Heinrich Schulz: Politische Karriere von 1894 bis 1932 Der Schriftsteller und sozialdemokratische Bildungspolitiker Heinrich Schulz, geb. 1873 in Bremen, wurde in den Jahren nach seinem Beitritt zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im Jahre 1894 besonders von Wilhelm Liebknecht, Karl Kautsky und Franz Mehring gefördert. 1895-1897 übernahm er die Leitung der Arbeiterbildungsschule Berlin. Dort eignete er sich auch die Grundlagen des wissenschaftlichen Sozialismus und des historischen Materialismus an. Als einer der jüngsten hauptamtlichen Redakteure parteieigener Tageszeitungen in Erfurt, Magdeburg und Bremen bis 1906 befaßte sich Heinrich Schulz als ehemaliger Volksschullehrer besonders mit Bildungsangelegenheiten und wurde 1905 zum Leiter der sozialistischen Bildungsarbeit in der Partei ernannt. Auf dem Mannheimer Parteitag 1906 legte er ein erstes schulpolitisches Programm vor, das die Partei 1907 unter dem Titel ?Sozialdemokratie und Schule? veröffentlichte. Diese Broschüre erweiterte er bis 1911 zu dem Buch ?Die Schulreform der Sozialdemokratie?, das bis weit in die Zeit nach der Revolution von 1918 als Schulprogramm der Partei galt, und die Einheitsschule für das ganze Reich vorsah. Ab 1906 auf Vorschlag von Friedrich Ebert mit der Leitung der Parteischule beim Parteivorstand in Berlin sowie mit der Geschäftsführung des Zentralbildungsausschusses der Partei beauftragt, arbeitete er u. a. eng mit Rosa Luxemburg, Eduard David, Franz Mehring, Clara Zetkin, Käthe und Hermann Duncker und Rudolf Hilfferding zusammen. 1910 trat auf seinen Wunsch hin Wilhelm Pieck als Mitarbeiter in sein Büro ein. Zusammen organisierten sie den Aufbau von über 400 Bildungsausschüssen im ganzen Deutschen Reich und die Wanderlehrerkurse der Partei. Nach seiner Wahl in den Deutschen Reichstag 1912 entfernte sich Heinrich Schulz nach Aussagen von Wilhelm Pieck bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges von seinen ?radikalen? Mitarbeitern und schloß sich besonders nach der Wahl von Friedrich Ebert zum Parteivorsitzenden im Jahre 1913 den ?revisionistischen? Gruppierungen in der Reichstagsfraktion und in der Partei an. Vorbehaltlos billigte er die Kriegkredite. Im Vollzug des ?Burgfriedens? löste er 1914 die Parteischule auf, stellte die Wanderkurse ein und forderte über den Zentralbildungsausschuß die Einstellung der Agitation gegen den Krieg durch die dezentralen Bildungsausschüsse. Als sich 1917 die USPD und die Spartakusgruppe von der Partei lösten, wurde er vom Parteitag der Mehrheitssozialisten in Würzburg in den Parteivorstand aufgenommen, dem er bis zu seinem Tode 1932 angehörte. In den Revolutionsmonaten nach 1918 arbeitete Heinrich Schulz im Büro von Friedrich Ebert und später im Reichsinnenministerium. In diesen Funktionen bereitete er die Wahlen zur Nationalversammlung am 19.1.1919 vor, in die er als Vertreter Ostpreußens einzog. Als 1. Vizepräsident der Versammlung unterzeichnete er die Versailler Verträge für die Volksvertretung. Zur Verabschiedung der Verfassung trug maßgeblich der ?Schulkompromiß von Weimar? bei, den er auf Wunsch von Friedrich Ebert mit den bürgerlichen Parteien abschloß. Im Juni 1919 trat Heinrich Schulz als Unterstaatssekretär in die eigenständige Abteilung für Kultur- und Schulangelegenheiten im Reichsinnenministerium in die Regierung ein. Als Staatssekretär bis 1927 brachte er das Grundschulgesetz im April 1920 zur Verabschiedung durch die Nationalversammlung, leitete die Reichsschulkonferenz vom Juli 1920. Er scheiterte dann aber mit seinen Gesetzesvorlagen zum einheitlichen Schulwesen im Deutschen Reich. Darstellung und kritische Würdigung des Lebenswerkes Die Darstellung der biographischen Angaben zu Heinrich Schulz enthält umfangreiches Material aus seiner Tätigkeit als Redakteur. Aus den Nachlässen von Konrad Haenisch, Karl Kautsky, Paul Löbe, Wilhelm Pieck und Clara Zetkin, wurden Briefe und Dokumente herangezogen, die seine jeweilige Position verdeutlichen. Seine bildungspolitischen Aussagen, die er in hunderten von Zeitungsartikeln und einer großen Anzahl von Schriften zur Erziehung und Bildungspolitik ausgeführt hatte, wurden in den Kontext zu Darstellungen ausschließlich zeitgenössischer Pädagogen gestellt. Ausführlich wurde der Schulkompromiß von Weimar dokumentiert. Kritisch wurde die Reichsschulkonferenz von 1920 gewürdigt. Die Studie endet mit einem Versuch, die Brüche und Positionsänderungen von Heinrich Schulz als Ausdruck von immer wieder anzutreffender Anpassung sozialdemokratischer Spitzenfunktionäre an die bürgerlichen Gegebenheiten zu deuten.
