Hintergrund: In Zeiten des anhaltenden Mangels an postmortal gespendeten Organen ist die Leberlebendspende ein einzigartiges Instrument zur Bereitstellung geeigneter Transplantate für andernfalls unheilbar erkrankte Patienten. Zwar sind die klinischen Folgen der Leberlebendspende bereits untersucht worden, ihr Einfluss auf die langfristige Lebensqualität der Spender ist jedoch noch weitgehend unerforscht. Methoden: In einer retrospektiven Auswertung wurden die Komplikationen der von 1999 bis 06/2013 an der Charité behandelten Leberlebendspender untersucht, und im Anschluss ihr Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität analysiert. Es wurden dabei sowohl die im postoperativ stationären Verlauf als auch im 12-monatigen Nachbeobachtungszeitraum aufgetretenen Komplikationen erfasst. Die Daten zur Lebensqualität basierten auf einer 2013 durch Katharina Grüttner postalisch durchgeführten Erhebung mittels Gesundheitsfragebogen (SF-36). Ergebnisse: Von 1999 bis 06/2013 erfolgten 140 Leberlebendspenden. Die postoperativ stationäre Phase konnte bei allen 140, der 12-monatige Langzeitbeobachtungszeitraum bei 137 Spendern nachvollzogen werden. Informationen zur Lebensqualität lagen zu 39 Spendern vor. Über den Gesamtbeobachtungszeitraum von einem Jahr hatten 69 Spender (50%) keine, 45 Spender (33%) leichte sowie 23 Spender (17%) schwere Komplikationen. Die Gesamtmortalität betrug 0 Prozent. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Spender zeigte sich im Vergleich zur Normalbevölkerung stets stabil und war für Spender des linkslateralen Leberlappens sowie Spender mit komplikationslosen Verläufen in einigen Dimensionen sogar signifikant besser. Spender des rechten Leberlappens hatten im Vergleich mit Spendern des kleineren linkslateralen Leberlappens ein höheres Risiko für schwere Komplikationen (p=0,026) sowie eine niedrigere Lebensqualität (p=0,034), welche jedoch die Werte der Normalbevölkerung nicht unterschritt (p>0,05). Spender mit schweren Komplikationen zeigten im langfristigen Verlauf eine niedrigere Lebensqualität als Spender mit leichten bzw. keinen Komplikationen (p=0,028), unterschieden sich jedoch ebenfalls nicht von der Normalbevölkerung (p>0,05). Diskussion: Es wurde erstmals der Einfluss der klinischen Folgen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach Leberlebendspende analysiert. Da die Erhebung der Lebensqualität einmalig nach der Transplantation erfolgte, können derzeit keine abschließenden Aussagen zur Veränderung im Rahmen der Lebendspende getroffen werden. Die im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöhte Lebensqualität der Spender des kleineren linkslateralen Leberlappens bzw. der komplikationslosen Spender legen jedoch nahe, dass Leberlebendspender präoperativ über eine überdurchschnittlich gute Lebensqualität verfügen, und diese im Rahmen der Transplantation langfristig unbeeinflusst bleibt. Die Spende des rechten Leberlappens sowie im Verlauf auftretende schwere Komplikationen scheinen zu einer leichten Reduktion der Lebensqualität zu führen, die allerdings die Lebensqualität der Normalbevölkerung nicht unterschreitet. Um genauere Aussagen zur Entwicklung treffen zu können, sollte zukünftig die Lebensqualität sowohl präoperativ als auch wiederholt im postoperativen Verlauf erhoben werden. Gegenwärtig ist die Leberlebendspende somit ein unersetzbares Instrument mit ausgezeichneten Langzeitergebnissen.
Introduction: During periods of an ongoing shortage of deceased donor transplants, living donor liver transplantation (LDLT) is a unique method to provide treatment for otherwise past cure patients. Although clinical complications of living donors have been evaluated before, little is known about their long-term effect on donors’ quality of life. Methods: In a retrospective study complications of all donors in the LDLT-Program in Berlin from 1999 to 06/2013 have been evaluated, and following their effect on health related quality of life (HRQoL) was analyzed. For clinical complications this study included the postoperative inpatient treatment, as well as the subsequent 12-month long-term period. Data on HRQoL were based on a postal health survey (SF-36) carried out by Katharina Grüttner in 2013. Results: There have been 140 LDLTs from 1999 to 06/2013. The postoperative inpatient treatment was collected for all 140, the 12-month long-term period for 137 donors. HRQoL was known for 39 donors. Within the total observation period 69 (50%) donors had no, 45 (33%) had mild and 23 (17%) had severe complications. There has been no donor mortality. Donor HRQoL at all times remained stable compared to the normal population and in some categories showed significant better results for left lateral lobe donors and donors without complications. Donors of the right lobe showed higher risk of developing severe complications (p=0,026) and had a lower HRQoL compared to the left lateral lobe donors (p=0,034), however no difference in comparison to normal population was observed. Donors with severe complications showed lower HRQoL compared to donors with no or mild complications (p=0,028), however there was once more no difference in comparison to normal population (p=0,105). Conclusion: For the first time we evaluated the effect of clinical complications on the long-term HRQoL after LDLT. Since the health survey was only carried out onetime after the transplantation, no final statement can be made about changes in HRQoL over time. Still the increased levels in HRQoL within left lateral lobe donors and donors with no or only mild complications prompt that living donors present above average HRQoL before the transplantation, which remains unreduced in the long-time period. Transplantation of the right lobe and severe complications seem to decrease HRQoL slightly, however not coming below the average in normal population. For extensive statements coming donors’ HRQoL should be evaluated prior to transplantation and several times afterwards. Thus LDLT is an irreplaceable instrument with excellent long-term outcomes.