dc.contributor.author
Ribbat, Cosima
dc.date.accessioned
2018-06-07T15:11:48Z
dc.date.available
2009-08-03T11:31:43.569Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/712
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-4914
dc.description.abstract
Durch die Sichtung verschiedener Quellen wie Tischvorlagen, Vorträge und
Korrespondenzen sowie persönliche Befragungen von Zeitzeugen war es mir
möglich, die Geschichte und Bedeutung der Tierärztlichen Ambulanz Schwarzenbek
zu dokumentieren. Die Teilung Deutschlands und die Insellage Westberlins bis
1989 machte es notwendig, für die Studierenden des Fachbereichs
Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin eine Außenstelle ins Leben zu
rufen, die es ermöglichte, veterinärmedizinische Erfahrung in der
landwirtschaftlichen Nutztierpraxis zu sammeln. Mit der Berufung von Professor
Dr. med. vet. Gerhard von Mickwitz auf eine Professur für Forschung und Lehre
auf dem Gebiet der Krankheiten des Schweines und der Gerichtlichen
Veterinärmedizin gewann die Freie Universität Berlin einen Wissenschaftler,
der bereit war, diese Notwendigkeit in die Praxis umzusetzen. Von 1979 bis
1997 unterhielt die Freie Universität Berlin eine Außenstelle in Schleswig-
Holstein unter der Bezeichnung „Tierärztliche Ambulanz und Diagnostischer
Dienst Schwarzenbek, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin“.
Außer der Insellage Berlins und der Tatsache, daß auch in anderen Großstädten
mit veterinärmedizinischen Fakultäten die Ambulanzfahrten aufgrund der großen
zurückzulegenden Entfernungen ins Umland immer ineffektiver wurden, gab es
einen weiteren wichtigen Grund, diese Außenstelle ins Leben zu rufen: die
Studenten sollten mit dem zunehmend an Bedeutung ge-winnenden Fachgebiet der
Bestandstierheilkunde vertraut gemacht werden. Die Idee, Bestandstierheilkunde
und praxisorientierten Unterricht zu verknüpfen, läßt sich bis zu Dr. med.
Christian Cothenius (1708-1789) unter der Regierungszeit von Friedrich dem
Großen zurückverfolgen. In neuerer Zeit kann man die Professoren Theodor
Oppermann, Edmund Hupka und Erich Aehnelt als Wegbereiter für eine
praxisorientierte Ambulanz ansehen, deren Umsetzung durch Gerhard von Mickwitz
mit der Gründung der Tierärztlichen Ambulanz Schwarzenbek erfolgte. Die Freie
Universität Berlin erwarb 1979 eine Landpraxis in Schwarzenbek, Kreis
Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein, die genügend landwirtschaftliche
Betriebe in der nächsten Umgebung aufwies. Die Verkehrsanbindung nach Berlin
war durch den Transitverkehr über die Autobahn und die Bahnverbindung Berlin-
Hamburg gegeben. Zunächst wurden beengte Räumlichkeiten genutzt, um Personal,
Studenten und Labore unterzubringen sowie Tiere einzustellen, die zu
Demonstrationszwecken nach Berlin gebracht werden sollten. 1986 konnte ein
Neubau bezogen werden, der sich im Industriegebiet Schwarzenbek in der
Röntgenstraße 12 befand. Dort war auf einem Gelände von 1,3 ha neben einem
Gebäude mit Arbeitsräumen, Bibliothek, Apotheke, Laboren und Stallungen auch
Platz für einen Wohntrakt geschaffen worden, der Räumlichkeiten für die
Unterbringung von Studenten, Gast-Dozenten und Doktoranden bot. Hauptaufgabe
der Tierärztlichen Ambulanz Schwarzenbek (TAS) war die studentische Ausbildung
auf dem Gebiet der Bestandstierheilkunde. Neben Praktika und dem freiwilligen
Seminar „Einführung in das Berufsbild des Tierarztes (Schwerpunkt
Nutztierhaltung)“ war der einwöchige Pflichtkurs „Bestandsdiagnostik und
Therapie bei landwirtschaftlichen Nutztieren“ ein vorgeschriebener wichtiger
