Bildgebende Befunde im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlungsplanung unter besonderer Berücksichtigung der oberen Atemwege: eine retrospektive Transversalstudie anhand von dentalen Volumentomographien

Abstract

ZIEL: Während es in den meisten zahnärztlichen Teildisziplinen in der Regel um eine rechtfertigende Einzelindikation geht, wird im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlungsplanung ein DVT angefertigt, um mit einer einzigen Aufnahme simultan eine Reihe von Indikationen abzuhandeln: Beurteilung des peridentalen Knochenangebotes, Diagnostik von Asymmetrien, kephalometrische 3D-Analyse, Beurteilung der Kiefergelenke und Nachweis laryngorhinologischer Befunde. Ziel dieser Arbeit war es, die Prävalenz laryngorhinologischer Befunde in einem kieferorthopädischen Patientengut zu erheben. Die Ergebnisse sollen neue Erkenntnisse ergeben, wie sinnvoll ein DVT als Sammelindikation im Rahmen einer profunden kieferorthopädischen Behandlungsplanung sein kann. METHODIK: Für diese Studie wurden 500 kieferorthopädische Patienten eines dentalradiologischen Instituts im Alter von 6 bis 74 Jahren randomisiert ausgewählt. Bei allen Patienten lag ein DVT aufgrund einer rechtfertigenden Einzelindikation aus dem Bereich der Kieferorthopädie vor. Alle DVTs wurden systematisch auf Nebenbefunde im Bereich der Nasennebenhöhlen, der Nasenhöhle und der posterioren oberen Atemwege befundet. ERGEBNISSE: In der Kieferhöhle fanden sich bei 57,3% bis 62,8% der Patienten Schleimhautveränderungen. In den Siebbeinzellen kamen partielle Verschattungen bis 6%, aber auch Knochenarrosionen in 3% der DVTs vor. In der Keilbeinhöhle zeigten sich 13,4% destruierte Keilbeinhöhlenböden und 20% Schleimhautveränderungen. In der Stirnhöhle ließen sich bei 11,4% veränderte Pneumatisationen und bei 11,2% Schleimhautveränderungen beobachten. In der Nasenhöhle kam es bei jeweils 10,8% zu einer Destruktion der lateralen Knochenwand und beidseitiger Raumforderung, 45,2% wiesen eine Seitenungleichheit auf. Septumdeviationen traten bis 31% der Patienten auf. Je Seite wurden 14% hyperplastische inferiore Nasenmuscheln dargestellt. Im Nasopharynx zeigen 5,8 bis 7,2% der Patienten Engstellen und 6,4% erweiterte nasopharyngeale Räume. Im Mesopharynx ließen sich lediglich 3,6% Erweiterungen, aber bei 11,0% Verengungen beobachten. FAZIT: Innerhalb eines kieferorthopädischen Patientengutes treten zahlreiche laryngorhinologische Nebenbefunde mit teilweise sehr hohen Prävalenzen auf. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit einer einzigen DVT nicht nur zahlreiche spezifische dentale Fragestellungen im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlungsplanung beantwortet werden, sondern gleichzeitig auch umfangreiche laryngorhinologische Befunde erhoben werden können. Daher können mit einer einzigen Röntgenaufnahme ohne zusätzliche Strahlenmehrbelastung für den Patienten zahlreiche Befunde für eine klinisch umfassende kieferorthopädische Behandlungsplanung erhoben werden. Die vorliegenden Ergebnisse unterstützen einmal mehr die These, dass die Anfertigung eines DVT in der routinemäßigen kieferorthopädischen Behandlungsplanung im Sinne einer Sammelindikation für eine einzige Röntgenaufnahme sehr sinnvoll ist.

OBJECTIVE: Whereas most areas of dentistry aim for a vindicatory single indication, Cone Beam CT (CBCT), prepared for treatment planning in orthodontia, helps to cover a range of several indications simultaneously. Those are for example: evaluation of the peridental bone, diagnosis of asymmetries, cephalometric 3D analysis, evaluation of the temporomandibular joints and evidence of laryngorhinologic findings. The objective of the present study was to collect the prevalence of laryngorhinologic findings of patients in orthodontic treatment. The results of this study shall help to eveluate whether CBCT is a reasonable tool to provide a range of indications within treatment planning in orthodontia. METHODS: 500 orthodontic patients within an age of 6 till 74 years were chosen randomised from a patient pool of a dental radiologic institute. For all those patients a CBCT had been prepared due to a vindicatory single indication in orthodontia. All CBCT were examined systemetically for secondary findings regarding the paranasal sinuses, the nasal cavity and the posterior upper airways. RESULTS: Within the maxillary sinus alterations of the mucous membrane were detected for 57,3% till 62,8% of the patients. In the ethmodial cells partial shadows as well as bone destructions were visible in 6%, respectively 3% of the CBCT. 13,4% destroyed grounds and 20% alterations of the mucous membrane were observed in the sphenoidal sinus. The frontal sinus also showed alterations of the mucous membrane (11,2%) and modified pneumatisations in 11,4% of the cases. The examination ot the nasal cavity revealed destructions of the lateral bone and ambilateral lesion expansions in 10,8% of the cases respectively. 45,2% of the CBCT showed asymmetries, 31% showed septal deviations. On each side 14% of the patients had hyperplastic inferior nasal conchae. Constrictions in the nasopharynx were observed for a range of 5,8% till 7,2% of the patients. 6,4% showed extended nasopharyngeal areas. The mesopharynx showed fewer extensions of only 3,6%, however more constrictions (11%). CONCLUSION: Within a pool of orthodontic patients numerous laryngorhinologic secondary findings with partly high prevalence can be observed. This indicates that CBCT can not only help to approach numerous issues within the treatment planning in orthodontia but also visualize those laryngorhinologic findings. Another imortant fact is that these numerous findings can be covered with only one radiography and thus the radiation exposure can be limited. The results of the present study support the thesis that in the context ot a routine treatment planning in orthodontia a CBCT is a very reasonable tool to provide a range of serveral indications with only one radiography.