dc.contributor.author
Brüggenjürgen, Bernd
dc.date.accessioned
2018-06-07T20:55:09Z
dc.date.available
2010-04-16T09:55:52.357Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7135
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11334
dc.description.abstract
Ziel der vorliegenden Habilitationsschrift ist es, am Beispiel ausgewählter
Arbeiten die Anwendung von gesundheitsökonomischen Analysen im Rahmen von
Entscheidungsprozessen im Gesundheitswesen darzustellen, sowie die aktuellen
Umsetzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im deutschen Gesundheitswesen
aufzuzeigen. Gesundheitsökonomische Modelle dienen dem Verständnis der
Kostenstruktur ausgewählter Erkrankungen und helfen, die kurz- und
langfristigen Effekte und Kosten einer Technologie abzubilden. Modellierungen
kommen insbesondere in Situationen mit nicht ausreichender Datenlage zum
Einsatz und liegen überwiegend als Entscheidungsbaumverfahren bzw. Markov-
Modelle vor. Sie unterstützen die Synthese von Kurz- und Langzeitergebnissen,
helfen den Transfer von Studien in Alltagsbedingungen zu modellieren oder
werden im Rahmen der Evaluation eingesetzt. Mit Hilfe der Versorgungsforschung
können reale setting-bezogenen Daten in die entscheidungsunterstützende
Modellierung integriert werden. Die Analyse detaillierter Kostenstrukturen
wurde am Beispiel der überaktiven Blase (OAB) aufgezeigt. Auf Basis
epidemiologischer Studien belaufen sich die direkten OAB-bezogenen Kosten auf
€ 3,98 Mio., wovon die gesetzliche Krankenversicherung € 1,76 Mio. tragen
muss. € 1,8 Mio. entstehen im Rahmen der Leistungen der Pflegeversicherung und
€ 0,41 Mio. werden von den Patienten selbst getragen. Der größte Kostenblock
der OAB sind die Aufwendungen für pflegerische Maßnahmen. Krankheitskosten-
Analysen helfen Kostenstrukturen aufzudecken und erste Hinweise für
Größenordnungen von gesundheitlichen Problemen zu geben. In der zweiten
vorgestellten Arbeit wurden die langfristigen Konsequenzen einer einjährigen
Gabe von Clopidogrel bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom ohne ST-
Streckenhebung betrachtet. Mit Gesamt-Kosten in der Clopidogrel Gruppe von €
8.953 pro Patient und in der ASS-Gruppe von € 8.548, konnte auf Basis der
Zulassungsstudien ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von € 3.113 pro gewonnenen
Lebensjahr ermittelt werden. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus Sicht der
Krankenversicherung liegt international im mittleren Bereich. Alle Analysen
basierten auf einer Markov-Modellierung, die den langfristigen Verlauf der
Erkrankung beschreibt. Die dritte Publikation berichtet über den
Kostenvergleich eines flexiblen Asthmatherapieregimes gegenüber einer starren
Dosierung bei der Anwendung fixer Budesonid/Formoterol-Kombinations-
Inhalatoren. Asthmabezogene Gesamtkosten (€ 277 vs. € 340), direkte Kosten (€
221 vs. € 292) und Kosten durch Studienmedikation (€ 162 vs. € 234) waren für
das flexible Regime niedriger als bei konventioneller Behandlung. Die
Kostenstruktur wurde im Versorgungsalltag erhoben, was aus Sicht der
Krankenversicherungen als Bewertungsansatz bedeutsam ist. Die Kosten der
Versorgung von Patienten mit Knieknorpelläsionen in den ersten fünf Jahren
nach Operation werden in der vierten Publikation dargestellt. Die direkten
Kosten betrugen in Jahr eins bis fünf € 782, € 398, € 420, € 272 und € 361.
