Hintergrund: Angesichts der wachsenden und zunehmend diversen Bevölkerungsgruppe in unserer Gesellschaft, die am Lebensende eine hospizliche und palliative Versorgung benötigt, besteht ein wachsender Bedarf an Wissen zu den damit verbundenen Übergängen. Verfügbare Studien zu Fragen des Übergangs liegen überwiegend aus westlich geprägten Staaten vor, in denen es – bei aller individueller Variabilität – eine breit geteilte Auffassung von Palliative Care gibt. Trotz allem muss davon ausgegangen werden, dass sich die Ergebnisse und Erfahrungen der Forschung aus anderen Ländern aufgrund der teils sehr unterschiedlichen Versorgungsstrukturen bzw. Gesundheitssysteme nur begrenzt auf die Situation in Deutschland übertragen lassen. Zudem ist offen, welche Rolle soziale und kulturelle Dimensionen im Übergang in die Hospiz- und Palliativversorgung bzw. bei der Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten am Lebensende für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund spielen, insbesondere fehlen Erkenntnisse zu den Erfahrungen von Betroffenen und Mitarbeiter:innen aus den unterschiedlichen Settings der Hospiz- und Palliativversorgung. Methode: Den theoretischen Rahmen für die qualitative Untersuchung bilden die subjektorientierte Übergangsforschung und das Konzept der sozialen Repräsentationen. Für eine möglichst umfassende Sicht auf Übergänge am Lebensende im Kontext der Hospiz- und Palliativversorgung werden unterschiedliche Settings der Versorgung und Perspektiven der beteiligten Akteur:innen in die Untersuchung einbezogen. Das episodische und das Expert:inneninterview werden als Methoden der Datenerhebung trianguliert. Die Datengrundlage bilden 22 episodische Interviews mit Patient:innen sowie An- und Zugehörigen mit und ohne Migrationshintergrund sowie 20 Expert:inneninterviews mit Mitarbeiter:innen unterschiedlicher Berufsgruppen. Die Daten wurden mit dem Ziel einer fall- und fallgruppenübergreifenden Analyse von Deutungs- und Handlungsmustern thematisch kodierend analysiert. Ergebnisse: Der Übergang in die Hospiz- und Palliativversorgung ist ein Prozess, der durch Phasen der Liminalität (Pause vor dem letzten Akt und des Angekommenseins) sowie des Vertrautwerdens mit der Bühne des letzten Akts strukturiert ist, der für die An- und Zugehörigen sowie für die Mitarbeiter:innen mit dem Tod der Patient:innen endet. Dieser Prozess ist einbettet in ein komplexes Bedingungsgefüge, in den Ärzte und Ärzt:innen, Koordinator:innen an den Schnittstellen der Versorgung sowie Pflegekräfte in den Netzwerken der HPV als Gatekeeper sowie Zu- und Angehörige als sogenannte Sozialisationshelfer:innen eingebunden und bedeutsam sind. Auf Basis dieser Ergebnisse wurden Thesen entwickelt, die die unterschiedlichen Perspektiven der Untersuchung aufgreifen und die Vielschichtigkeit bestimmter Phänomene im Übergangsprozess in ihrer Konsequenz verdeutlichen. Dazu gehören unter anderem Umgangsweisen der Mitarbeiter:innen mit herausfordernden Situationen, Formen der pflegerischen Begleitung durch die An- und Zugehörigen sowie die Bedeutung des Hospizes als Sterbeort als Option für die Patient:innen. Dabei werden relevante Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Hinblick auf einen Migrationshintergrund der Patient:innen sowie der An- und Zugehörigen aufgezeigt, die auf die Heterogenität der russischsprachigen Migrant:innen verweisen, aus der sich zum einen Gemeinsamkeiten mit Personen ohne einen Migrationshintergrund in den Vorstellungen zu einem Übergang in die HPV, zum Beispiel im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Sterbebegleitung, familiärer Sorgearbeit und Erwerbsarbeit, zeigen. Zum anderen werden Unterschiede im Hinblick auf eine bedürfnisorientierte Versorgung deutlich, die für Menschen mit Migrationshintergrund unter anderem aufgrund von Sprachbarrieren beeinträchtigt sein kann. Abschließend wird veranschaulicht, dass die Begegnungen der unterschiedlichen Akteur:innen im Prozess des Übergangs in einem Spannungsfeld zwischen einem Aushalten und einem Haltgeben durch die beteiligten Akteur:innen geprägt sind. Diskussion: Die vorliegende Untersuchung verdeutlicht, dass der Übergangsprozess an seinen Schnittstellen, hier als „Breaking points“ bezeichnet, maßgeblich von den sich begegnenden Akteur:innen und ihren jeweiligen Vorstellungen für den weiteren Verlauf abhängen. Dabei zeigt sich für den Kontext der Hospiz- und Palliativversorgung, dass konzeptionelle Überlegungen zu „Palliative Care“ und „Hospiz“ nicht immer das passende Skript für die Gestaltung der Versorgung in der Praxis darstellen. Die sich zeigenden Sollbruchstellen werden in der Praxis entlang der sich zeigenden Vorstellungen der Patient:innen sowie der An- und Zugehörigen weitgehend überwunden. Sich in diesen Zusammenhängen zeigende Variationen von Verläufen im Übergangsprozess sollten Eingang in weitere konzeptionelle theoretische Überlegungen finden, beispielsweise im Hinblick auf Entscheidungsfindungen im Prozess. Implikationen für weitere Forschung zeigen sich unter anderem zur Bedeutung der „unit of care“ von Patient:innen sowie Zu- und Angehörigen, um beispielsweise Veränderungsprozesse im Hinblick auf das Verständnis von familiärer Sorge am Lebensende zu untersuchen und die damit einhergehenden vielfältigen Bedürfnisse für die Praxis sichtbar zu machen. Darüber hinaus ist nach wie vor offen, wie eine frühe Integration der HPV in die Versorgung von schwerkranken und sterbenden Patient:innen gelingen kann. Dabei sollten stärker die Möglichkeiten für eine informierte Vorbereitung als auf eine dezidierte Vorausplanung des letzten Akts des Lebens gesetzt werden.
