dc.contributor.author
Siciliano, Stefanie
dc.date.accessioned
2018-06-07T18:55:40Z
dc.date.available
2009-02-09T13:01:07.189Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5576
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9775
dc.description.abstract
In der Literaturübersicht werden Grundlagen der Informationsübertragung im
Gastrointestinaltrakt unter besonderer Beachtung der beim Pferd nachgewiesenen
Transmitter und Rezeptoren dargestellt. Es werden die neuesten Kenntnisse über
die Steuerung der gastrointestinalen Motilität durch das enterische und das
vegetative Nervensystem, wie auch die physiologischen Motilitätsmuster des
equinen Magen-Darm-Traktes vermittelt. Dabei wird deutlich, dass die
weitestgehende und differenzierteste Kontrolle der gastrointestinalen Motorik
durch das enterische Nervensystem erfolgt. Die Auswirkungen eines ischämischen
Ereignisses auf die Entwicklung einer Motilitätsstörung sind durch zahlreiche
Untersuchungen weitgehend geklärt: die durch die Ischämie hervorrgerufene
lokale Hypoxie führt zum Erliegen der oxidativen Phosphorylierung. Der Mangel
an ATP führt direkt zur Darmparalyse, andererseits kann die intrazelluläre
Homöostase nicht mehr aufrechterhalten werden. Unterschiedliche Ansichten
bestehen jedoch, ob die Zellschädigung nach der Reoxygenation des Gewebes ein
kontinuierlicher Prozeß der vorangehenden ischämischen Beeinträchtigung ist,
oder ob eine weitere Schädigung der Zelle durch die Entwicklung einer
Reperfusionsstörung hervorgerufen wird. Der Nachweis, dass beim Pferd während
einstündiger Ischämie am Dünndarm die Akkumulation von Xanthinoxidase
stattfindet, weist auf die Entstehung einer Reperfusionsstörung hin, denn
dieses Enzym ist entscheidend bei der Bildung von Sauerstoffradikalen während
der Reoxygenation beteiligt. Die Superoxidradikale rufen die Formation von
Zytokinen hervor, die zur rapiden Aggregation von neutrophilen Granulozyten
und damit zur Erhöhung der mikrovaskulären Permeabilität führen. Beim Pferde
gelang es, diesen signifikanten Anstieg der neutrophilen Granulozyten, wie
auch die signifikante Erhöhung der Gefäßpermeabilität nach Reperfusion
ischämischen Gewebes nachzuweisen. Hinsichtlich der Ätiopathogenese des PIs
gibt es unterschiedliche Thesen und Ansätze. Untersuchungen zur Pathogenese
des PIs verdeutlichen, dass die ämodynamischen Veränderungen Einfluß auf die
Darmmotilität haben. Es wurde bereits mehrfach nachgewiesen, dass die dadurch
hervorgerufene lokale Entzündung entscheidend zur Entstehung des PIs beiträgt.
Neben der lokalen Gewebezerstörung kommt es dabei zur Freisetzung von NO,
einem der wichtigsten inhibitorischen Neurotransmitter im enterischen
Nervensystem. Die Zerstörung von Zellen, wie auch der Energiemangel während
der ischämischen Phase beeinflussen neben dem Flüssigkeitsverlust die
Verteilung der Elektrolyte in Extra- und Intrazellulärraum. Für die Entstehung
des PIs werden besonders Störungen in der Kaliumhomöostase, aber auch die
Hypochlorämie diskutiert. Außer diesen pathologischen Veränderungen an der
glatten Muskelzelle selbst, kann eine mangelnde propulsive Darmmotilität auch
durch eine Fehlfunktion der intrinsischen und extrinsischen elektrischen
Aktivität hervorgerufen werden. Dabei spielen besonders eine Erhöhung des
Sympathikotonus, wie auch die dopaminerge Hyperaktivität eine entscheidende
Rolle. Des Weiteren konnte die Hemmung der gastrointestinalen Motilität durch
Endotoxine nachgewiesen werden. Kontroverse Auffassungen liegen hinsichtlich
der prokinetischen Pharmakotherapie des Pis vor. Von den dargestellten
Prokinetika werden derzeit in der Praxis Neostigmin, Metoclopramid, Lidocain
und Erythromycin eingesetzt. Eigene Untersuchungen über das Vorkommen des
paralytischen Ileus an der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und
Radiologie der Freien Universität Berlin zeigten, dass in retrospektiven
Untersuchungen über 7 Jahre bei 1134 stationär aufgenommenen Kolikern
insgesamt 50 (4,4%) einen paralytischen Ileus entwickelten. Von diesen 50
Ileuspatienten wurden 6 (12%) ausschließlich konservativ, 28 (56%) durch eine
singuläre Laparatomie und 16 (32%) durch zwei- oder mehrmalige Laparatomien
therapiert. Die Studie zeigte, dass das Signalement der Ileuspatienten und die
Inzidenzrate vorangegangenen Studien ähnlich sind. Auch die Risikofaktoren,
die in vorangehenden Studien für laparotomierte Pferde ermittelt wurden,
trafen für die Patienten der vorliegenden Studie zu. Dabei bestätigte sich,
dass besonders Pferde mit strangulierenden Dünndarmläsionen dazu prädestiniert
sind, einen POI zu entwickeln. Während alle 6 konservativ therapierten
Ileuspatienten geheilt entlassen werden konnten, war die Letalität von 68,2%
der Pferde mit postoperativem Ileus im Vergleich zu anderen Studien hoch.
