Gegenstand der vorliegenden empirischen Untersuchung, die sich methodologisch an der Grounded Theory orientiert, ist der Wandel religiöser Einstellungen junger türkeistämmiger Muslime am Beispiel der Medrese (Lehrhaus) der Nurculuk- Bewegung in Berlin-Neukölln im Zeitraum 2003-2013. Es wird der Frage nachgegangen, wie sich die akkulturationsbezogenen Einstellungen von jungen türkeistämmigen Muslimen unter den Bedingungen der deutschen Integrationspolitik in dem Zeitraum von 2003 bis 2013 verändern. Die Fragestellung wird auf der Grundlage teilnehmender Beobachtung und der Auswertung aktueller Fachliteratur diskutiert. Im Ergebnis wird deutlich, dass die Dynamik der Veränderung zwischen 2003 und 2013 in der untersuchten Medrese auf dem Generationswechsel und dem damit einhergehenden Sprachwechsel basiert. Dabei lässt sich ein gruppeninterner Differenzierungsprozess beobachten, in dem die Nur-talebeleri aufgrund ihres Festhaltens an ihrer spezifischen Sprache und Religiosität und aufgrund der allgemein zunehmenden Transnationalisierung immer stärker in internationale Zusammenhänge eingebunden werden. Die Licht-Schüler dagegen entwickeln eine verinnerlichte Bastelreligion, die in deutscher Sprache und bezogen auf die deutsche Lebenswelt eine deutsch-islamische Identität vermitteln möchte. Dies zeigt, dass die Integrationssituation der muslimischen Migranten in der BRD immer noch erheblich vom nationalstaatlichen Kontext dominiert wird. Dies mit der Folge, dass transnationale Aktivitäten an Kraft verlieren und sich in der hier untersuchten dritten Generation gar nicht mehr nachweisen lassen. Vielmehr besteht hinsichtlich der neuen Generationen eine Tendenz dahingehend, dass diese Generation einer veränderten Wahrnehmung ihrer Zugehörigkeit zu dem einheimisch Nationalen unterliegt was dem Assimilationsgedanken entsprechen würde.
This present Grounded Theory study examined the change of religious attitudes among young turkish Muslims at the example of the teaching house - Medrese-of the Nurculuk-movement in Berlin-Neukölln. It explores the question of acculturation, as a process, in which members of one cultural group (young turkish Muslims) adopt the beliefs and behaviors of the dominant group under the conditions of the German integration politics between 2003 and 2013. The question is discussed on the basis of participant observation and the evaluation of current literature. As a result it becomes clear, that the dynamism of cultural change between 2003 and 2013 in the examined Medrese is based on the generational change and a consequent language shift. Here, an internal differentiation process can be observed, in which the Nur- talebeleri are included in transnational contexts because of their adherence to their specific language and religion,. In contrast the Light-students want to give a German-Islamic identity in the German language and in relation to the German social environment. This shows that the integration situation of Muslim immigrants in Germany is still dominated much by the national context. Transnational activities lose their efficiency. In fact there is a tendency with regard to the new generations, that this generations have changed their perception of belonging to the local national environment which corresponds with the assimilation concept.