Background: In light of the expanding and increasingly heterogeneous population in our society that necessitates hospice and palliative care at the end of life, there is a concomitant requirement for knowledge about the associated transitions. The majority of extant studies on questions of transition originate from Western countries, where, despite individual variability, there is a broadly shared concept of palliative care. Nevertheless, it is reasonable to conclude that the findings and experiences of research conducted in other countries cannot be directly transferred to the German context without significant limitations due to the sometimes very differences in healthcare structures and systems. Moreover, the role that social and cultural dimensions play in the transition to hospice and palliative care and in the utilization of end-of-life care for individuals with and without a migration background remains unclear. In particular, there is a dearth of knowledge regarding the experiences of those affected and staff from the various settings in hospice and palliative care. Methodology: The theoretical framework for the qualitative study is based on subject-oriented transition research and the concept of social representations. In order to gain the most comprehensive view possible of end-of-life transitions in the context of hospice and palliative care, the study includes a variety of care settings and perspectives of the actors involved. The data were collected using two methods of data collection: episodic and expert interviews. The data set consists of 22 episodic interviews with patients and their relatives, including those with and without a migration background, as well as 20 expert interviews with employees from different professional groups. The data were analyzed using thematic coding with the aim of identifying patterns of interpretation and action across cases and case groups. Results: The transition to hospice and palliative care is a process structured by phases of liminality (the interval before the final act and arriving) and the process of becoming familiar with the stage of the final act, which ends with the death of the patient for the relatives and for the staff. This process is situated within a complex structure of conditions, wherein doctors, coordinators situated at the interfaces of care, and nursing staff in the networks of hospice and palliative care (HPC) assume gatekeeper roles. Additionally, relatives and friends, referred to as "socialization helpers," play a significant part in this process. In light of these findings, a series of theses were formulated that address the diverse perspectives of the study and elucidate the intricate nuances of specific phenomena within the transition process. These include, among other things, the way staff members respond to challenging situations, the forms of nursing care provided by relatives and friends, and the significance of the hospice as a place of dying as an option for patients. In this way, the study illuminates both the differences and similarities between patients with and without a migration background, as well as between their relatives and friends. This underscores the heterogeneity of Russian-speaking migrants. On the one hand, similarities with individuals without a migration background can be observed in their perceptions of transitioning to hospice care. This includes attitudes towards reconciling end-of-life care, family caregiving, and gainful employment. Conversely, disparities in regard to needs-oriented care become evident, which can be compromised for individuals with a migration background due to linguistic constraints, among other factors. Ultimately, it is demonstrated that the interactions of the various stakeholders in the transition process are shaped by a tension between endurance and support. Discussion: The present study demonstrates that the transition process at its interfaces, which may be conceptualized as "breaking points," is contingent upon the actors who encounter each other and their respective ideas regarding the subsequent course of events. The findings demonstrate that, in the context of hospice and palliative care, conceptualizations of "palliative care" and "hospice" do not consistently align with the optimal design for care in practice. The emerging breaking points are largely overcome in practice as a result of the evolving concepts proposed by patients and their relatives and friends. The variations in the progression of the transition process that emerge in these contexts should be incorporated into further conceptual theoretical considerations, for example with regard to decision-making in the process. The implications for further research are manifold. Chief among them is the importance of the "unit of care" of patients and their relatives and caregivers. This is particularly relevant for examining processes of change with regard to the understanding of family care at the end of life and for making the diverse needs associated with this visible in practice. Moreover, the question of how an early integration of hospice and palliative care (HPC) into the care of seriously ill and dying patients can be achieved remains unanswered. In this context, it would be more productive to focus on the possibilities for informed preparation than on definite advance planning of the last act of life.