Die Höhe der Folgetherapiekosten, sowie die trotz umfangreicher Behandlungen
nachhaltig reduzierte Lebensqualität der Patienten machen deutlich, dass ein
großes Potential zu Verbesserung des Nutzens sowie des Kosten-Nutzen-
Verhältnisses in der Patientenversorgung besteht. Ökonomische Evaluationen
können auch auf Basis vorhandener Primärdaten erstellt wer-den, was in der
vierten Arbeit am Beispiel der BASS Studie gezeigt wurde. Durchschnittliche
direkte Schlaganfall-Kosten pro Patient mit Vorhofflimmern waren höher als die
Kosten von Patienten ohne Vorhofflimmern (€ 11.799 vs. € 8.817). Auch nach
Adjustierung blieb die signifikante Differenz in Bezug auf die akuten
Hospitalisierungskosten bestehen. Die medizinische Versorgung von
Schlaganfall-Patienten mit Vorhofflimmern erfordert einen höheren
Ressourcenverbrauch. In der letzten Arbeit wurde die Einführung einer
Technologie am Beispiel der Sirolimus-freisetzenden Stents (SES) mit Hilfe
eines sequentiellen Kontrolldesigns untersucht. Die SES-Patienten verursachten
im Vergleich zu unbeschichteten Stents (BMS) über 18 Monate aufgrund der
höheren Stentpreise höhere Gesamtkosten (SES € 13.950 versus BMS € 12.273).
Die Ergebnisse der allgemeinen und krankheitsspezifischen Lebensqualität zeig-
ten nach Implantation eines SES verbesserte Werte. Die Ergebnisse der Studie
können als Grundlage für Entscheidungen bezüglich der Leistungsplanung und
-erstattung dienen. Gesundheitsökonomische Evaluationen sollten sektor- und
budgetübergreifend durchgeführt werden. Um eine Vergleichbarkeit von
Publikationen zu erreichen, ist bei der Erhebung der Kostendaten ein
standardisierter Ansatz zu fordern. Kosten-Nutzen-Bewertungen können zum
Einführungszeitpunkt eines neuen Verfahrens noch nicht über Nutzen- und
Kosteneffekte im Versorgungsalltag verfügen. Daher wäre eine zunächst
befristete bzw. probatorische Erstattungszusage aus ökonomischer Sicht
sinnvoll. Parallel zur Einführung der Kosten-Nutzen-Bewertung sollte eine
gesellschaftliche Wertediskussion im Sinne einer Priorisierung von Leistungen
öffentlich und transparent geführt werden, da der wissenschaftliche
Nutzenbeleg und die Kosten-Nutzen-Bewertung allein nicht zu einer
Entscheidungsfindung ausreichen.
de
dc.description.abstract
The objective of this cumulative summary for a postdoctoral qualification as
lecturer is to outline the use of health economic analyses in decision-making
processes, exemplified by six previously published articles of the author.
Furthermore, current implementation and development opportunities concerning
health economic evaluations in the German healthcare setting will be
highlighted. Health economic models provide an understanding of cost
structures of diseases, as well as short and long-term impact of interventions
on costs and outcomes. Modelling is applied particularly in complex situations
with restricted or not yet available evidence from studies, with decision
trees and Markov models being the predominant technologies utilised. These
economic models support the synthesis of short and long-term results,
simulating the transfer of study results into real life settings which can
then be applied to compare treatment strategies. Data from health services
research can further strengthen decision-supporting modelling by addressing
setting-related issues. The burden of disease study of overactive bladder
(OAB) provides an example for the analysis of detailed cost structures. Based
on German epidemiological data, OAB-related costs accrue to € 3,98 mill. with
€ 1,76 mill. to be borne by the statutory health insurance (SHI). € 1,8 mill.
arise due to nursing care services whereas € 0,41 mill. are out of pocket
payments of patients. The major cost component is costs related to nursing
care. Cost of disease analyses help understand cost structures and provide a
initial indication of the magnitude of healthcare resource spending in
selected health issues. The second publication presents long-term consequences
of a one-year administration of Clopidogrel in addition to aspirin (ASA)
compared to ASA monotherapy in patients with acute coronary syndrome without
ST-segment elevation. Patients receiving Clopidogrel plus ASA or ASA alone
accrued cumulative costs of € 8,953 and € 8,548 per patient respectively.
