Injizierbare Füllmaterialien werden als fester Bestandteil der ästhetischen Medizin eingesetzt, um mimische Falten zu mindern und alters oder erkrankungsbedingte Substanzdefekte der Haut auszugleichen. Im Allgemeinen gelten die in Deutschland verwendeten CE-zertifizierten Materialien als sicher. Jedoch können bei allen derartigen Materialien unerwünschte Reaktionen wie persistierende Erytheme oder Granulome bis hin zu Ulzerationen auftreten. Über die Häufigkeit sowie mögliche Risikofaktoren für die Ausbildung derartiger Reaktionen liegen bisher nur wenige Informationen vor. Ziel dieser Arbeit war es, durch eine systematische Erfassung aller Reaktionen im Raum Berlin innerhalb eines definierten Zeitraums Daten zu Häufigkeit, Risikofaktoren und zu produktspezifischen Reaktionsqualitäten zu sammeln und die Effektivität des bestehenden Meldesystems für unerwünschte Ereignisse über das BfArM zu untersuchen. Mit Unterstützung der Berliner Ärztekammer wurden die in Frage kommenden niedergelassenen Fachärzte (Dermatologen, plastische Chirurgen, MKG-Chirurgen) und Fachkliniken in Berlin identifiziert, angeschrieben und gebeten, mögliche unerwünschte Reaktionen auf injizierbare Füllmaterialien zwischen 1999 und 2003 zu melden. Zusätzliche Patienten wurden aus zwei dermatologischen Praxen außerhalb Berlins rekrutiert. Alle ge- meldeten Patienten wurden, wenn möglich persönlich, mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens interviewt. Ergänzt wurden diese Daten bei Verfügbarkeit durch Biopsiebefunde und/oder fotografische Dokumentation. Die unerwünschten Wirkungen wurden sowohl nach Patienten als auch nach Arealen deskriptiv ausgewertet. Unter den 264 schriftlich kontaktierten Berliner Kollegen wurde eine Gesamterfassungsrate von 77,8% erreicht. Insgesamt konnten 56 Patienten (54 weiblich, 2 männlich, 37 Berliner Fälle, 19 externe Fälle, Alter 47,8 ± 10,5 (Stabw.) Jahre), die mit insgesamt 8 verschiedenen Füllmaterialien behandelt wurden, erfasst werden. Keiner dieser Fälle war zuvor dem BfArM gemeldet worden. Nur 5 Patienten wurden im selben Areal mit mehreren Materialien behandelt. Diese Patienten sowie Patienten, die ein Präparat erhielten, dass nur einmal in dieser Fallserie verwand wurde (Silikon n=1, Hyaluronsäure und Dextran n=1, Polyethylen n=1) wurden aus der deskriptiven Auswertung ausgeschlossen. Insgesamt verblieben 48 von 56 Patienten. Von diesen Patienten erhielten 25 nichtresorbierbare und 23 resorbierbare Materialien. 15 wurden mit Hydroxyethylmethacrylat in bakterieller Hyaluronsäure (HEMA, Dermalive), 6 mit Polymethylmethacrylat in bovinem Kollagen (PMMA, Artecoll) und 4 mit Polyacrylamidhydrogel (PAG, Aquamid) behandelt. Insgesamt wurden bei diesen 48 Patienten 167 Areale behandelt. In 129 (77,3%) dieser Areale traten unerwünschte Wirkungen auf, pro Patient durchschnittlich in 3,5 Arealen. Die durchschnittliche Zeit bis zum Auftreten der unerwünschten Wirkung war 12,2 ± 15,6 (Stabw.) Monate nach der Injektion, für resorbierbare Materialien 4.9 ± 5.8 (Stabw.) Monate nach Injektion, 18.3 ± 19.0 (Stabw.) Monate für nichtresorbierbare Füller (p=0.005). Im Ein-zelnen für PAG 7.0 ± 10.6 Monate, für HEMA 13.7 ± 12.3 Monate und 37.1 ± 25.5 Monate für PMMA. Als unerwünschte Wirkungen wurden andauernde Schmerzen, Schwellung, Knotenbildung, Pigmentierung, Verfärbungen, Juckreiz und Erytheme beobachtet. Für fünf verschiedene Substanzklassen (Hydroxyethylmethacrylat in Hyaluronsäure, Polymethylmethacrylat