Klimafaktoren wirken auf eine Vielzahl ökologischer Prozesse kaskadenartig und betreffen vorrangig Arten mit kurzen Generationszeiten und schnellen Wachstumsraten. Zusammen mit Veränderungen der Landnutzung können sie vor allem die Aktivität, Populationsdynamik und Demographie von Kleinsäugern sowie ihre Bedeutung als agrarwirtschaftliche Schädlinge und Reservoir für zoonotische Krankheitserreger beeinflussen. Über die Ausbreitung involvierter Vektorpopulationen können zudem neue Beziehungen und Dynamiken zwischen Erregern, Parasiten und Wirtsarten entstehen. Um den Einfluss landwirtschaftlicher und klimatischer Faktoren auf die Dynamik und Demographie von Kleinsäugern, assoziierten Parasiten und zoonotischen Pathogenen zu untersuchen wurde eine zweijährige Feldstudie durchgeführt. Auf fünf Landnutzungs- und unter zwei Klimaszenarien wurden Kleinsäuger mit Lebendfallen gefangen und monatlich beprobt. Das Handling bestand aus einer individuellen Markierung, der Entnahme einer Haut- und Blutprobe, sowie der Adspektion auf Ektoparasiten für den Erregernachweis. Neben der Nagetierart wurden Fangort, Körpermaße, Geschlecht und Reproduktionsstatus notiert. Aus 1.949 Individuen wurden 74% als Feld- (Microtus arvalis) und 22% als Waldmäuse (Apodemus sylvaticus) identifiziert. Von 8% aller M. arvalis und 5% aller A. sylvaticus wurden 348 Zecken des gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus) erhoben. Von 922 Flöhen kamen 82% auf M. arvalis und 17% auf A. sylvaticus vor. 10% der M. arvalis und 3% der A. sylvaticus wurden positiv auf Borrelia afzelii getestet. Bei Zecken lag die Prävalenz bei 8%. Infektionen mit Rickettsia spp. wurden weder bei Nagetieren noch Zecken nachgewiesen. Die Abundanz und der Anteil reproduzierender M. arvalis und A. sylvaticus zeigte einen Jahreseffekt. Saisonale Habitateffekte existierten als höhere Ortstreue und reproduktive Aktivität nur bei M. arvalis. Saisonale Klimaeffekte hatten keinen Einfluss auf die Reproduktion beider Nagetiere, jedoch auf die höhere Ortstreue von M. arvalis und die höhere Abundanz von A. sylvaticus auf klimamanipulierten Flächen. 2019 wurde ein höherer Flohbesatz festgestellt als 2020. Ein Einfluss der Landnutzung auf die Anzahl erhobener Parasiten existierte nicht. Als tendenzieller Effekt konnte bei M. arvalis eine höhere Zeckenbelastung und bei A. sylvaticus eine höhere Flohbelastung auf klimamanipulierten Flächen festgestellt werden. Zeckenassoziierte Infektion mit B. afzelii zeigten einen tendenziellen Habitateffekt. Sporadische und hinter der Landnutzung zurückstehende Klimaeffekte legen nahe, dass sich die Landnutzung in Zukunft nur geringfügig verändern wird. Demgegenüber deutet das wahrscheinliche Auftreten saisonal größerer Nagetierpopulationen, sowie potentiell höherer Zeckenprävalenzen unter künftigen Klimabedingungen, auf eine sich intensivierende Interaktion der Akteure vektorübertragener Pathogene hin.