Pferde, welche wiederholt laparotomiert wurden, hatten eine geringere
Überlebensrate, als einmalig operierte Patienten. Der einzige signifikante
Unterschied der Untergruppen 2 (singulär operierte) und 3 (mehrfach operierte
Ileuspatienten) ergab sich lediglich für den Parameter „Zeitpunkt der
Euthanasie post OP“ in Bezug auf die Operation. Ein wichtiger Grund für die
Entstehung dieses Unterschiedes waren die 4 Pferde (33,4%), welche aufgrund
infauster Prognose bereits während der Relaparotomie euthanasiert wurden.
Anhand der vorliegenden retrospektiven Studie konnte die Häufigkeit des
Vorkommens des paralytischen Ileus an der Klinik für Pferde, Allgemeine
Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin gezeigt werden. Unter
Betrachtung der aktuellen Literatur und den Ergebnissen der Fallanalyse konnte
dargestellt werden, dass die lokale Entzündung, eine Erhöhung des
Sympathikotonus, wie auch die Endotoxämie bei der Entstehung des PIs bei den
untersuchten Ileuspatienten mitgewirkt haben können. Zur prokinetischen
Therapie kamen MCP, Lidocain und Neostigmin in unterschiedlichen Kombinationen
zum Einsatz. Bei nur 6 Pferden wurden Prokinetika präventiv während der
Operation eingesetzt. Hinsichtlich der Wirksamkeit der Prokinetika lässt sich
jedoch keine Aussage hinsichtlich ihrer Wirksamkeit treffen, da die
„Behandlungsgruppen“, d.h. die Anzahl der Pferde die mit dem gleichen
Prokinetikum oder der gleichen Kombination von Prokinetika behandelt wurden
einerseits viel zu klein war. Andererseits variierten der Zeitpunkt der
Applikation, die Dosierung und die Frequenz der Verabreichung der Prokinetika
zu stark, um eine Gegenüberstellung der Behandlungsgruppen zu ermöglichen.
de
dc.description.abstract
The overview of previous literature provides basic knowledge of the
transmission of information in the gastrointestinal tract with particular
reference to transmitters and receptors found in horses. Latest knowledge of
the control of gastrointestinal motility through the enteric nervous system is
illustrated, showing that the enteric nervous system executes the most
specific manipulation of gastrointestinal motility. Consequences of enteric
ischemia on the pathogenesis of motility disorders have already been
demonstrated to a large extend in numerous trials, concluding that local
hypoxia induces the disruption of oxidative phosphorylation. ATP deficiency
directly causes an intestinal paralysis, whilst, as a more indirect result,
intracellular homeostasis cannot be maintained. However, there are different
views on whether deterioration of cell damage after reoxygenation is a
continous process of the pre-existing ischemic event or if the degradation
develops as a consequence of a reperfusion injury. The fact that an ischemia
of 60 minutes induces the accumulation of xanthinoxidase in the equine small
intestine points towards the formation of a reperfusion injury, because the
enzyme xanthinoxidase essentially generates the formation of superoxide
radicals during reoxygenation. These superoxide radicals cause the synthesis
of cytokines that rapidly induce the aggregation of granulocytes, which leads
to increased microvascular permeability. It was possible to demonstrate this
significant increase of neutrophil granulocytes and microvascular permeability
after reperfusion of the ischemic intestine in horses. There are different
theses and projections regarding the pathogenesis of the paralytic ileus.
