Diskursive Selbstermächtigung, die Sichtbarkeit politischer Haltungen sowie ein auf gesellschaftliche Transformation zielendes Engagement sind selbstverständlicher Bestandteil von Kommunikation in sozialen Medien. Das gilt auch für jene journalistischen Akteur:innen, die neben oder innerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit eintreten. Diskutiert werden Ergebnisse aus qualitativ-medienethnografischen Fallstudien zu Grenzgänger:innen, die feministisch orientiert in Journalismus und/oder Aktivismus aktiv sind. Erkenntnisleitend ist der boundary work-Ansatz, der hier in einem vergleichenden Design umgesetzt wird und damit die Perspektiven von Journalist:innen und Aktivist:innen im Wechselverhältnis zueinander untersucht. Ergänzend zur diskursiven Grenzarbeit (normatives Soll/role orientation) wurde zudem die faktische Positionierung der Akteur:innen in ihren professionellen Feldern durch Analyse ihrer Medien-Aktivitäten untersucht (praktisches Ist/role performance). Im Gruppenvergleich zeigen sich tendenziell gegenläufige und in dieser Weise nicht erwartete Formen der Grenzarbeit: Während die Aktivist:innen für eine komplementäre Kooperation eigenständiger, klar getrennter Tätigkeitsbereiche argumentieren, rechtfertigen die (feministischen) Journalist:innen deren Hybridisierung als systematische und notwendige Entwicklung auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit. Legimitiert wird diese Hybridisierung mit der (neuen) Norm einer transparenten, evidenzbasierten Parteilichkeit. Ergänzend werden Ideale eines Community-nahen Journalismus mit hoher persönlicher Nahbarkeit artikuliert. Auf der Ebene praktischer Performanz zeigen die Aktivist:innen, gegenläufig zur verbalen Abgrenzung, formal und stilistisch jedoch Anpassungen an journalistische Praktiken, während die Journalist:innen die favorisierte Hybridität in unterschiedlichem Maße ausleben (können). Das Konzept boundary work wird fruchtbar gemacht für die praxeologisch fundierte Analyse fortlaufender Grenzbestimmungen zwischen professionellem Journalismus und anderen Formen öffentlicher Kommunikation, die insbesondere in digitalen Medienumgebungen eine Herausforderung darstellen. Die relationale Untersuchungsperspektive erlaubt eine nuancierte und dynamische Betrachtung von Grenzveränderungen, die über die dichotome Unterscheidung von Journalismus und Nicht-Journalismus hinausweist.
Discursive self-empowerment, the visibility of political attitudes and acting towards societal transformation are vernacular practices in social media. This also applies to parts of journalistic actors who advocate for equality and social justice alongside or within their professional activities. Results from qualitative ethnographic case studies on border crossers who are active in journalism and/or activism based on a feminist perspective are reported. The boundary work approach, implemented here in a comparative design that examines the perspectives of journalists and activists in an interrelationship, guides the analysis. In addition to discursive boundary work (normative imagery/role orientation), the actual positioning of the actors in their professional fields was also analyzed (practical actuality/role performance). A comparison of the groups shows a tendency towards opposing boundary work: While the activists discursively argue and justify complementary cooperation of independent, clearly separated fields of activity, the (feminist) journalists justify the hybridization of both fields. This hybridization is legitimized with the (new) norm of transparent, evidence-based partisanship, linked to the idea of community-oriented journalism with a high degree of personal approachability. On the level of practical performance, the activists show formal and stylistic overlaps with journalistic practices, contrary to the verbal demarcation, while the journalists (can) realize the hybridity that verbally has been made strong to varying degrees. The concept of boundary work is made fruitful for the praxeologically based analysis of ongoing negotiating of boundaries between professional journalism and other forms of public communication, which pose a particular challenge in digital media environments. The relational perspective of investigation here allows for a nuanced and dynamic consideration of boundary changes beyond dichotomous distinctions (journalism, non-journalism).