Das energiepolitische Ziel der radikalen Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei gleichzeitiger Verwendung konventioneller Kraftwerke erweist sich bei der politischen Umsetzung als eine der größten aller Herausforderungen. Als eine optionale Problemlösung wurde die Carbon Capture&Storage-Technologie; (CCS) in der Europäischen Gemeinschaft initiiert und vorangetrieben. Der dritte Prozessschritt von CCS – die CO2-Ablagerung – hat sich als geeignete Fallstudie herausgestellt, um den gesellschaftspolitischen Konflikt bei der Implementierung eines Infrastrukturprojektvorhabens im Kontext zu beschreiben und zu verstehen. Diese akteurszentrierte Untersuchung hat sich auf die Umstrukturierung des Stromsystems in Deutschland konzentriert. Die Analyse folgte den zentralen Fragestellungen, wie sich die politische Durchsetzung von CCS in Deutschland entwickelt hat (Makroebene) und warum CCS an den potentiellen CO2-Speicherstandorten als Risiko wahrgenommen wurde (Mikroebene). Diese Einzelfallstudie ist in die sozialwissenschaftliche Risikoforschung einzuordnen. Die Erkenntnisse aus der Erfahrung mit CCS sind möglicherweise uneingeschränkt auf jede neue Technologie im Feld von Energie und Klima zu übertragen, wie beispielsweise den Bau von Stromtrassen oder die Fracking- Technologie. Die technische Forschung zu CCS befindet sich bereits in einem relativ fortgeschrittenen Stadium. Dagegen wurde eine „Policy Analyse“ bei CCS, die in einem akteurszentrierten Ansatz sozialpsychologische Risikokonzepte auf den Konflikt anwendet, bisher nicht befriedigend unternommen. Bei der Anwendung der theoeretisch-konzeptionellen Ansätze in dieser Analyse wurde angestrebt, die subjektive Risikowahrnehmung und –beurteilung von CCS in der soziopolitischen Handlungsarena in Deutschland zu erfassen. Sie erlaubten ein systematisches Vorgehen bei der Interpretation der Konfliktaustragung eines sozialen Phänomens: Die Anwendung der Theorie der sozialen Verstärkung von Risiko (SARF) und des Arena-Konzepts sozialer Risikobewertung. Die Fallstudie ist neuartig, da die politische Phase der konzeptionellen Implementierung einer Energietechnologie mit dem sozialen Prozess des Konflikts verzahnt wurde. Die Komplexität des „policy process“ von CCS wurde dargestellt, so dass entscheidende Einflussfaktoren der Eskalation und der Verlauf der Konfliktaustragung erkannt und der „policy outcome“ und Auswirkungen erklärt wurden. Der gescheiterte Versuch der politischen Vorstellung von CCS hat zu sozialen, ökonomischen und politischen Auswirkungen geführt. Diese „Policy Analyse“ hat empirisch-theoretische Erkenntnisse erbracht, die für die strategische Konzeption von Risikotechnologien im Sinne der akademischen Praktikerkultur von Nutzen sind. Die Bedeutung sozialpsychologischer Expertise bei der konzeptionellen Projektgestaltung von CCS wurde von den Betreibern offensichtlich nicht als gleichwertend neben den technischen Anforderungen verstanden. Die Erkenntnisse leiten wesentliche Strategie-Schritte bei der Implementierung von gegenwärtigen und zukünftigen, ähnlich komplexen Technikunternehmungen und Infrastrukturmaßnahmen ab: Erstens, Beschreiben des Status Quo des Projektträgers (vor allem auf Landes- und kommunaler Ebene); zweitens, Vorbereiten des Projektträgers in der sozio- politischen Arena zu dem formulierten Politikproblem (kulturelles Begleiten von Projekten) und drittens, Bilden von Koalitionen mit relevanten Anspruchsgruppen, durch die Projektträger mit dem Ziel, Unsicherheit und Ängste zu nehmen (kommunikatives Begleiten von Projekten). Die einzelnen Strategie-Schritte folgen nacheinander und erhalten jeweils weitere Handlungsempfehlungen und Maßnahmen, die dem Projektvorhaben entsprechend anzupassen sind. Das formulierte Konzept gilt nicht als ultima ratio aller Projektvorhaben; was es jedoch ausdrücklich leistet, ist, die Erkenntnisse als soziale Erfahrungen zu verwerten und die sozio-politischen Anforderungen bei der Gestaltung von Projektvorhaben im Managementprozess unbekannter Technikinnovationen zu reflektieren. Das Konzept ist in jedem Fall auf der ersten Führungsebene des Industriesektors (in Kooperation mit dem Politiksektor) zu integrieren und (wo notwendig) zu modifizieren und zu ergänzen. Die jeweiligen Strategien und Maßnahmen sind nicht losgelöst voneinander zu betrachten; sie sind aufeinander abzustimmen und bedingen einander. In diesem Rahmen ist ein (maximaler) Ausgleich von (kulturellen) Werten und Vorstellungen und ihren Auswirkungen (z.B. auf die betroffene Bevölkerung) entscheidend. Das Konzept stellt vor allem die Implementierung von Techniken im Kontext des Prozesses der Energieumstrukturierung in den Mittelpunkt, da die strukturelle Änderung des Stromsystems die Beteiligung der Akteure aller beteiligten Sektoren erfordert.