Heinrich Schulz: Political career 1894-1932 After joining the German Social Democratic Party in 1894, Heinrich Schulz, the author and politician, reponsible for educational issues was strongly supported by Wilhelm Liebknecht, Karl Kautsky and Franz Mehring. From 1895 to 1897 he was head of the workers?college of education in Berlin where he aquired a basic knowledge of scientific socialism and historic materialism. Being one of the youngest editors of the party-owned daily news in Erfurt, Magdeburg and Bremen until 1906 and having been an elementary school teacher, he specialized in education and became responsible for the socialist educational programmes. At the Mannheim convention in 1906 he presented his first programme "Social Democracy and schools? which was published by the party in 1907. In 1911 this was published as a book titled "School reform and Social Democracy" which was considered the party's school programme until the 1918 revolution. The main intention was to have a common state school for the entire Reich. In 1906, at Friedrich Ebert's suggestion, he was appointed not only head of the party school in Berlin but also of the central education committee which led to close cooperation with Rosa Luxemburg, Eduard David, Franz Mehring, Clara Zetkin, Käthe and Herman Duncker, and Rudolf Hilfferding. In 1910 Wilhelm Pieck became his assistant. Both created more than 400 education committees and numerous "travelling teachers courses". In 1912 he became a member of the German Reichstag, but after the election of Friedrich Ebert to party leader in 1913 and by the beginning of World War I he had already left his "radical" assistants and changed his political opinions to joine the party's "revisionist" groups. Without questioning he accepted and even spoke in favour of the war loans. As a consequence he dissolved the party school in 1914 and ordered the education committees to stop agitation against the war. When in 1917 the USPD and Spartacus split from the party and became independent Heinrich Schulz was accepted by the majority to join the executive committee. In 1918/19, During the time of the revolution he first was assitant in Friedrich Ebert's office, later probably in the ministery of interior responsible preparing the elections to the National Assembly in 1919. He was elected as a deputy for East Prussia. Being the vice president of the assembly he signed the Versaille Treaty. When the National Constitution was passed he agreed with the bourgeois parties on the "Weimar school compromise" on Friedrich Ebert's demand. In June 1919 Heinrich Schulz became second permanent secretary of the ministry of the interior, responsible for the department of cultural and educational affairs. In April 1920 the National Assembly passed the Elementary School Act he had prepared in his ministery. Two month later he was the president of the Reichsschulkonferenz. His following attempts to create a general state school sytem in the entire German Reich failed. Critical appreciation of his life's work Heinrich Schulz' biography contains material from his years as an editor. The unpublished works of Konrad Haenisch, Karl Kautsky, Paul Löbe, Wilhelm Pieck and Clara Zetkin consist of documents and letters explaining Heinrich Schulz's opinion on various subjects. His views on education which were expressed in innumerable newspaper articles, books and essays on educational policies were compared to the views of his contemporary educational editors. The "Weimar School Compromise" and the description of the results of the "Reichsschulkonferenz" in 1920 have been documented in great detail. This documentation shows Heinrich Schulz's different changes of political positions as an attempt to come to terms with the bourgeois conditions as a Social Democratic Party official.