This article proposes a research heuristic to analyse practices of contradicting in networked publics. This heuristic is based on the thesis of the polarization of society, as witnessed in the media discourse, and the approach of a political sociology of conflict. Such an approach requires developing theories in communication and media studies to document social conflict dynamics in changing public dynamics, explain dominant communicative practices, and to interpret subsequent developments. The research heuristic presented here prefers an approach rooted in praxeology and as such makes it possible to analyse practices of contradiction in networked publics, leading to observations informed by theories of public sphere. This approach is particularly relevant in ongoing debates on gender relations, sexualized harassment, and violence, all of which have once again become ‘trigger points’ that are challenging individuals and institutions of modern societies on different levels. The debate about the accusations against Till Lindemann as the lead singer of the internationally renowned German band Rammstein, a debate that has garnered attention beyond the German-speaking contexts, illustrates how this proposed research heuristic can become a tool for an informed analysis.
Der Beitrag schlägt eine Forschungsheuristik zur Analyse von Praktiken des Widersprechens in vernetzten Öffentlichkeiten vor. Ausgehend von der These einer gesellschaftlichen Polarisierung, die im Mediendiskurs sichtbar wird und Ausgangspunkt für eine politische Konfliktsoziologie ist, entwirft die Heuristik einen medien- und kommunikationswissenschaftlichen Theorierahmen. Auf diese Weise lassen sich gesellschaftliche Konfliktdynamiken im Wandel von Öffentlichkeiten dokumentieren, dominante kommunikative Praktiken sichtbar machen und deren Folgen interpretieren. Die hier vorgestellte Forschungsheuristik basiert auf praxeologischen Grundlagen und ermöglicht daher, Praktiken des Widersprechens in vernetzten Öffentlichkeiten zu analysieren und dabei zeitgenössische Theorie von Öffentlichkeit kritisch zu prüfen und weiterzuentwickeln. Fallanalytisch untersucht der Beitrag anschließend den medienöffentlichen Diskurs um den Sänger und Rammstein-Frontmann Till Lindemann, dem massive Formen sexualisierter Gewalt vorgeworfen wurden. Die vorgestellte Heuristik wird verwandt, um die vielschichtigen Formen des medialen Widersprechens in dieser Mediendebatte zu systematisieren. Debatten über Geschlechterverhältnisse, sexualisierte Belästigung und Gewalt sind zu „Triggerpunkten“ geworden, die aktuell Individuen und Institutionen moderner Gesellschaften auf unterschiedlichen Ebenen herausfordern. Es wird exemplarisch dargestellt, wie die vorgeschlagene Forschungsheuristik zum Werkzeug für eine fundierte Analyse werden kann.