dc.contributor.author
Köhn, Carolin
dc.date.accessioned
2018-06-07T19:56:38Z
dc.date.available
2013-06-04T07:32:22.266Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/6541
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-10740
dc.description.abstract
Hintergrund und Stand der Forschung: Perivaskuläres Fettgewebe (PVAT)
reguliert durch Freisetzung parakriner Modulatoren den Tonus viszeraler
Gefäße. So wird die Gefäßantwort auf prokontraktile Mediatoren wie z.B.
Angiotensin II, Serotonin und Phenylephrin in Abhängigkeit vom PVAT durch
Sekretion des sog. Adipozyten-derived Relaxing Factors (ADRF) reduziert (1).
In Tiermodellen der Adipositashypertonie geht dieser protektive
antikontraktile Effekt des PVAT jedoch verloren (2). Die Adipositashypertonie
gewinnt im klinischen Alltag zunehmend an Bedeutung. Pathophysiologisch liegt
u.a. eine Hypertrophie des PVAT zu Grunde (3). Es kommt zu einer endothelialen
Dysfunktion, die durch vermehrte Freisetzung pro-inflammatorischer und
prokontraktiler Mediatoren vermittelt wird (3). Desweiteren werden reaktive
Sauerstoffspezies gebildet und die Expression der NADPH-Oxidase induziert, was
zu oxidativem Stress führt (3). Durch Aktivierung des Renin-Angiotensin-
Aldosteron-Systems (RAAS) kommt es zusätzlich zu einem gesteigerten
Sympathikotonus (3). Es konnte gezeigt werden, dass PVAT via ADRF-Sekretion in
unterschiedlichen Gefäßen auch im Menschen einen protektiven antikontraktilen
Effekt besitzt (4). In der Adipositashypertonie kommt es auch in humanen
Gefäßen zu einer ADRF-Malfunktion, die sich u.a. durch o.g. Mechanismen
kennzeichnet4. Kenntnisse zur ADRF-Natur und zu ADRF-induzierten Signalwegen
könnten das Verständnis der Adipositashypertonie begründen und möglicherweise
potente therapeutische Ansatzpunkte aufdecken. Trotz jahrelanger Forschung
sind die endgültige Natur des ADRF sowie dessen Signalwege bislang jedoch
weitgehend ungeklärt. In der Literatur gewinnen gasförmige Botenstoffe als
parakrine Gefäßtonusmodulatoren zunehmend an Bedeutung. NO wurde in den 80er
Jahren als potenter Vasodilatator entdeckt und nimmt heute einen zentralen
Stellenwert u.a. in der antihypertensiven Behandlung ein. Weitere gasförmige
Botenstoffe in der parakrinen Gefäßtonusmodulation sind H2S und CO. H2S wird
in Gefäßen hauptsächlich durch die Cystathionin-γ-Lyase (CSE) und ferner durch
die Cystathionin-ß-Synthase (CBS) aus L-Cystein synthetisiert (5), CO durch
die Hämoxygenase-1 (HO-1) (6). Beide Botenstoffe können dosisabhängig Gefäße
relaxieren (5,6). Eine PVAT-abhängige Wirkung wurde bislang nicht untersucht.
