Die chronische, hormonabhängige Erkrankung der Endometriose mit ihren verschiedenartigen Symptomen ist weit verbreitet, bisher aber in ihren ökonomischen Auswirkungen noch nicht umfangreich betrachtet worden. Die vorliegende Arbeit vereint einen Überblick über die aktuell verfügbaren Kosteninformationen zur Endometriose im Allgemeinen mit der Betrachtung der tief infiltrierende Endometriose (TIE) von Darm und Blase im Speziellen aus zwei verschiedenen Perspektiven: der Leistungserbringer- und der Kostenträgersicht. Drei unterschiedliche Methoden fanden zur Betrachtung der Kosten der Endometriose bzw. der TIE Anwendung. Zum einen wurde eine systematische Zusammenstellung der internationalen Literatur der letzten 10 Jahre zu den Endometriosekosten im Allgemeinen durchgeführt. Zusätzlich wurden detaillierte Kosteninformationen zur TIE von Blase und Darm im deutschen Gesundheitssystem aus zwei unterschiedlichen Perspektiven im Zeitraum von 2008 bis 2012 ausgewertet: einem zertifizierten Endometriosezentrum als Leistungserbringer und einer großen gesetzlichen Krankenkasse als Kostenträger. Bei den Krankenhausdaten handelte es sich um die retrospektive Auswertung von Patienteninformationen und direkten Behandlungskosten operativ behandelter Frauen. Aus Kostenträgersicht wurden die Abrechnungsdaten von TIE- Patientinnen analysiert und den durchschnittlichen Kosten aller gleichaltrigen weiblichen Versicherten im selben Zeitraum gegenüber gestellt. Die Literaturrecherche ergab elf methodisch heterogene Artikel zu direkten und indirekten Kosten von Endometriosepatientinnen, die sich nach ihrem Diagnosestatus unterscheiden ließen. Für die länger diagnostizierten Frauen zeigten sich die höchsten jährlichen Gesamtkosten (11.688-12.941 Internationaler Dollar unter Berücksichtigung von Kaufkraftparitäten (Int$-PPP) pro Patientin). In den Krankenhausdaten wurden 148 TIE-Fälle in ihren Charakteristika analysiert und ergaben durchschnittlich jährliche Gesamtkosten von 11.458 € pro Fall, wobei ein milderer Schweregrad zu niedrigeren Kosten führte. In den Routinedaten wurden die Daten von 825 TIE- Patientinnen analysiert und zeigten im OP-Jahr durchschnittlich 12.868 € jährliche Gesamtkosten pro Versicherte, die damit 3,5-mal höher lagen als bei gleichaltrigen Kontrollversicherten. Endometriose geht mit einer erheblichen finanziellen Belastung für die Betroffenen einher, aber auch für das jeweilige Gesundheitssystem. Die Literaturrecherche deutet zudem einen positiven Zusammenhang zwischen der Zeit seit Erstdiagnose einer Endometriose und der Höhe der Kosten. Die anderen beiden Studienteile fokussierten sich auf die Darm- und Blasenendometriose und stellen damit die ersten Studien dar, in denen die Endometriosekosten stratifiziert nach Lokalisationen der Herde betracht werden. Durch eine höhere Aufmerksamkeit für die Erkrankung im medizinischen wie auch gesellschaftlichen Kontext könnte die Zeit zwischen Neuerkrankung und Diagnose eventuell verkürzt werden was die ökonomischen Auswirkungen der TIE verringern könnte. Insgesamt sind weitergehende Kostenstudien, insbesondere zu den indirekten Kosten, notwendig um das Wissen über die finanziellen Folgen der TIE auch in Abhängigkeit von ihre Lokalisationen zu vervollständigen.
Endometriosis is a common chronic, hormone dependent disease with widely varying symptoms. Its economic impact has not yet been fully assessed. The present work combines an overview of the currently available international cost data on endometriosis as well as the evaluation of specific costs of deep infiltrating endometriosis (DIE) of bowel and bladder from two different perspectives: healthcare providers and payers. The cost of illness analysis was performed using three different methods. Initially, the current body of literature regarding the costs associated with endometriosis was assessed by a systematic review updating two previous reviews. Second, detailed cost information on DIE within the German health care system for the years 2008 to 2012 were evaluated retrospectively. For the provider’s perspective patient characteristics and cost-relevant factors of surgically treated women gathered from medical records and economic data from a specialised centre were analysed. For the payer’s perspective health claims data of DIE patients from one large German statutory health insurance (SHI) company were evaluated and compared to the costs of the general insured population. Eleven articles were identified by the literature search reporting direct and indirect costs of affected women newly diagnosed, diagnosed for a while and with unknown status of diagnosis. Patients with the longest period since diagnosis showed the highest annual total costs (11.688 - 12.941 Int$-PPP per patient). Hospital data were analysed for 148 DIE cases and showed mean total costs of 11.458 € per case with lower severity along with lower costs. Within the claims data, 825 DIE insured were analysed and indicated average total costs of 12.868 € per insured in the year of surgery. This is more than three times as high as total annual costs of the general female SHI population of the same age. Endometriosis carries a substantial financial burden for the affected women but also for the respective health care system. Furthermore, the review showed a relation between costs and the period since diagnosis. The other two studies are the first cost analyses of DIE taking into account the localisation of bowel and bladder. Reduction of time range between onset and diagnosis of DIE can only be achieved through higher awareness within a medical as well as social context, which might also lead to positive economical implications. Overall, further cost studies, particularly on indirect costs, are necessary to complete the understanding of the financial burden of DIE and its localisations.