Einleitung: Die als Fusionsbiopsie bezeichnete Kombination der multiparametrischen Magnetresonanztomographie (mpMRT) mit ultraschallgestützten Prostatabiopsien stellt mittlerweile den Goldstandard für die Gewebegewinnung bei Patienten mit klinischem Verdacht auf ein Prostatakarzinom (PCa) dar. Hierbei werden im mpMRT suspekt erscheinende Läsionen mittels transrektalen Ultraschalls (TRUS) gezielt biopsiert. Zusätzlich werden ungezielt Proben aus verschiedenen Prostataregionen entnommen. Trotz diagnostischer Präzision der Methode gibt es Einschränkungen, in Form von nicht flächendeckender Verfügbarkeit der mpMRT sowie Patienteneigenschaften, die es unmöglich machen, eine mpMRT durchzuführen. Mikroultraschall (Mikro-US) ist eine neuartige Bildgebungstechnologie, die es neben der Fusionsbiopsie erlaubt, PCa suspekte Läsionen suffizient zu visualisieren und in Echtzeit zu biopsieren.
Zielsetzung: Das Ziel unserer Arbeitsgruppe ist es, die diagnostische Leistung des Mikro-US für die Detektion von PCa zu evaluieren und mit dem mpMRT zu vergleichen. Dieser Manteltext beschreibt und verknüpft unsere Ergebnisse.
Material und Methoden: Wir veröffentlichten zwei Artikel in Peer-Review-Journalen, die eine Kohorte von 159 Männern an der Charité Berlin sowie ein multizentrisches Patientenkollektiv von 203 Patienten umfassten, an dem unser Institut beteiligt war. Bei allen Männern bestand der klinische Verdacht auf ein PCa. Sie wurden mittels Mikro-US untersucht und biopsiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden verblindet und unabhängig gegenüber den in der mpMRT suspekten Läsionen bewertet und gewonnen. Im Fokus lag die Karzinomerkennungsrate des Mikro-US im Vergleich zur mpMRT, insbesondere die Erkennung von klinisch signifikanten Prostatakarzinomen (ksPCa), die Aufwertung im International Society of Urological Pathology (ISUP) Tumorklassifikationssystem, sowie die Nichtunterlegenheit des Micro-US in der Erkennung von csPCa gegenüber der mpMRT.
Ergebnisse: Beide Studien zusammengefasst konnten bei 43% (157/362) ksPCa nachgewiesen werden. Mikro-US-gezielte Biopsien konnten 74% (117/157) der ksPCa-Fälle identifizieren, während durch mpMRT-gezielte Biopsien 67% (105/157) diagnostiziert wurden. Mikro-US gezielte Biopsien resultierten in einem höheren ISUP-Gruppenwert als nicht gezielte Biopsien (26%), verglichen mit mpMRT gezielten, sowie nicht gezielten Biopsien (16%). Mikro-US konnte bis zu 97% der ksPCa Läsionen des mpMRT detektieren und ist diesem somit nicht unterlegen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass der Mikro-US eine vergleichbare Leistungsfähigkeit für die Detektion von ksPCa wie die mpMRT gezielte Fusionsbiopsie zu haben schein und dieser nicht unterlegen zu sein scheint. Mikro-US kombiniert mit mpMRT zeigt einen zusätzlichen Nutzen bei Patienten mit klinischem Verdacht eines Prostatakarzinoms und Mikro-US allein kann eine Alternative für Männer sein, die sich einer mpMRT nicht unterziehen können.
Introduction: The fusion biopsy, a combination of multiparametric magnetic resonance imaging (mpMRI) and ultrasound-guided prostate biopsy, has become the gold standard for tissue collection in patients with clinical suspicion of prostate cancer (PCa). In this procedure, suspecious lesions on mpMRI are combined with transrectal ultrasound (TRUS), targeted biopsies as well as untargeted samples from different prostate regions. Despite diagnostic precision of the method, there are limitations in the form of availability of mpMRI not covering the entire region as well as patient characteristics that make it impossible to perform any mpMRI. Micro-ultrasound (micro-US) is a novel imaging technology that, in parallel with fusion biopsy, allows PCa suspect lesions to be adequately visualized and biopsied in real time.
Purpose: To evaluate micro-US with regards to the detection of PCa in men with clinical suspicion of this disease, and to compare micro-US with mpMRI targeted biopsies. Material and Methods: We published two articles in peer-reviewed journals that included a cohort of 159 men at the Charité Berlin and a multicenter patient cohort of 203 patients in which our institute was involved. All men were clinically suspected of having PCa. They were examined by micro-US and biopsied. The results of this examination were blinded and independently evaluated against the lesions suspected on mpMRI. Suspected lesions were evaluated and obtained. The focus was on the cancer detection rate of microUS compared to mpMRI, specifically the detection of clinically significant prostate ca (ksPCa), the upgrading in the International Society of Urological Pathology (ISUP) Tumor Classification System, and the non-inferiority of micro-US in the detection of csPCa compared with mpMRI.
Results: Combining both studies, csPCa was detected in 43% (157/362). Of the csPCa cases, micro-US targeted biopsies detected 74% (117/157), while mpMRI targeted biopsies diagnosed 67% (105/157). Micro-US targeted biopsies resulted in a higher ISUP group score than non-targeted biopsies (26%), compared to mpMRI targeted, as well as non-targeted biopsies (16%). Micro-US was able to detect up to 97% of the csPCa lesions of mpMRI and is therefore not inferior to it.
Conclusion: The results of these studies demonstrate that micro-US has comparable performance for the detection of csPCa as mpMRI targeted fusion biopsy and seems to be non-inferior to it. Micro-US combined with mpMRI shows additional benefit in patients with clinical suspicion of prostate cancer, and micro-US alone may be an alternative for men who cannot undergo mpMRI.