Welche Argumentationsmuster beeinflussen die Zuwanderungs- und Asylpolitik in Deutschland und wie verläuft die Entscheidungsfindung auf europäischer Ebene? Und unter welchen Bedingungen kann die führende Regierungspartei ihre Verhandlungsführung auf europäischer Ebene nutzen, um ihren nationalen Handlungsspielraum zu vergrößern? Zur Beantwortung dieser Fragen rekonstruiert und analysiert die vorliegende Dissertation die Entscheidungsprozesse, die zu einer restriktiveren Handhabung des deutschen Asylgrundrechtes und zur Änderung von Artikel 16 des Grundgesetzes geführt haben. Dabei werden besonders die Wechselwirkungen zwischen nationaler und europäischer Asylpolitik berücksichtigt. Ferner wird aufgezeigt, wie die nationalen Akteure die Europäisierung der Asylpolitik strategisch genutzt haben. Um eine konzeptionell fundierte und gut recherchierte Darstellung der Akteurskonstellationen und Entscheidungsprozesse im Bereich der Asylpolitik zu gewährleisten, ergänzen Hintergrundgespräche mit wichtigen Zeitzeugen und Entscheidungsträgern sowie unzugängliche Dokumente auf nationaler und europäischer Ebene die breite Literatur- und Quellenbasis. Die Autorin konzipiert ein komplexes Analyse-Modell, das die zentralen Kategorien, Leitfragen und Hypothesen für die Untersuchung der politischen Prozesse liefert und auch auf andere grenzüberschreitende Politikfelder angewandt werden kann. Das Modell soll generell dazu beitragen, Probleme, die einem komplexen Entscheidungsprozeß entspringen, zu identifizieren und zu analysieren - und hierdurch ein besseres Verständnis und eine bessere Kooperation bei grenzüberschreitenden Politikfeldern zu unterstützen.
What are the patterns of debate that influence immigration and asylum policy in Germany? What is the decision-making process at the European level? And under what conditions can the leading governmental party use the European negotiations in order to strengthen its negotiating position within Germany? To address these questions the thesis reconstructs and analyzes the decision- making processes that resulted in a more restrictive interpretation of the German basic right of asylum and the restrictive change of article 16 Fundamental Law. The focus lies on the interdependencies between national and European asylum policy. The author points out how the national actors took strategic advantage of the Europeanization of asylum policy. Background interviews were conducted with important participants in order to create a theoretical-based and well-researched analysis of the actors and decision- making processes in asylum policy. Restricted-access documents on the national and European level complement the broad primary and secondary literature base. The author conceptualizes a complex theoretical model that provides the central categories, main questions, and hypotheses for the examination of political processes. The model is also applicable to other fields of transnational policy. In general, the model should contribute to the identification and analysis of problems that originate in a complex decision- making process. In consequence it should support a better understanding and cooperation in areas of transnational policy.