The target of energy policy is the radical reduction of greenhouse gas emissions concurrently using conventional power plants. This disparity is the biggest challenge in the implementation of energy and climate policy. One of the proposals the European Community has put forward and promoting is the Carbon Capture&Storage-Technology; (CCS). The process comes in three stages, in which the third - the storage of CO2 - has proven to be the main source of social and political conflict. The following case study will show these conflicts when implementing an infrastructure project. The CCS process, in particular the storage of CO2, is examined in the following actor-centered case study. If focuses on the restructuring of the electricity system in Germany. The following paper will examine how the policy implementation of CCS in Germany is processed and why CCS is perceived as a potential risk at the location where CO2 is to be stored. In particular, the case study is relevant to the social science of the actors in risk research. The results and experiences born from the CCS process can be applicable to any new technology in the field of energy and climate, e.g. the construction of electrical power supply systems or fracking technology. The technical research of CCS is at a relatively advanced stage. In contrast, the policy analysis which adapts the social and psychological risk concepts of CCS is currently insufficient. By further examining and applying these rudimentary social and psychological risk concepts, we are able to capture the actor`s risk perception and assessment of CCS in the social-political arena. The Social Amplification of Risk Framework (SARF) and the Arena-Concept assist in interpreting the conflict process as a social phenomenon. The case study is new in that it has analyzed the policy process of CCS with the social conflict. It is difficult to understand the social conflicts when you do not see the process and implementation. The ideas of the European Community when implementing CCS collapse due to these social and political conflicts. The outcome of these processes include social (e.g. people distrusting leaders), economical (e.g. investment in projects failing) and political consequences (e.g. CCS not being an option). By using empirical- theoretical analysis, we are able to use the results for future strategic concepts in risk-technology projects. Furthermore, these results are applicable for practical uses. Through further examination of CCS, the imbalance in expertise between the social and technical requirements in the processing of CCS is obvious. Therefore, it is essential that the social expertise is at the same level as that of technical experience. This paper provides a recommendation for a specific strategic concept, which can be used when processing and implementing similar technologies to infrastructure projects in the present and future. Firstly, we must identify the status quo of the project leader specifically in the location where the policy is being implemented. Secondly, we must introduce the project leader in the social and political arena and consider the cultural factors of all actors acting in the arena for particular policy. Thirdly, actors must form coalitions to minimize any public uncertainty and provide a level of trust and transparency in such projects. These strategic concepts provide further recommendations for action and measures. They are to be used in conjunction with each other as opposed to in isolation. However, it is important to use these concepts only as a framework for a particular project and to adapt as necessary. The process must be implemented at the highest management level in cooperation with the social actors, e.g. industrial sector cooperating with the political sector the goal for those at the management level should be to balance the cultural values and the consequences of their actions. The importance of involving all actors in all sectors is paramount when implementing such policies.