Bestandteil des Unterrichts. Mit den Veränderungen der Haltungsformen und
Bestandsgrößen in der tierischen Produktion spielen bestandsweise auftretende
Gesundheitsstörungen bei allen landwirtschaftlichen Nutztieren eine immer
größer werdende Rolle. An die Aufgabe der Bestandsbetreuung als zukünftige
Tierärzte sollten die Studenten im Rahmen der Übungen zur Bestandsdiagnostik
und –therapie herangeführt werden. Insgesamt haben mehr als 2.500 Studenten an
der Ausbildung in dieser Außenstelle der Freien Universität Berlin
teilgenommen. Der 36 Wochenstunden umfassende Kursus wurde vom Leiter der TAS
und fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern durchgeführt und gliederte sich in
drei Abschnitte: 1.: Übungen an vier Vormittagen 2.: Ambulanzausfahrten 3.:
Übungen zu ausgewählten Kapiteln der Bestandsdiagnostik und –therapie
(Schwein/ Rind) Umfragen ergaben sowohl bei den Studenten als auch bei den
Dozenten eine positive Resonanz hinsichtlich dieser Form des studentischen
Unterrichts. Zur Gewährleistung einer qualifizierten Ausbildung am Tier und in
Beständen und um den Studenten eine Vielzahl von Krankheitsbildern und
veterinärmedizinischen Problembereichen zu zeigen, war der Betrieb einer
Großtierpraxis nötig, der auch diverse Dienstleistungen beinhaltete. Neben der
kurativen Praxis und dem Angebot von Rinder- und Schweinebesamungen stand den
Landwirten und auch den umliegenden Tierarztpraxen eine weitreichende
Diagnostik zu Verfügung: vor Ort durch qualifizierte Mitarbeiter der TAS im
Praxisalltag und durch den Diagnostischen Dienst bei bestandsspezifischen
Problemen, sowie in der TAS selbst durch Labore und die Pathologie. Die
tierärztlichen Leistungen wurden gemäß der „Gebührenordnung für Tierärzte“ den
Landwirten in Rechnung gestellt; diese Einnahmen sowie der Gewinn aus dem
Medikamentenverkauf wurden an die Universität abgeführt. Bis auf die
Personalkosten, die in erhöhtem Maße durch den Unterricht sowie den
Praxisbereitschaftsdienst rund um die Uhr anfielen, trug sich die Einrichtung
selbst. Es konnten für einzelne Vorhaben beträchtliche Zuwendungen aus
Drittmitteln eingeworben werden. Weitere Dienstleistungen der TAS bestanden in
Fortbildungsveranstaltungen für Tierärzte, Landwirte, Schlachthofmitarbeiter
und Tiertransporteure. Die alltägliche Praxis machte es möglich, klinisch
interessante Tiere für den studentischen Unterricht in Berlin zu sammeln und
wöchentlich zusammen mit weiterem Übungsmaterial nach Berlin zu
transportieren. In der Tierärztlichen Ambulanz Schwarzenbek hat ein relativ
kleiner Stamm von wissen-schaftlichen Mitarbeitern vielfältige Aufgaben
erfüllt, nämlich Dienstleistungen für landwirtschaftliche Betriebe und
Tierärzte sowie Lehre und Forschung auf dem Gebiet der fächerübergreifenden
Bestandsbetreuung von landwirtschaftlichen Nutztierbetrieben im weiteren Sinne
abgedeckt. Die rege wissenschaftliche Tätigkeit läßt sich exemplarisch mit der
Zahl von Veröffentlichungen, Fortbildungsveranstaltungen und Vorträgen
belegen. Durch die Kontakte mit den betreuten Betrieben bot die TAS
wissenschaftlichen Mitarbeitern aller Fachbereichsinstitute und zahlreichen
Doktoranden den Zugang zu einer Fülle von Untersuchungsmaterial, welches sie
für Forschungen und Dissertationen nutzen konnten. Es gab folgende
Forschungsschwerpunkte: \- Klinische Epidemiologie \- Hygiene, Fütterung und
Mykotoxikosen \- Homöopathie \- Tierschutz in der modernen Nutztierhaltung bis
hin zur Schlachtung. 66 Doktoranden wurden von der TAS betreut und haben ihre
Arbeit fertiggestellt. Eine Habilitationsschrift wurde 1995 veröffentlicht.
