Mit der vorläufigen Formulierung des Alkoholabhängigkeitssyndroms als dimensionales Phänomen durch Edwards und Gross 1976 erfolgte ein Paradigmenwechsel in der Betrachtung der Alkoholabhängigkeit. Diese beiden Autoren beschrieben Kernsymptome der Alkoholabhängigkeit und trennten diese von den alkohol-bezogenen Störungen. Edwards und Gross formulierten, daß das Alkoholabhängigkeitssyndrom in Schweregraden existiert, was perspektivisch von Bedeutung für differentielle Therapieangebote ist. Die dimensionale Betrachtung der Alkoholabhängigkeit, die nach der Formulierung des Alkoholabhängigkeitssyndroms durch Edwards und Gross möglich war, fand auch Eingang in die internationalen Klassifikationssysteme ab ICD 10 und DSM III - R bis DSM IV. So unterscheidet DSM III - R und DSM - IV zusätzlich dimensionale Kriterien für den Schweregrad der Abhängigkeit von psychotropen Substanzen (leicht, mittel, schwer), welche vor allem soziale Auswirkungen betreffen. In Deutschland schufen John et. al. 2001 ein deutschsprachiges diagnostisches Testverfahren zur Beurteilung des Schweregrades einer Alkoholabhängigkeit, die Skala zur Erfassung der Schwere einer Alkoholabhängigkeit (SESA). Diese basiert auf den theoretischen Grundlagen des Alkoholabhängigkeitssyndroms nach Edwards und Gross. In der vorliegenden Arbeit stellte sich der Autor die Aufgabe, den Schweregrad der Alkoholabhängigkeit bei Patienten einer Suchtstation mit der SESA zu bestimmen und auf einen Zusammenhang mit den Kriterien des DSM - IV zu überprüfen. Die untersuchte Stichprobe umfaßte 197 stationäre Patienten einer Suchtstation, welche sich zur Entzugsbehandlung ( Qualifizierte Entzugsbehandlung ) in einer psychiatrischen Klinik befanden und die Kriterien einer Alkoholabhängigkeit nach ICD 10 erfüllten. Im Rahmen der Datenerhebung wurden die Kriterien des Diagnostischen und Statistischen Manuals (DSM IV) und die Skala zur Erfassung der Schwere einer Alkoholabhängigkeit (SESA) erhoben sowie soziodemographische, alkoholanamnestische und paraklinische Angaben ermittelt und die Zusammenhänge mittels statistischer Verfahren geprüft. Im Ergebnis der vorliegenden Untersuchung ließ sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen den Kriterien des DSM IV und der SESA darstellen. Ebenfalls fanden sich keine relevanten Zusammenhänge zwischen den Kriterien des DSM, der SESA und den soziodemographischen, alkoholanamnestischen und paraklinischen Variablen. Es wurden in einem nächsten Schritt erweiterte statistische Verfahren (Korrelationen, hierarchische Clusteranalyse und Faktorenanalyse) einbezogen, um einen Informationsgewinn zu erreichen. Auch dies führte nicht zu einer deutlicheren Aufklärung des Ergebnisses. Der Autor diskutiert die Ergebnisse im Zusammenhang mit den großen methodischen Schwierigkeiten der Schweregraderfassung. So existiert bis heute keine einheitliche Auffassung über die harten unabhängigen Kriterien einer Schweregradeinteilung. Desweiteren werden Vergleiche der internationalen Klassifikationssysteme mit dem Alkoholabhängigkeitssyndrom nach Edwards und Gross dadurch kompliziert, daß in den bisherigen DSM Kriterien auf eine explizite Implementierung des Craving verzichtet wurde. Auch das Kriterium Wiederherstellung des Syndroms nach Abstinenz aus dem Konstrukt des Alkoholabhängigkeitssyndroms nach Edwards und Gross wird weder im ICD 10 noch DSM IV abgebildet und wurde auch von den Autoren der SESA nicht in die statistische Auswertung einbezogen. Der Autor kam letztendlich zu dem Schluß, daß die Validität und Reliabilität der Skala zur Erfassung der Schwere einer Alkoholabhängigkeit (SESA) durch weitere Untersuchungen zu prüfen ist, wobei auch eine Itemreduktion der Toleranzitems in der SESA aussichtsreich erscheint.
Edwards and Gross described in 1976 the construct of alcohol dependence syndrome as a provisional construct but also as a dimensional phenomenon. Thus was a change in view of the alcohol dependence. Edwards and Gross separated core symptoms of an alcohol dependence and alcohol related disabilities. They postulated that alcohol dependence exists in degrees of severity. This is very important for different therapies on the base of severity. The dimensional view of alcohol dependence had influence on the international classification systems ICD 10 and DSM IIIR /DSM IV. DSM IIIR and DSM IV difference dimensional criteria of the severity of dependence from psychotropic substance in consideration of social disorders. John et. al. created in 2001 the severity scale of alcohol dependence (SESA). This scale base on the construct of alcohol dependence syndrome. The author would examine the severity of an alcohol dependence measured with the severity scale of alcohol dependence and the DSM IV - criteria of alcohol dependence. 197 patients in a stationary treatment (qualified withdrawal therapy) that fulfilled the ICD - 10 - criteria of alcohol dependence were examined. There was no significant correlation between the severity scale of alcohol dependence and the DSM - IV - criteria of alcohol dependence. Also there was not relevant correlation between DSM IV criteria, SESA and soziodemographic, alcohol anamnestic and other data. Additional statistical procedures produce no more information. It is difficult to measure the severity of alcohol dependence without clear criteria. The were doubts about the validity and reliability of SESA. A reduction of items of the SESA in particular the items of tolerance could promising.