ADRF wirkt u.a. über eine Aktivierung spannungsabhängiger Kalium (Kv)-Kanäle
(1). KCNQ-Kanäle sind spezielle Kv-Kanäle, deren Bedeutung in der
Gefäßtonusregulation erst kürzlich entdeckt wurde (7). Ob deren Wirkung PVAT-
abhängig vermittelt wird, wurde bisher nicht untersucht. Fragestellung: Ziel
dieser Arbeit war es, CO und H2S als potenzielle ADRF-Kandidaten sowie KCNQ-
Kanäle als potenzielle ADRF-Zielstrukturen zu untersuchen. Methodischer Ansatz
und zentrale Befunde: Um diese Hypothesen zu testen, wurden isometrische
Kontraktionsmessungen an Rattenaorten sowie an CSE +/+ und an CSE -/-
Mausaorten durchgeführt. Das PVAT der Gefäße wurde entweder entfernt ((-)
Fett) oder intakt gelassen ((+) Fett). Je nach Protokoll wurden die Gefäße
entweder stufenweise mit Serotonin kontrahiert oder nach Serotonin-
Vorkontraktion stufenweise mit einem H2S-Donor relaxiert. Als exogene H2S-
Donoren wurden NaHS und 5-(4-hydroxyphenyl)-3H-1,2-dithiol-3-thionin (ADTOH),
als endogener Donor L-Cystein verwendet. KCNQ-Kanäle wurden durch XE-991
inhibiert. 4-Propargylglycin (PPG) und ß-Cyano-L-Alanin (BCA) sowie
2-(Aminooxy)-Essigsäure (AOAA) wurden zur Inhibition der CSE bzw. der CBS
genutzt, Zinn-IV-mesoporphyrin-I (SnMP) und Zink-II-deuteroporphyrin (ZnDP)
zur Inhibition der HO-1. Serotonin-Dosis-Wirkungskurven in Ratten- und
Mausaorten zeigten einen deutlichen antikontraktilen Effekt der (+) Fettgefäße
gegenüber der Gefäße ohne PVAT. HO-1-Inhibition hatte keinen Einfluss auf
diesen Effekt. CSE-Inhibition produzierte in der Ratte einen deutlich
reduzierten antikontraktilen Effekt, ohne einen Einfluss auf die (-) Fett-
Gefäße zu haben. In der CSE +/+ Mausaorta konnte dieser Effekt nicht
reproduziert werden. Auch eine CBS-Inhibition zeigte keinen Einfluss auf die
Serotonin-Dosis-Wirkungskurven der Gefäße mit und ohne PVAT. XE-991
unterdrückte den antikontraktilen Effekt des PVAT hingegen fast vollständig.
In CSE -/- Mausaorten zeigte sich der antikontraktile Effekt im Vergleich zum
Wildtyp nicht signifikant verändert. ADTOH zeigte eine fast vollständige
Vasorelaxation der vorkontrahierten Ratten- und Mausaorten. Auch NaHS
produzierte eine dosisabhängige Relaxation der Gefäße, jedoch war diese nicht
so stark ausgeprägt wie unter ADTOH-Applikation. Beide Relaxationen wurden
durch XE-991 gehemmt. Auch L-Cystein induzierte in Mausgefäßen eine starke
Relaxation. Dieser Effekt wurde durch CSE-Inhibition nicht signifikant
beeinflusst. Bedeutung: Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass CO kein
ADRF-Kandidat ist. CSE-H2S könnte in der Ratte einen ADRF-Kandidaten
darstellen oder zumindest einen ADRF-modulierenden Effekt ausüben. In der Maus
scheint CSE-H2S jedoch kein ADRF-Kandidat zu sein. Nichtsdestotrotz relaxiert
H2S vorkontrahierte Mausorten. Es ist daher anzunehmen, dass H2S-
Zielstrukturen in Mausaorten exprimiert werden, so dass untersucht werden
muss, ob H2S möglicherweise den ADRF-Effekt modulieren kann. L-Cystein,
welches durch die CSE unter H2S-Freisetzung abgebaut wird, scheint CSE-
unabhängig einen relaxierenden Effekt auf Mausaorten auszuüben. Eventuell
spielen hier bislang nicht untersuchte H2S-produzierende Enzyme eine Rolle.
Kürzlich wurde die 3-Mercaptopyruvat-Synthase (3-MST) entdeckt, die H2S beim L
-Cystein-Abbau freisetzt. Die Bedeutung der 3-MST in der Gefäßtonusregulation
durch PVAT muss jedoch erst in weiteren Studien untersucht werden. ADRF
scheint u.a. über Öffnung von KCNQ-Kanälen seinen antikontraktilen Effekt zu
entfalten. Auch die H2S-induzierte Vasorelaxation scheint KCNQ-abhängig zu
sein. Kürzlich wurde gezeigt, dass die Expression der KCNQ4-Kanäle in primärer
und sekundärer Hypertonie reduziert ist (8). Desweiteren konnte gezeigt
werden, dass eine Öffnung von KCNQ-Kanälen durch pharmakologische Botenstoffe
wie Retigabine eine starke Relaxation von Gefäßen induziert (9).
Möglicherweise stellt die Öffnung von KCNQ-Kanälen einen potenziellen
antihypertensiven Therapieansatz dar. In den vorgestellten Ergebnissen
relaxierte exogenes H2S vorkontrahierte Gefäße signifikant. Besonders
eindrücklich war dieser Effekt durch ADTOH, welches eine fast vollständige
Relaxation der Gefäße bewirkte. ADTOH ist der Dithiolethionrest des H2S-
freisetzenden Aspirins (10). Es entfaltet teilweise die Wirkung der Nicht-
steroidalen Antiphlogistika (NSAP) (10). Es supprimiert Thromboxan A2 und
wirkt antiinflammatorisch (10). Zusätzlich moduliert das lokal freigesetzte
H2S die Expression pro-inflammatorischer Moleküle und der NADPH-Oxidase (10).