Aus den Forschungen zum Tierschutz beim Transport und beim Schlachtvorgang
ergab sich, daß dieses Gebiet zu den bisher vernachlässigten zählte. Es wurde
eine eigene Forschungsgruppe eingerichtet, die zum Ziel hatte, den Umgang mit
Schlachttieren auf dem Transport und auf dem Schlachthof einschließlich der
Betäubung und dem Schlachtvorgang zu überprüfen und wissenschaftlich zu
begleiten. Dieses Projekt wurde von der Erna Graff-Stiftung für Tierschutz und
aus Mitteln der Europäischen Gemeinschaft gefördert. Aus dieser Forschung
entstand 1993 das „Beratungs- und Schulungsinstitut für schonenden Umgang mit
Zucht- und Schlachttieren (bsi)“, das inzwischen als Gesellschaft bürgerlichen
Rechts selbständig existiert und arbeitet. Das Ende der TAS wurde durch die
Wiedervereinigung Deutschlands 1990 eingeläutet. Wie an vielen deutschen
Fakultäten kam es damals zu massiven finanziellen Einsparungen. In Berlin kam
erschwerend hinzu, daß es in Ost- und Westberlin je eine veterinärmedizinische
Fakultät gab, die durch das Fusionsgesetz 1992 zur Vereinigung gezwungen
waren. Die einzusparenden Stellen und die Annahme, im wiedergewonnenen
Berliner Umland ähnliche Möglichkeiten für den studentischen Unterricht zu
finden, hatten 1997 die Schließung der Tierärztlichen Ambulanz Schwarzenbek
zur Folge.
de
dc.description.abstract
By screening various sources, such as handouts, lectures, official and
personal correspondence, and interviewing historical eyewitnesses, it was
possible to reconstruct the history and document the importance of the
Veterinary Ambulance and Diagnostic Services Schwarzenbek. Before 1989, when
Germany was devided and Berlin in an insular situation separated from the
Federal Republic, it seemed necessary to establish a field station of training
for students studying at the Faculty of Veterinary Medicine at Freie
Universität Berlin (FUB) outside of Berlin, giving students the opportunity to
experience veterinary practice with livestock. With the appointment of
professor Dr. med. vet. Gerhard von Mickwitz to the chair for Pig Deseases and
Forensic Veterinary Medicine the FUB called a scientist and scholar, who was
willing and able to put such an idea into practice. The project was realized
under the name of Tierärztliche Ambulanz Schwarzenbek (TAS) des Fachbereichs
Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin (Veterinary Ambulance and
Diagnostic Services Schwarzenbek of the Free University of Berlin). The field
station was established in the city of Schwarzenbek, Schleswig-Holstein, in
1979 and maintained until 1997. Besides the insular situation of Berlin and
due to the fact, that the distance from the veterinary faculties in the large
cities to the clientele living in rural areas became more and more inefficient
for ambulatory missions, there was another reason for establishing a field
station for practical experience: students had to become familiar with the
increasing importance of the new subject of “herd level veterinary medicine”.
The idea of connecting herd level veterinary medicine with practice oriented
teaching can be traced back to Dr. med. Christian Cothenius (1708-1789)
practicing during the reign of Frederic II of Prussia. In newer times the
professors Theodor Oppermann, Edmund Hupka and Erich Aehnelt can be considered
the pioneers of practice oriented mobile veterinary services, which Gerhard
von Mickwitz ultimately turned into reality by founding TAS. In 1979 the FUB
purchased a rural veterinary practice in Schwarzenbek, Kreis Herzogtum
(District of the Duchy of) Lauenburg in Schleswig-Holstein, which had a
sufficient number of farms and thus clientele of veterinary services. Comuting
to Berlin was quite easy by using the transit route across the Autobahn or the
train Berlin-Hamburg. At first, staff members and students were accommodated
on the tight premisis, laboratories were installed and domestic livestock
purchased, which for demonstrative purposes could be brought to the faculty in
Berlin. 1986 the unit moved into a new building located at Röntgenstraße 12 in
the industrial district of Schwarzenbek. Besides the offices, library,
pharmacy, laboratories and stables the facility offered lodgings for
accommodating students and doctoral graduates, guest researchers and
lecturers. The main function of TAS was training students in the field of herd
level veterinary medicine. Besides practical studies and a facultative seminar
entitled Einführung in das Berufsbild des Tierarztes (Schwerpunkt
Nutztierhaltung) (Introduction into the nature of the veterinary profession
(emphasizing livestock)), the study unit required the important one week
course on “Herd level diagnostics and therapy for domestic livestock”. Because
of the changes in livestock farming and increase in herd sizes, health
disorders among all kinds of animal farming at herd level increased as well.
