and motivated personnel were important
causes for the massive losses that mainly occurred on young cattle until the
end of the GDR. The citizens of the GDR were hardly informed about the
processes in the agricultural operations. In industrial livestock husbandry
animal welfare and hygiene were considered as a fixed entity that had to stand
back behind economic interests. Ethical animal welfare that centres the animal
as a fellow creature being capable of suffering was almost irrelevant in the
GDR.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
animal welfare
dc.subject
german democratic republic
dc.subject
industrial livestock production
dc.subject
factory farming
dc.subject
veterinary history
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Tierschutz in der DDR
dc.contributor.firstReferee
PD Dr. Martin-Fritz Brumme
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Volker Hess
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Dr. Theodor Hiepe
dc.date.accepted
2015-03-30
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000099183-2
dc.title.subtitle
Hintergründe zur Entwicklung des Tierschutzes und seiner Organisation.
Exemplarische Analyse der Haltungsbedingungen der Tierarten Rind und Schwein
unter Tierschutzgesichtspunkten
dc.title.translated
Animal Welfare in the GDR
en
dc.title.translatedsubtitle
Background of the development of animal welfare and its organisation.
Exemplary analysis of the husbandry conditions of the species cattle and pigs
and their evaluation with regard to animal welfare
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
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FUDISS_thesis_000000099183
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Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000016973
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