Based on the clinical approval study, a cost-efficacy ratio of € 3,113 per
life-year saved was calculated. In an international context the cost-efficacy
ratio from a sickfund perspective ranks a medium-range position. Analyses were
based on a Markov model, which allowed depiction of the long-term course of
disease, related costs and potential treatment impact. The third study
highlights the contribution of real healthcare data to modelling by a cost
comparison of an adjustable maintenance treatment of asthma with
budesonide/formoterol in a single inhaler versus fixed treatment over 12
weeks. Both asthma-related total costs (€ 277 vs. € 340), direct costs (€ 221
vs. € 292), as well as costs due to study medication (€ 162 vs. € 234) were
lower for the adjustable regime compared to fixed treatment. The fact that
costs were based on a real-life setting was of particular importance from a
third party payer perspective. The cost of care of patients with cartilage
lesions of the knee after a first surgical intervention are described in the
fourth publication selected. From the first to the fifth post-operative year,
the respective annual direct costs totalled € 782, € 398, € 420, € 272 and €
361. These substantial follow-up costs of patients occurred despite intensive
treatment efforts and demonstrate the broad potential to improve patient
outcomes and related cost-efficacy ratios when delivering care for patients
with knee cartilage lesions. Primary study data might also serve as a sound
basis for economic evaluations, as illustrated in the fifth study using data
from the German Berlin Acute Stroke Study (BASS). Average direct stroke-
related costs per patient with atrial fibrillation were higher compared to
those in patients without atrial fibrillation (€ 11,799 vs. € 8,817). After
adjusting for confounders, necessary due to the real-life nature of the study,
the difference between acute hospitalisation costs remained significant.
Delivering healthcare to stroke patients with atrial fibrillation induces
higher resource consumption and costs. With the last selected study, the
author exemplifies the economic evaluation of a newly launched medical
technology using the example of sirolimus-eluting stents (SES) in patients
with coronary disease. The total costs of SES implantation were compared to
bare metal stents (BMS) applying a sequential control design. In comparison to
patients with BMS, SES patients incurred higher total costs (SES € 13,950
versus BMS € 12,273) during the follow-up period of 18 months, primarily due
to the higher SES price. After implantation of SES, both generic and disease-
specific quality of life data showed better outcomes compared to BMS. With the
incorporation of real-life evidence into new health technology appraisals by
German decision-making bodies, these study results could serve as a basis for
resource planning and reimbursement allocation. Health economic evaluations
should incorporate all relevant sectors and budgets along the course of the
disease. With regard to obtaining unit costs, crucial in guaranteeing
comparability of results and publications, a standardised official costing
data set has yet to be established for Germany. Additionally, cost-benefit
assessments of medical technologies at market launch can not yet incorporate
real-life data with regard to long-term costs and clinical outcomes. Hence,
from an economic perspective, a conditional and restricted reimbursement
approval would be recommendable until these data become available. In parallel
to introducing cost-benefit assessments a transparent and public discussion on
societal values for priorisation of healthcare services should be conducted,
as these are essential elements of the complex allocation decisions in
healthcare. As such, scientific clinical evidence and cost-benefit assessment
are vital but are not the only criteria sufficient for decision-making in
healthcare.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Economic Modelling
dc.subject
Health Technology Assessment
dc.subject
Economic Analysis
dc.subject
Decision-Making
dc.subject
German Healthcare Service
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Gesundheitsökonomische Analysen zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen
im Gesundheitswesen
dc.contributor.contact
bernd.brueggenjuergen@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Wolfgang Greiner
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. J.-Matthias Graf von der Schulenburg
dc.date.accepted
2009-12-14
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000015584-9
dc.title.translated
Health Economic Analyses and Decision-Making in Healthcare
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000015584
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000011608
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open access