in Kollagen, Polyacrylamidhydrogel, Polymilchsäure, Hyaluronsäure) konnten charakteristische Nebenwirkungsprofile beschrieben werden. Bei den nichtresorbierbaren Füllmaterialien zeigte sich, dass HEMA eine signifikant schwerere Granulombildung verursachte (86,8% Median=3) als PMMA (66,7% Median=2) (p=0.03). Die Knotenbildung bei HEMA ging mit einer stärker ausgeprägten entzündlichen Begleitreaktion einher (Erythem 52,9 %, Pigmentation 37,7 %, Schmerz 30,2 %, Schwellung 28,3% der Areale) als bei PMMA (Erythem 33.3 % und Schwellung 19 %). Das Profil für PAG wies bei einem weniger häufigen Auftreten von Granulomen (38,9%) vor allem Schmerzen (38,9%), Verfärbung (38,9%) und Juckreiz (27,8%) als Begleitreaktion auf. Die verschiedenen resorbierbaren Füllmaterialien unterschieden sich ebenfalls in ihren Ne-benwirkungsprofilen. Eine einfache Unterteilung in resorbierbare und nichtresorbierbare Materialien erscheint deshalb nur mit Vorsicht möglich. Bei der Untersuchung möglicher Risikofaktoren zeigte sich, dass die im Rahmen der IFS-Pilotstudie gesammelte Datenbasis noch nicht ausreichte, um statistisch valide Aussagen zu individuellen Risikofaktoren treffen zu können. Durch das bestehende Meldesystem kann nur ein Teil der auftretenden Nebenwirkungsfälle erfasst werden. Durch die aktive Erfassung innerhalb der IFS-Studie konnte die bisher größte Anzahl von Patienten mit unerwünschten Reaktionen auf injizierbare Füllmaterialien in Deutschland ermittelt werden. Auch diese Tatsache unterstützt die Fortsetzung des Berliner Registers, da nur so genügend weitere Patienten rekrutiert werden können, um weitere Ein-sicht in Risikofaktoren, Klinik und auch Therapie der teilweise dramatischen verlaufenden unerwünschten Reaktionen auf injizierbare Füllmaterialien zu erhalten.
Background Injectable fillers are widely used in Aesthetic Medicine. Although most materials are considered to be safe, adverse events occur and can be difficult to treat. Our knowledge on frequency and potential risk factors is limited. We report on the results of the IFS-Study, a partly population based case series with the aim to describe adverse reactions to these substances. Methods Dermatologists, plastic surgeons and maxillo-facial surgeons in Berlin were asked to report patients with adverse reactions to injectable filler substances. Additional cases were obtained from a private practice in Munich. A standardized questionnaire was used to assess all data. Adverse reactions were evaluated by patient as well as area treated. All data was analyzed by descriptive measures. Results 56 patients (age 48 ± 11.2 (sd) years) who had been treated with 9 different fillers were assessed. In 48 patients treated with only one filler 167 areas had been treated. In 129 (77.3%) areas adverse reactions occurred. Mean time until adverse reaction was 12.2 ± 15.6 (sd) months after injection. Adverse reactions to biodegradable fillers occurred after 4.9 ± 5.8 (sd) months, reactions to non-biodegradable fillers after 18.3 ± 19.0 (sd) months (p=0.005). As adverse events continuing pain, swelling, nodules, pigmentation, abscedation and erythema were found. For five different substance classes characteristic side effect profiles could be described. Conclusion Adverse reactions can be documented for all injectable fillers. Time until reaction as well as type of reaction, however, vary between different fillers. Further research is necessary to evaluate potential risk factors.