Im Rahmen der Untersuchung zur Entwicklung der zeitlichen Anteile grobmotorischer Verhaltensweisen in der frühkindlichen Ontogenese wurden 152 Kinder im Alter von 4 bis 48 Monaten beobachtet. Mit Hilfe klassischer ethologischer Methoden wurden in einer gemischten Längs- und Querschnittuntersuchung die Zeitanteile der verschiedenen grob-motorischen Verhaltensweisen bei Säuglingen und Kleinkindern bestimmt. Dabei werden Zusammenhänge und Abweichungen zur üblichen Betrachtung der motorischen Ontogenese unter dem Gesichtspunkt der Kompetenz hergestellt und die Faktoren betrachtet, die die motorische Entwicklung beeinflussen. Des Weiteren wurde untersucht, ob es langfristig stabile Unterschiede in der Quantität der motorischen Aktivität gibt. Die ersten Lebensjahre sind durch zwei Entwicklungsabschnitte gekennzeichnet: in den ersten beiden Lebensjahren entwickeln sich zunächst die grundlegenden motorischen Fähigkeiten bis zum aufrechten Gang, was mit einer starken Verschiebung der zeitlichen Anteile einhergeht. Mit Erreichen einer grundlegenden Sicherheit des aufrechten Gang im letzten Viertel des zweiten Lebensjahres kommt es nur noch zu allmählichen Änderungen der zeitlichen Anteile grobmotorischer Verhaltensweisen. Das Erlernen des freien Gehens mit 12,2 Monaten führt zu einem Umbruch in der Zusammensetzung des grobmotorischen Verhaltens. Entwicklungstypen, d.h. über die ersten Lebensjahre stabile Unterschiede der zeitlichen Anteile motorischer Verhaltensweisen, lassen sich in dieser Studie belegen und könnten Ausdruck des Temperaments der Kinder sein. Auswirkungen des Erziehungsstils, des zur Verfügung stehenden Bewegungsraumes, des Migrationshintergrundes und des sozio-ökonomischen Status auf die zeitliche Zusammensetzung des grobmotorischen Verhaltens werden nicht festgestellt. Geschlechtsunterschiede treten vor allem nach dem zweiten Lebensjahr auf, wobei die relative Reife eine negative Beziehung zur Aktivität der Kinder hat. Mädchen sind das schneller reifende Geschlecht, während Jungen leicht höhere Aktivität und eine höhere Variabilität des Verhaltens zeigen. Ein Bewegungsmangel der Kinder lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht konsta-tieren, dennoch sollten Präventionsmaßnahmen früh ansetzen. Eine Bewegungsförderung sollte altersentsprechend erfolgen, indem zunächst die motorische Ontogenese und der zuneh-mende Bewegungsdrang der Kinder durch große Freiräume, motorisch anregende Möbel und eine wenig restriktive Erziehung unterstützt werden. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf das Sitzverhalten gerichtet werden, da die Kleinkinder früh zu hohen Zeitanteilen auf etwas Sitzen, was für Probleme wie beispielsweise Rückenbeschwerden verantwortlich gemacht wird. Die Evolution des aufrechten Gangs hat nicht nur zu starken morphologischen Anpassungen an die bipede Haltung geführt, sondern auch die grobmotorische Ontogenese unterlag stammesgeschichtlich deutlichen Abwandlungen auf der Verhaltensebene in Hinsicht auf eine möglichst frühe Effizienz und Sicherheit des bipeden Gehens.
This study observes gross motor behaviour and its frequency during early ontogeny amongst 152 young children, aged between 4 and 48 months. Using standard ethological methods a mixed longitudinal and cross-sectional study measures the behavioural patterns of the infants and toddlers and the frequency of different gross motor skills. The study evaluates where the results correspond and deviate from the standard studies of motor ontogeny, taking into account varying ability and other factors influencing motor development. The study ascertains whether there are long-term differences in an infant's level of motor activity. The first years of an infant's life are characterised by two developmental phases. In the first two years an infant develops basic motor skills until it is able to walk free, which is accompanied by a strong shift in the frequency of gross motor skills. In the last quarter of the second year the infant can walk with a fundamental level of confidence there are only gradual changes in the composition of gross motor behaviour. After 12.2 months a child is able to walk freely. This causes a radical change in the composition of the child's gross motor behaviour. Developmental types show that different infants perform gross motor skills with varying frequency different over time. The developmental types remain stable during early childhood. This may be due to the infant's temperament. Parenting style, their living environment, nationality or socio-economic status were shown not to have influenced the composition of an infant's gross motor skills. Gender differences become apparent after the second year of an infant's life, and relative maturity is negatively related to activity level. Girls mature faster than boys, whereas boys are more active and their behaviour more variable. The results do not show a lack of physical activity amongst children. However, prevention should be begin early on. Exercise should be encouraged specific to the age of the child to support the development of their motor functions. A child's natural desire to move should be fostered with access to open spaces, objects which advance motor activity and by allowing the child to grow up in an unrestricted environment. Particular attention should be paid to the way a child sits. Because the frequency infants spent sitting on something increase early. It's shown that children who spent too much time sitting on something can develop back problems. The evolution of the upright gait not only involved significant morphological changes to the bipedal posture. Equally, gross motor ontogeny was subject to phylogenetic variations of behaviour to refine the efficiency and confidence of the bipedal gait