The volume of internationally recognised migration is now at its historical peak. More than 191 million people are on the move, of whom the vast majority are labour migrants. At the same time, migration scholars have been observing a reduction in ‘traditional’ immigration in favour of transnational forms of migration, i.e. processes by which migrants maintain close social relations in both their origin and destination contexts (cf. Glick Schiller et al. 1997). One of the basic preconditions for the appearance of transnationalism is, besides technological advancement in travel and communication, the establishment and persistence of migration networks that span nation-states (cf. Portes et al. 1999). This dissertation focuses on enhancing insights into the structure and functioning of these transnational migration networks. Although the concept of migration networks is often used in studies of transnational migration, the theorising of these networks remains underdeveloped. Thus, in this work I scrutinise the construct of migration networks based on the various approaches applied thus far in the disciplines of sociology, anthropology, economics and geography. The theoretical advancement of migration network theory in this dissertation is based on the changes in migration processes between Eastern and Western Europe that have been taking place since the fall of the ‘iron curtain’ in 1989. The transition from mainly closed, socialist regimes to open, democratic ones in Eastern Europe has allowed for the analysis of emerging and changing migration networks. Furthermore, the examples of Poland and Romania enable me to study the possible alteration of these networks in the context of their accession to the European Union (EU), which enhanced opportunities for the free movement of their workers within the EU. In this dissertation I offer the following insights on the structure and functioning of transnational migration networks: (I) migration networks can be theorised as aggregated social networks, which sheds light on individual agency in these networks; (II) employing a definition of migration networks that goes beyond mere positive relations to take into account the ‘migration industry’ (cf. Salt 2001), here understood as professional brokers and agents, creates a better understanding of the way in which they function; (III) migration networks and migration policies influence each other mutually, with both negative and also positive outcomes; and (IV) migration networks have social and cultural influences on the origin communities, beyond the economic remittances’ impact that mainly has been the focus of studies to date.
Der Umfang internationaler Migration hat mit mehr 191 Millionen wandernden Menschen, von denen die meisten Arbeitsmigranten sind, derzeit seinen historischen Höhepunkt. Gleichzeitig beobachten Migrationsforscher ein Schrumpfen „traditioneller“ Immigration zugunsten transnationaler Migrationsformen, d.h. von Prozessen, in denen Migranten enge soziale Beziehungen zwischen und in Herkunfts- und Zielkontexten halten (cf. Glick Schiller et al. 1997). Eine der grundlegenden Voraussetzungen für das Auftreten von Transnationalismus ist, neben dem technologischem Fortschritt im Reiseverkehr und in der Informations- und Kommunikationstechnik, das Etablierung und Dauerhaftigkeit von Nationalstaaten überspannenden Migrationsnetzwerken (cf. Portes et al. 1999). Die vorliegende Arbeit legt den Schwerpunkt auf die Erweiterung des Wissens zu Struktur und Funktionsweisen eben dieser transnationalen Migrationsnetzwerke. Obwohl das Konzept „Migrationsnetzwerk“ in Arbeiten zu transnationaler Migration häufig Eingang gefunden hat, blieb die tatsächliche Theoriebildung zu diesen Netzwerken unterentwickelt. In dieser Arbeit wird daher das Konstrukt „Migrationsnetzwerk“ hinterfragt, wobei die bestehenden Ansätze der Fachbereiche Ethnologie, Soziologie, Ökonomie und Geographie Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung bilden. Die theoretische Fortentwicklung der Theorie zu Migrationsnetzwerken gründet in dieser Arbeit auf den empirischen Veränderungen im Migrationsgeschehen zwischen Ost- und Westeuropa nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ im Jahr 1989. Der Übergang von überwiegend geschlossenen, sozialistischen Regimes zu offenen, demokratischen Staaten in Osteuropa eignet sich besonders für die Analyse entstehender und sich verändernder Migrationsnetzwerke. Darüber hinaus erlauben die Beispielländer Polen und Rumänien eine Veränderung dieser Netzwerke im Zusammenhang mit dem Beitritt dieser Länder zur Europäischen Union (EU) zu beobachten, da sich die Möglichkeiten von Arbeitsmigranten dieser Länder im Zusammenhang mit der von der EU garantierten Freizügigkeit potenziell erweiterte. Diese Arbeit bietet darauf aufbauend die folgende Erkenntnisse zu Struktur und Funktionsweisen von transnationalen Migrationsnetzwerken: (I) Migrationsnetzwerke können theoretisch als eine Art „soziale Netzwerke“ verstanden werden, was erlaubt die Akteursperspektive besser ausleuchten zu können; (II) sofern Migrationsnetzwerke und deren inhärente Beziehungen nicht nur als positiv konnotiert angesehen werden, können die Prozesse der „Migrationsindustrie“ (cf. Salt 2001), hier im Sinne von berufsmäßigen Vermittlerrollen verstanden, besser analysiert und nachvollzogen werden; (III) Migrationsnetzwerke und Migrationspolitiken beeinflussen sich gegenseitig mit negativen, aber auch positiven Folgen; (IV) Migrationsnetzwerke beeinflussen auch das soziale und kulturelle Gefüge in den Herkunftsregionen jenseits ökonomischer Rücküberweisungen, die bisher im Fokus vieler Studien standen.