dc.contributor.author
Nickles, Hannah Theresa
dc.date.accessioned
2018-06-07T18:33:22Z
dc.date.available
2015-10-08T12:13:58.345Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5169
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9368
dc.description.abstract
Die Pathogenese des beatmungsinduzierten Lungenschadens wird in der aktuellen
Literatur vornehmlich einer Überdehnung oder dem mechanisch hervorgerufenen
Öffnen und Kollabieren der Alveolen zugeschrieben. Die Auswirkungen, die die
mechanische Beatmung auf die oberen Atemwege hat, wurden bislang hingegen kaum
in Betracht gezogen. In der vorliegenden Arbeit wurde die Hypothese
aufgestellt, dass die mechanische Beatmung zu einer Erweiterung der
luftleitenden Atemwege führen kann, die wiederum Anteil an der Entstehung des
Krankheitsbildes eines beatmungsinduzierten Lungenschadens hat. Zur
Durchführung der Versuche wurden adulte C57Bl/6J Mäuse anästhesiert und mit
Tidalvolumina von 6, 10 beziehungsweise 15 ml/kg Körpergewicht beatmet. In
volumen-computertomographischen (vCT) Studien wurden die zentralen Atemwege
der beatmeten Mäuse erfasst, segmentiert und dreidimensional rekonstruiert, um
eine quantitative Analyse des Volumens der oberen Atemwege zu ermöglichen.
Mittels intravitalmikroskopischer Aufnahmen wurde sowohl die Dehnung der
isolierten Trachea im Organbad als auch die der subpleuralen Alveolen in vivo
untersucht. Zur Messung des funktionellen Totraums wurde an beatmeten Tieren
eine Kapnographie durchgeführt. Die Compliance der oberen Atemwege
beziehungsweise des gesamten funktionellen Totraums wurde anhand von
entsprechenden Druck-Volumen-Kurven berechnet. An isoliert beatmeten Tracheen
wurde die beatmungsinduzierte Ausschüttung von Frühphase-Zytokinen analysiert.
Eine Untersuchung von histologischen Schnitten der Lungen nach mechanischer
Beatmung ermöglichte die Auswertung des entstandenen Gewebeschadens. Zum
Speziesvergleich wurden die mechanischen Eigenschaften muriner Tracheen und
von Segmentbronchien vergleichbaren Kalibers des Schweins im Organbad anhand
computergestützter Druck-Volumen-Schleifen ermittelt. Die vCT Studien zeigten
einen bis zu zweieinhalbfachen Anstieg des Volumens der oberen Atemwege unter
mechanischer Beatmung, der sich nach Rückkehr zu Spontanatmung als vollständig
reversibel darstellte. Die größte Aufdehnung wurde in den beiden
Hauptbronchien beobachtet und war bereits bei einem moderaten Tidalvolumen von
10 ml/kg KG am deutlichsten ausgeprägt. Die Trachea, die distalen
Segmentbronchien und auch der funktionelle Totraum hingegen zeigten eine
lineare Zunahme des Volumens mit ansteigendem Tidalvolumen. Die Alveolen als
letzte Einheit des Bronchialbaums dehnten sich unverhältnismäßig stark bei
Erhöhung des Tidalvolumens von 10 ml/kg KG auf 15 ml/kg KG. In isolierten
Tracheen konnte nach mechanischer Beatmung eine signifikante Ausschüttung der
proinflammatorischen Zytokine TNF-α und IL-1β festgestellt werden. Der
Vergleich zwischen Luftröhren der Maus und kleinen Segmentbronchien des
Schweins zeigte neben ähnlichen anatomischen Strukturen auch vergleichbare
Werte der Volumendehnbarkeit. Die mechanische Beatmung führt bei Mäusen also
zu einer schnellen, deutlichen und reversiblen Aufdehnung der oberen Atemwege
mit einer damit einhergehenden Erweiterung des funktionellen Totraums. Die
oberen Atemwege, die sich am deutlichsten bei einem moderaten Tidalvolumen
weiten, zeigen unter dieser Dehnung neben einer Entzündungsreaktion auch
histologisch auffällige Schäden an den umliegenden Gefäßen und können damit
selbst maßgeblich zur Entstehung des beatmungsinduzierten Lungenschadens
beitragen. Auf der anderen Seite übernehmen sie aber auch eine Pufferfunktion,
um die empfindlicheren Alveolen vor einer Überdehnung durch überhöhte
Atemzugvolumina zu schützen. Diese protektive Eigenschaft geht aber verloren,
sobald ein gewisser Volumenschwellenwert überschritten wird. In diesem Fall
wird das schädliche Volumen unvermindert an die distalen Atemwege und die
Alveolen weitergegeben und führt dort zu dem bekannten Bild des
beatmungsinduzierten Lungenschadens mit Gewebeschaden, Entzündungsreaktion,
Funktionsverlust der Blut-Luft-Barriere und nachfolgend zu vermindertem
Gasaustausch in der Lunge. Erste speziesübergreifende Untersuchungen lassen
schlussfolgern, dass die Beobachtungen hinsichtlich der Volumendehnbarkeit der
oberen Atemwegen der Maus auf die distalen Atemwege größerer Säugetiere wie
dem Schwein und den Menschen übertragen werden können, da hier sowohl ähnliche
anatomische Strukturen als auch Dehnungseigenschaften in den jeweiligen
Abschnitten des Bronchialbaums gezeigt werden konnten. Sowohl die potentiell
protektive Funktion als auch das zusätzlich für eine Schädigung empfängliche
Gewebe der oberen Atemwege der Maus beziehungsweise der distalen Atemwege
größerer Säugetiere sollte daher in pathophysiologische Konzepte zur
Entstehung des beatmungsinduzierten Lungenschadens miteinbezogen werden.
