This dissertation examines how liberal and neoliberal market ideas came to Estonia, prior to its 1991 return to independence and transition from state socialism to a market economy. Estonia’s unusually rapid transition to a neoliberal system has drawn the attention of scholars, many of whom credit this marketization to a wave of leaders and policymakers who came to power in 1992. This downplays the role of local economists in the 1980s who experimented with, localized, and instituted proto-neoliberal ideas which primarily came from other socialist polities, especially Hungary and elsewhere in the Soviet Union. This dissertation examines this phenomenon by following the lives and careers of seven reformist economists, via a mix of interviews, archival reports, memoirs, and Soviet-era newspaper articles. In so doing, it demonstrates how market ideas arrived in Estonia prior to perestroika, resulted in experimentation, contributed to the struggle for independence, and ultimately resulted in an exemplar of neoliberal economics, and the exportation of (neo)liberal economic ideas across Central and Eastern Europe.
In dieser Dissertation wird untersucht, wie liberale und neoliberale Marktideen nach Estland kamen, bevor das Land 1991 seine Unabhängigkeit wiedererlangte und vom Staatssozialismus zur Marktwirtschaft überging. Estlands ungewöhnlich schneller Übergang zu einem neoliberalen System hat die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich gezogen. Viele von ihnen schreiben diese Marktorientierung einer Reihe von Führungskräften und politischen Entscheidungsträgern zu, die 1992 an die Macht kamen. Damit wird die Rolle lokaler Ökonomen in den 1980er Jahren heruntergespielt, die mit proto-neoliberalen Ideen experimentierten, sie lokalisierten und einführten, die in erster Linie aus anderen sozialistischen Staaten stammten, insbesondere aus Ungarn und anderen Unionsrepubliken der Sowjetunion. Die vorliegende Dissertation untersucht dieses Phänomen, indem sie das Leben und den Werdegang von sieben reformorientierten Ökonomen anhand von Interviews, Archivberichten, Memoiren und Zeitungsartikeln aus der Sowjetzeit verfolgt. Dabei wird aufgezeigt, wie marktwirtschaftliche Ideen vor der Perestroika in Estland Einzug hielten, zu Experimenten führten, zum Kampf um die Unabhängigkeit beitrugen und schließlich zu einem Musterbeispiel neoliberaler Wirtschaftspolitik und zum Export (neo)liberaler Wirtschaftsideen nach ganz Mittel- und Osteuropa führten.