ADTOH greift demnach in die Signalwege ein, die pathophysiologisch als eine
der Ursachen der Adipositashypertonie diskutiert werden. Eventuell könnte
ADTOH einen Rescue-Mechanismus in der antihypertensiven Therapie darstellen.
Die Interpretation der vorliegenden Ergebnisse wirft neue Fragen auf, die für
das Verständnis der Gefäßtonusregulation durch PVAT von Bedeutung sind und in
weiteren Studien untersucht werden müssen. Diese Arbeit stellt jedoch auch
neue Erkenntnisse zum Verständnis des komplexen Regelkreises vor und liefert
somit eine Basis für zukünftige Forschung sowie mögliche pharmakologische
Ansatzpunkte zur Therapie der Adipositas-assoziierten Hypertonie.
de
dc.description.abstract
The metabolic syndrome plays an increasing role in daily clinical procedure as
well as in clinical research. Many cardiovascular risks – among this arterial
hypertension – go along with the metabolic syndrome. As late as in the 1990ies
first papers reported the importance of visceral fat in the regulation of
vascular tone. Löhn et al. first showed that adipokines mediate the vascular
tone in a paracrine manner. Research has shown that a so-called Adipocyte-
Derived Relaxing Factor (ADRF) plays a key role in this regulation. However,
some obesity and hypertension models lack the anticontractile effect of
perivascular fat. Some attention has been paid to the nature of ADRF and
molecular signalling. However, the nature of ARDF remains unknown. Its pathway
and molecular targets are poorly understood. Hence this study tested the
hypotheses that (1) CO and H2S might be potential ADRF candidates and that (2)
KCNQ-channels play a role in the ADRF pathway as putative target molecules.
Small vessel myography in rat and mice was used to investigate these
hypotheses. Myography in rats showed that CO is not involved in the ADRF
effect of rat aorta. However, H2S played – at least in part – a role in the
regulation of vascular tone by perivascular fat. Whether H2S is a direct ADRF
candidate in rat aorta or rather a modulator remains to be investigated by
further research. In mouse aortic rings, a direct relation between CSE-
depending H2S and the anticontractile effect of perivascular fat could not be
verified. However, exogenous H2S seems to modulate the vascular tone of mouse
aorta. It might be assumed that mouse aorta uses H2S from an unknown source,
for instance from 3-Mercaptopyruvatsulfurtransferase, to mimic the ADRF
effect. This observation might identify the missing link of a putative
correlation between ADRF and H2S, suggesting that H2S rather modulates ADRF
than being a direct candidate. Further study needs to be performed in order to
test this hypothesis. Small vessel myography of rat and mouse aortic rings
revealed new insights into the role of potassium channels in the regulation of
vascular tone. KCNQ channels could be identified as important target
structures of both, ADRF and H2S. Recent investigation shows that they may
play a role in pathophysiology of vascular dysfunction in hypertension as well
as in obesity-associated malfunction of perivascular adipose tissue. Thus,
KCNQ channels may be a putative target in the pharmacological treatment of
obesity-related hypertension. Further research needs to investigate this
hypothesis. This study’s results pose new questions that need to be
investigated in order to fully understand the complex regulation of vascular
tone by adipose tissue, including adipokines, RAAS and H2S. However, this
study presents new insight into the complex regulatory circuit and provides
the basis for future investigation as well as for new pharmacological targets
in the treatment of vascular dysfunction in obesity-associated hypertension.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
perivascular fat
dc.subject
hydrogen sulfide
dc.subject
kcnq potassium channels
dc.subject
obesity related hypertension
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Gefäßtonusregulation durch perivaskuläres Fett
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. M. Gollasch
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. J. Hoyer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. rer. nat. F. le Noble
dc.date.accepted
2013-06-23
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000094324-4
dc.title.subtitle
H2S, Cystathionin-γ-Lyase und Kaliumkanäle
dc.title.translated
Regulation of vascular tone
en
dc.title.translatedsubtitle
perivascular fat, hydrogen sulfide, and potassium channels
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000094324
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000013450
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open access