de
dc.description.abstract
According to the current literature, the pathogenesis of ventilator-induced
lung injury is exclusively caused by overdistension or forced opening and
collapse of the alveoli, while stretch of the upper airways is generally not
taken into consideration. In the present thesis we hypothesized that
mechanical ventilation may lead to a distension of the upper airways that may
contribute relevantly to the characteristic pathophysiologic symptoms of
ventilator-induced lung injury. Experiments were performed on anesthetized
adult C57Bl/6J mice that were ventilated with tidal volumes of 6, 10 or 15
ml/kg body weight (bw), respectively. Flat-panel volume CT (vCT) scans were
performed and central airways were segmented and rendered to 3D to analyse
quantitatively the volume of the upper airways. By intravital microscopy,
distension of the isolated trachea as well as of the subpleural alveoli in
vivo was imaged. Functional dead space was evaluated by capnographic studies.
Compliance of the upper airways and of the functional dead space were
calculated by appropriate pressure-volume-curves. In isolated and mechanically
ventilated tracheae early response cytokine release was measured. Histological
analyses of lung tissue after ventilation allowed for assessment of tissue
damage subsequent to mechanical ventilation. To compare the mechanical
properties between mice and larger mammals, murine trachea and porcine
segmental bronchi of equal diameter were analysed in an organ bath by
computer-ass isted pressure-volume-slopes. vCT studies revealed a significant
up to 2.5-fold increase of upper airway volume under mechanical ventilation,
which was reversible upon return to spontaneous breathing. The most
significant distension was detected in the main bronchi already under moderate
tidal volumes of 10 ml/kg bw, whereas trachea, segmental bronchi and
functional dead space showed a linear volume increase with higher tidal
volumes. Alveoli as the most distal part of the bronchial tree even showed
disproportional distension under mechanical ventilation when VT was increased
from 10 ml/kg bw to 15 ml/kg bw. In isolated tracheae mechanical ventilation
caused a significant release of the proinflammatory cytokines TNF-α and IL-1β.
Comparison of murine tracheae and porcine segmental bronchi revealed similar
anatomical structures and comparable values of airway compliance. Mechanical
ventilation causes a rapid, pronounced and reversible distension of the upper
airways, accompanied by an increase of functional dead space. Upper airways
distend mostly under moderate tidal volumes, associated with a proinflammatory
reaction and tissue injury of the surrounding blood vessels. Hence, mechanical
ventilation causes upper airway distension that may contribute critically to
the pathological features of ventilator-induced lung injury. On the other
hand, upper airways seem to act as a buffer system to protect the sensitive
alveoli from overdistension by excessive tidal volumes. This protective
function is lost as soon as a certain volume threshold is exceeded. In that
case, the damaging volume is passed undiminished to the distal airways and
alveoli and causes the common clinical pattern of ventilator-induced lung
injury, as emphysema or edema formation, loss of function of the blood-air-
barrier and reduced gas exchange in the lungs. Preliminary interspecies
comparison between murine tracheae and porcine segmental bronchi allows for
the transfer of our findings in terms of a potential distal airway distension
with the associated inflammatory reaction and protective function to larger
mammals such as pigs and men. Hence, upper airway distension should be taken
into consideration in the pathophysiological concept of ventilator-induced
lung injury.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
acute respiratory distress syndrome
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Quantitative Analyse des Totraums unter mechanischer Beatmung
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Dr. Petra Reinhold
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang M. Kübler
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Christa Thöne-Reineke
dc.date.accepted
2015-05-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000100300-8
dc.title.translated
Quantitative analysis of dead space under mechanical ventilation
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000100300
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000017842
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access