Die uneingeschränkte Aufnahme und Weiterleitung akustischer Signale stellen die Basisfunktionen einer ungestörten kindlichen Sprachentwicklung dar. Mittels Messung der frühen akustisch-evozierten Potentiale (FAEP) kann die Funktion der auditorischen Hirnstammbahnen objektiv beurteilt werden. In dieser Arbeit wurde anhand eines Normalkollektivs von 193 Kindern die Entwicklung der auditorischen Hirnstammbahnen mittels der BERA-Messapparatur longitudinal verfolgt. An vier Messzeitpunkten im Alter von einem, fünf, dreizehn und achtzehn Monaten wurden von den Kindern die frühen auditorischen Potentiale abgeleitet und die Latenzen, Interpeaklatenzen und Amplituden der Wellen I, III und V untersucht. Des Weiteren wurde mit achtzehn und vierundzwanzig Monaten der Elternfragebogen nach H. Grimm zur Überprüfung des Spracherwerbs erhoben. Die normale Entwicklung der Säuglinge bezüglich der entwicklungsphysiologischen, kognitiven sowie auditiven Leistungen wurde durch geeignete Testverfahren abgesichert. Zum Vergleich wurden BERA-Daten eines Erwachsenenkollektivs (31 Probanden) aus der Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité Universitätsmedizin, Berlin erhoben. Ziel dieser Arbeit war es, zum einen die Reifung der auditorischen Hirnstammbahnen anhand der Latenzen, Interpeaktatenzen und Amplituden der Hirnstammpotentiale an einem Normalkollektiv longitudinal zu verfolgen Zum Anderen wurden die Hypothesen aufgestellt, dass sowohl eine verminderte Geschwindigkeit der Reizweiterleitung als auch eine verminderte Reizsynchronisierung und Synapsendichte der auditorischen Hirnstammbahnen mit der frühkindlichen Sprachproduktion korrelieren und dass eine verzögerte Reifung eine Störung des Spracherwerbs zur Folge habe. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Latenzen und Interpeaklatenzen mit dem Alter auf beiden Ohren ohne signifikanten interauralen Unterschied verkürzen. Die größten Veränderungen finden innerhalb der ersten 13 Monaten statt und haben mit 18 Monaten noch keine Erwachsenenwerte erreicht. Im Sinne einer kaudorostralen Reifung, verkürzen sich die Interpeaklatenzen der periphereren Anteile der Hörbahn schneller als die weiter zentral gelegenen Anteile. Die Amplitudenentwicklung zeigt eine hohe Variabilität, dennoch lässt ich eine Zunahme der Amplitudenhöhe mit dem Alter verzeichnen. Während es keine Korrelation zwischen der Amplitudenhöhe an den verschiedenen Untersuchungszeitpunkten und der Sprachentwicklung gab, wurde hingegen ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen den Interpeaklatenzen zwischen Welle I und Welle V im Alter von 5 Monaten und dem Ergebnis bei den Fragebögen zur Evaluierung des Spracherwerbs festgestellt werden. Eine langsame Reizweiterleitung in diesem Alter geht eindeutig mit einer verminderten Sprachproduktion im Alter von 18 Monaten und auch noch im Alter von 24 Monaten einher. Bei einem Gruppenvergleich zwischen Kindern mit und ohne erhöhtem Risiko für eine Sprachentwicklung anhand der Elternfragebögen zeigte sich ein signifikanter Unterschied der Interpeaklatenzen im Alter von 5 Monaten, nicht jedoch mit 1, 18 und 24 Monaten, was die Hypothese für eine sensible Phase des Spracherwerbs unterstützt.
Unbounded reception and transmission of acoustic information is the foundation of undisturbed development of speech during infancy. The normal function of the brainstem auditory pathway can be measured objectively by early brainstem auditory evoked potentials (BAEP). The development of the auditory brainstem in 193 healthy children was evaluated by brainstem evoked response audiometry and followed up in a longitudinal study design. BAEP were measured at the ages of 1, 5, 13 and 18 months. To document the development of the children s productive vocabulary at the ages of 18 and 24 months, the German Parental Report (ELFRA1 and 2) according to H. Grimm [2000] was used. Maturation of the auditory brainstem was examined and a correlation between the height of the amplitudes and the speed of stimulus transmission, both indicators of the maturity of the auditory pathway, were hypothesised. Latencies and interpeak- latencies shortened with age in a caudorostral manner without an interaural difference. Variability of the amplitudes was much higher, nevertheless an increase of heigth could be shown. While there was no relationship between height of the amplitudes and speech development at any time, a correlation, which was highly statistical significant, could be found between the interpeaklatency I-V at the age of 5 months and the outcome of the German Parental Report (ELFRA1 and 2). The data was subsequently submitted to group analysis. It could be shown that children being at risk for delayed language development had significant longer interpeak-latenies at the age of 5 months, but not at the age of 1, 13 and 18 months. The contrast between the long- lasting negative impact of the slower auditory processing at the age of 5 months on the later speech-development and the fact, that latencies of the slower children and those of the faster conducting children equalize with age, supports the hypothesis of a sensible period for language acquisition.