Inwiefern es im klinischen Alltag tatsächlich zu einer Fehlinterpretation von Typ B-Verletzungen aufgrund der primär angefertigten Röntgenbilder und Computertomographien kommt, und welche radiologischen Gemeinsamkeiten B1-Verletzungen haben, anhand derer sie besser diagnostiziert werden können, war Inhalt der retrospektiven Studie. Sie stellt diesbezüglich die bisher größte Untersuchung dar. In dem Gesamtkollektiv von 361 Frakturen bei 270 Patienten fanden sich 93 B-Verletzungen. Beinahe 42% aller B-Verletzungen wurden mit Hilfe der primären Röntgen- und CT-Diagnostik nicht als solche erkannt. All diese Frakturen wurden initial als A-Verletzungen unterklassifiziert. Die korrekte Diagnose konnte erst intraoperativ gestellt werden und erforderte eine Reklassifikation. Da auch andere Autoren über dieses Problem berichten, ist die Konkretisierung der radiologischen Zeichen erforderlich. Diese Studie zeigte, dass eine Vergrößerung des Dornfortsatzabstandes über 7 mm im Vergleich zu den Anschlusssegmenten kein reliables Zeichen ligamentärer B-Verletzungen ist. Dies trifft ebenso auf eine Verlängerung der Wirbelkörperhinterkante und das „inverse cortical sign“ zu. Dagegen sind ein monosegmentaler Kyphosewinkel über 15° und eine Reduktion der Wirbelkörpervorderkante über 50% hilfreiche Zeichen für B1-Verletzungen. Zudem kann eine Kompression der Wirbelkörperspongiosa trotz erhaltener Höhe der Wirbelkörpervorderkante über 50% ein entscheidender Hinweis auf diesen Verletzungstyp sein. Ein erweiterter Spalt der Facettengelenke tritt nur gelegentlich auf, stellt jedoch ein relativ hartes Kriterium für eine Distraktionskomponente dar. Die Kriterien treten nicht in einer Konstellation auf, die B-Verletzungen zuverlässig und definitiv vorhersagen können. Bei 29% der B1-Verletzungen ließen sich auch nach erneuter Auswertung keinerlei diagnostische Hinweise im Röntgen und CT auf diskoligamentäre Schäden finden. Diese diagnostische Lücke bedeutet, dass andere diagnostische Hilfsmittel eingesetzt werden müssen. Bei fraglicher Instabilität ist eine weiterführende Diagnostik mittels MRT indiziert. Ob sich ein einfacheres Verfahren, wie die Ultraschalluntersuchung, zur Diagnostik ligamentärer Schäden eignet, war Inhalt der prospektiven Studie. Die Untersuchung ist bei Patienten mit Fettleibigkeit deutlich erschwert und auf Höhe der Halswirbelsäule und oberen Brustwirbelsäule nicht geeignet. Doch nach einer anfänglich flachen Lernkurve ist der Ultraschall zur Diagnostik von Verletzungen der dorsalen Bandstrukturen (PLC) bei Frakturen im thorakolumbalen Übergang prinzipiell geeignet. Korrekte Ergebnisse können in 90% der Untersuchungen erwartet werden. Sensitivität, Spezifität und die Vorhersagewerte lagen zum Teil über und zum Teil unter den Angaben der Literatur zur Ultraschalldiagnostik thorakolumbaler Frakturen. Im Vergleich zur MRT-Diagnostik lag die Sensitivität mit 83% unter und die Spezifität mit 94% über den Angaben anderer Autoren. Der prognostisch wichtige negative Vorhersagewert lag mit 94% weit über dem der MRT-Diagnostik. Die Ultraschalldiagnostik ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine sinnvolle Ergänzung zur radiologischen Bildgebung bei Frakturen im thorakolumbalen Übergang zum Ausschluss dorsaler ligamentärer Verletzungen. Zukünftige Studien mit größeren Patientenzahlen, insbesondere Patienten mit B Verletzungen, müssen zur Überprüfung, Konkretisierung und besseren Vergleichbarkeit der Werte mit denen der MRT-Diagnostik beitragen.
To determine the frequency of misclassification of type B injuries when using X-ray and CT-scans in clinical workaday life and to compile radiologic signs of type B1 injuries were the aims of the retrospective study. 42% of type B injuries were initially underdiagnosed as type A. To achieve a correct diagnosis, all clinical and radiological signs must be considered. 29% of all type B1 injuries cannot be detected via X-ray and CT-scan. Hence the aim of the prospective clinical study was to evaluate the accuracy of ultrasound imaging in the assessment of the PLC status in thoracolumbar fractures. The use of ultrasound examination in thoracolumbar fractures is suitable as a diagnostic tool for injuries of the posterior ligament complex (PLC) in addition to radiological standard imaging.