As future veterinaries the students thus had to be introduced into the
practice of herd level diagnostics and therapy. All in all, more than 2500
students studied this subject at TAS. The studies at TAS comprised 36 hours a
week and were taught by the head of the institution and five of its
assistants. This course had three parts: 1\. four days of practices in the
morning 2\. ambulance missions 3\. specific exercises related to selected
chapters on herd level diagnostics and therapy for pigs and cattle. Interviews
showed that this type of curriculum was well accepted among students and
teachers. To ensure qualified training with individual animals as well as with
herds and in order to introduce students to a variety of diseases and their
clinical pictures and specific veterinary problem areas, the maintenance of a
large veterinary practice centre with various services was required. Besides
the curative practice and surgery, cattle and pig insemination was offered.
Furthermore, farmers and veterinaries of the area received high end
diagnostics in their daily practice at their locality by qualified personnel
of TAS and in case of specific herd level problems assistance by the
Diagnostic Services and at the centre with its laboratories and the pathology.
The veterinary services were billed according to the Gebührenordnung für
Tierärzte (schedule of veterinarian fees). These takings as well as the money
for medicaments were remitted to the university. Except for the extra expenses
on staff personnel due to the larger number of training hours and stand-by
duty around the clock, TAS financed itsself. For many of the projects carried
out, substancial third party grants and allocations (Drittmittel) were
acquired. Other reimbursed services of TAS included further professional
training for practicing veterinarians, farmers, workers in slaughterhouses and
livestock transportation. The daily work in practice made it possible to
identify animals of clinical interest for instruction and study in Berlin,
transporting them together with other training material weekly to the city.
The relatively small number of permanent academic staff of TAS had a variety
of duties, covering various services for livestock businesses and practicing
veterinarians. Besides that, they were engaged in training and research in the
interdisciplinary field of herd level veterinary medicine, which required more
than looking after livestock. The productivity of the scientific work done is
suggested, for example, by the large number of scientific publications,
invited lectures and in-service activities. Due to the steady and sound
relationship TAS had built up with its clientele it opened access to a wealth
of data from them and the examinations performed. This was available to the
academic staff of all faculty institutes and to graduate students, who used it
for research purposes and doctoral theses. The following main research areas
existed: \- clinical epidemiology \- hygiene, feeding and mycotoxicosis \-
homeopathy \- modern livestock farming including slaughter (concerning
prevention of cruelty) At TAS 66 graduates of the veterinary sciences finished
their doctoral theses and in 1995 also a thesis for habilitation was
published. The studies on animal protection against cruelty during
transportation and slaughtering revealed that this problem area had been
neglected by research. Consequently, a special research group was installed in
order to investigate and evaluate how the animals were handled during
transportation and at the slaughterhouses, including anesthetization and
actual slaughtering. The project was sponsored by the Erna Graff Foundation
for Animal Welfare and by the European Union. Due to its research the
Beratungs- und Schulungsinstitut für schonenden Umgang mit Zucht- und
Schlachttieren (bsi) (consulting and training institute for gentle handling of
livestock in breeding and slaughtering) was founded in 1993 and since then has
been turned into a corporate association of own legal standing, existing and
working independently. The end of TAS was foreseeable when Germany was
reunited in 1990. For the specific situation in Berlin a drastic step towards
reorganizing the university landscape followed, including a considerable cut
in financing. As in East as well as in West Berlin a faculty of veterinary
medicine had existed, an arrangement of unification had to be found according
to the law of merger (Fusionsgesetz) of 1992. The required reduction of staff
due to the merger and the expectation, that in the rural areas near Berlin
similar opportunities for practice oriented training in the study of
veterinary medi-cine could be reestablished, it was decided to finally close
down TAS in 1997.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
veterinary schools
dc.subject
veterinary education
dc.subject
veterinary history
dc.subject
veterinary practice
dc.subject
veterinary services
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft
dc.title
Zur Geschichte der Tierärztlichen Ambulanz Schwarzenbek (TAS) des Fachbereichs
Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin 1979 bis 1997
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. em. Dr. Gerhard von Mickwitz
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. em. Dr. Hans-Hasso Frey
dc.contributor.furtherReferee
PD Dr. Martin Fritz Brumme
dc.date.accepted
2009-06-08
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000011712-2
dc.title.subtitle
Bestandsdiagnostik und -therapie als Unterrichtseinheit im
Veterinärmedizinstudium
dc.title.translated
History of the Veterinary Ambulance and Diagnostic Services Schwarzenbek (TAS)
of the Free University of Berlin 1979 to 1997
en
dc.title.translatedsubtitle
Herd level diagnostics and therapy as element in the curriculum of training
veterinary medicine students
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
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FUDISS_thesis_000000011712
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Mensch und Buch Verlag
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