Communication between deaf and hearing people is a challenge due to communication barriers, ignorance and prejudices on the part of the hearing population. The understanding of German spoken language, reading, speaking and lip-reading varies greatly between individuals and cannot be taken for granted. This can lead to disadvantages in medical care, which is heavily based on language comprehension. Especially in the case of acute complaints, when there is no time to wait for sign language interpreters. As there has been little research into the care of this patient group to date, this dissertation analyses the status quo of acute medical care for deaf and hard of hearing people. The study is divided into four main questions: 1) satisfaction with health care and the feeling of support in acute situations, 2) recognising worries and communication barriers during doctor's visits that lead to negative experiences, 3) avoiding necessary doctor's visits and 4) the influence of socio-demographic factors. A communication index, based on the participants' self-assessment in reading, writing, understanding spoken language and speaking, made it possible to analyse the correlations between the answers and the linguistic background. In order to design the survey to suit the target group, an accessible online survey was developed that ensured participation through videos in German sign language and a small amount of text. 383 deaf and hard of hearing participants were included in the study. The results show a low level of satisfaction with current healthcare provision, with the majority of participants reporting worries and negative experiences during visits to the doctor. Many have already avoided necessary visits to the doctor due to communication problems, insufficient availability of sign language interpreters and increased organisational effort. A significant correlation between perceived communication barriers and the avoidance of visits to the doctor was shown, with participants with a lower communication index reporting more frequent worries and negative experiences. Socio-demographic factors such as age and education had only a limited influence. The results highlight a significant care deficit caused by communication barriers. Improvements could be achieved by training healthcare staff, digital solutions and expanding the availability of sign language interpreters. Further measures need to be developed together with the deaf community. The feasibility of accessible surveys has been demonstrated, which offers hope for future studies on healthcare for the deaf and hard of hearing.
Die Verständigung zwischen Gehörlosen und Hörenden ist durch Kommunikationsbarrieren, Unkenntnis und Vorurteile seitens der hörenden Bevölkerung eine Herausforderung. Das Verständnis der deutschen Lautsprache, Lesen, Sprechen und Lippenlesen variiert stark zwischen Einzelpersonen und kann nicht vorausgesetzt werden. Dies kann in der medizinischen Versorgung, die stark auf Sprachverständnis basiert, zu Benachteiligungen führen. Insbesondere bei akuten Beschwerden, wenn keine Zeit bleibt, auf Gebärdensprachdolmetschende zu warten. Da bisher kaum Untersuchungen zur Versorgung dieser Patientengruppe vorliegen, analysiert diese Dissertation den Status quo der akutmedizinischen Versorgung von gehörlosen und schwerhörigen Personen. Die Studie ist in vier Hauptfragen gegliedert: 1) Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung und das Gefühl von Unterstützung in Akutsituationen, 2) das Erkennen von Sorgen und Kommunikationsbarrieren bei Arztbesuchen, die zu negativen Erlebnissen führen, 3) das Vermeiden notwendiger Arztbesuche und 4) der Einfluss soziodemographischer Faktoren. Ein Kommunikationsindex, basierend auf der Selbsteinschätzung der Teilnehmenden in Lesen, Schreiben, Lautsprache verstehen und Sprechen, ermöglichte die Analyse von Zusammenhängen zwischen den Antworten und dem sprachlichen Hintergrund. Um die Umfrage zielgruppengerecht zu gestalten, wurde eine barrierefreie Online-Umfrage entwickelt, die durch Videos in Deutscher Gebärdensprache und geringem Textanteil die Teilnahme sicherstellte. 383 gehörlose und schwerhörige Teilnehmende konnten in die Studie eingeschlossen werden. Die Ergebnisse zeigen eine geringe Zufriedenheit mit der aktuellen Gesundheitsversorgung, wobei die Mehrheit der Teilnehmenden von Sorgen und negativen Erlebnissen bei Arztbesuchen berichtet. Viele haben bereits notwendige Arztbesuche vermieden, bedingt durch Kommunikationsprobleme, unzureichende Verfügbarkeit von Gebärdensprachdolmetschenden und erhöhten organisatorischen Aufwand. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen erlebten Kommunikationsbarrieren und dem Vermeiden von Arztbesuchen konnte aufgezeigt werden, wobei Teilnehmende mit geringerem Kommunikationsindex häufiger Sorgen und negative Erlebnisse angegeben haben. Soziodemographische Faktoren wie Alter und Bildung hatten nur begrenzten Einfluss. Die Ergebnisse verdeutlichen ein erhebliches Versorgungsdefizit, das durch Kommunikationsbarrieren bedingt ist. Verbesserungen könnten durch Schulungen des Gesundheitspersonals, digitale Lösungen und den Ausbau des Angebots an Gebärdensprachdolmetschern erreicht werden. Weitere Maßnahmen müssen gemeinsam mit der Gehörlosen-Community entwickelt werden. Die Machbarkeit barrierefreier Umfragen konnte nachgewiesen werden, was Hoffnung für zukünftige Untersuchungen zur Gesundheitsversorgung von Gehörlosen und Schwerhörigen bietet.