Research shows that hemodynamic changes affect intestinal motility. It was
multiply demonstrated that the subsequent local inflammation desicively causes
intestinal motility disorders. Alongside the local damage of intestinal tissue
the release of nitic oxide, one of the most important inhibitory transmitters
of the enteric nervous system is also produced. As well as dehydration, the
damage of cells and lack of energy during the ischemic period also have an
influence on the distribution of electrolytes in the intra- and extracellular
space. The disruption of the homeostasis of potassium and hypochloremia are
discussed in particluar for playing a role in the development of the paralytic
ileus. In addition to these pathologic changes of the smooth muscle cell
itself, a lack of propulsive motility can also be caused by the dysfunction of
the intrinsic and extrinsic electrical activity. A high sympathetic tone as
well as increased dopaminergic activity also play important roles.
Furthermore, the inhibitory effect of endotoxins on gastrointestinal motility
was proven. Controversial views exist regarding the use of prokinetic drugs in
the therapy of paralytic ileus. From the demonstrated prokinetics,
metoclopramide, lidocaine, neostigmine and erythromycin lactobionate are
commonly used for the management of paralytic ileus in practice. My own
retrospective research regarding the occurrence of paralytic ileus at the
Clinic of Equine, General Radiology and Surgery of the Free University of
Berlin demonstrated that, over a period of seven years, 50 (4.4%) out of 1134
horses suffering from colic and treated in the clinic, developed a paralytic
ileus. Out of these 50 horses with paralytic ileus, 6 (12%) were treated using
solely conservative methods, 28 (56%) underwent a unique abdominal surgery,
and in 16 (32%) the laparotomy was repeated twice or more. The study showed
that the description of the horses suffering from paralytic ileus as well as
the risk factors associated with the development of postoperative ileus are
similar to previous trials. The present study confirmed that horses with
strangulating small intestinal lesions are predestinated for the development
of a postoperative ileus. All of the 6 conservatively treated horses were
cured whilst the mortality rate of 68.2% of the horses with postoperative
ileus was comparatively high. Horses with repeated laparotomy showed a lower
survival rate than those patients who underwent only one surgical treatment.
The single significant difference between the group of horses with one single
surgery and the group which was treated repetitively was merely the parameter
„time of euthanasia after surgery“. An important reason for the appearance of
this difference was the euthanasia of 4 horses (33.4%) during relaparotomy due
to a poor prognosis. Due to the present retrospective analysis the incidence
of paralytic ileus could be identified at the Clinic of Equine, General
Radiology and Surgery of the Free University of Berlin. Considering previous
literature and the results of the present study it becomes obvious that local
inflammation, a high sympathetic tone and endotoxemia can play a role in the
pathogenesis of the paralytic ileus of the examined patients. For prokinetic
therapy metoclopramide, lidocaine and neostigmine in different combinations
were used. Only six horses received prokinetic treatment intraoperatively.
However it is not possible to come to a conclusion regarding the efficacy of
prokinetics, because „treatment groups“, meaning the number of horses treated
with the same prokinetic drug or the same combination of drugs, were not
sufficient in size. Moreover, the variation in time of application as well as
dosage and frequency of application was too high in order to enable direct
comparison of the treatment groups.
en
dc.format.extent
VII, 141 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
horse diseases
dc.subject
digestive disorders
dc.subject
gastrointestinal disease
dc.subject
intestinal motility
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft
dc.title
Paralytischer Ileus und Reperfusionsstörung beim Pferd
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Dr. Arthur Grabner
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Holger Martens
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Eberhard Schein
dc.date.accepted
2008-10-28
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000007342-3
dc.title.subtitle
Literaturübersicht und retrospektive Fallanalyse
dc.title.translated
Paralytic ileus and reperfusion injury in horses
en
dc.title.translatedsubtitle
overview of previous literature and retrospective analysis of clinical cases
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000007342
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag; 978-3-86664-514-1
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000005018
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open access