Transsektorale Versorgung im Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs der Charité – Patient*innencharakteristika und Pitfalls im Versorgungsalltag

Abstract

Einleitung: Die zeit- und heimatortnahe Versorgung von Patient*innen mit einer familiären Brust- und Eierstockkrebserkrankung folgt der Leitidee des transsektoralen Versorgungkonzeptes: Die Zentren des DK-FBREK kooperieren mit von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Brustzentren und gynäkologischen Krebszentren. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Zusammenarbeit zwischen den Kooperationszentren Berlin/Brandenburgs und dem FBREK-Zentrum der Charité mit Hilfe eines digitalen Fragenbogens evaluiert und das Patient*innenkollektiv dieser Kooperationszentren retrospektiv betrachtet. Methodik: 916 Blutproben von Brust- und Eierstockkrebspatient*innen, die eine genetische Aufklärung in den Kooperationszentren erhielten, wurden vom 01.01.2017 bis 31.12.2021 hinsichtlich des Vorliegens einer pathogenen Keimbahnvariante (pV) analysiert. Zur zeitlichen Einordnung ihres Erkrankungsalters erfolgte der deskriptive Vergleich mit dem mittleren Erkrankungsalter an Brust- und Eierstockkrebs der Allgemeinbevölkerung mittels t-Test. Aufgrund der Spezifität dieses Kollektivs wurde die Detektionsrate und der Phänotyp auch in Bezug auf Kollektive mit ebenfalls erkrankten Personen sowie spezielle Zusammenhänge mit dem Chi-Quadrat-Test beschrieben. Vom 08.03.2023 bis 31.06.2023 erfolgte die Befragung der Kooperationspartner*innen zur Evaluation der Zusammenarbeit mit dem FBREK-Zentrum der Charité mit Hilfe eines digitalen Fragebogens mit Fokus auf deren Zufriedenheit allgemein und den zur Verfügung gestellten analogen Materialien. Die Antworten wurden deskriptiv unter Angabe von Häufigkeiten und die im Fokus stehende Zufriedenheit mit Hilfe des Binomialtests dargestellt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 218 (218/916, 23,8%) pV bei Patient*innen aus Kooperationszentren nachgewiesen, vor allem in den Hochrisikogenen BRCA1/BRCA2 (134/916, 14,6%). Die detaillierte Betrachtung der n=218 Patient*innen ergab ein signifikant jüngeres Erkrankungsalter im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Der Phänotyp der Tumore war vergleichbar mit anderen Kollektiven und signifikante Zusammenhänge zwischen der Immunhistochemie bei Brustkrebs und dem Vorhandensein bestimmter PV wurden verifiziert. Die Evaluation der Kooperation mit Hilfe des Fragebogens zeigte in allen beleuchteten Aspekten vor allem positive Bewertungen. Die Auswertung der Befragung mit Fokus auf die Zufriedenheit insgesamt sowie mit den zur Verfügung gestellten Materialen wurde mit einer Rate von über 80 % positiv bewertet. Schlussfolgerung: Die deskriptive Analyse der untersuchten Proben erwies sich als mit der Literatur konform. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten eine hohe Zufriedenheit der Partner*innen mit dem transsektoralen Kooperationskonstrukt. Der Einsatz von digitalen Tools zur Optimierung des Arbeits- und Zeitmanagements in Kooperationszentren und eine stetige Evaluation der Zusammenarbeit können zukünftig als Instrumente zur Sicherung einer optimalen Patient*innenversorgung genutzt werden.

Introduction: The prompt and local care of patients with hereditary breast and ovarian cancer follows the guiding principle of the trans-sectoral care concept: university consortium centers work with peripheral DKG-certified breast centers and gynecological cancer centers. This study evaluated the collaboration between the cooperation centers of Berlin/Brandenburg and the Hereditary Breast and Ovarian Cancer Center Charité (HBOC-CC) using a digital questionnaire. In this context, the patient population at these cooperation centers was observed retrospectively. Methods: 916 blood tests from breast and ovarian cancer patients who received genetic counselling in the collaborating centers were analyzed for the presence of a germline pathogenic variant (PV) between 01.01.2017 and 31.12.2021. For the temporal classification of their age of disease onset, a descriptive comparison was made with the average age of onset of breast and ovarian cancer in the general population using a t-test. Because of the specificity of this population, the detection rate and phenotype were also described in comparison with populations of also affected individuals and specific correlations were determined using the Chi-square test. From 08.03.2023 to 31.06.2023, the survey of the cooperation partners was conducted. A digital questionnaire was used to evaluate the cooperation with the HBOC-CC with a focus on general satisfaction and the analog materials provided. The answers were presented descriptively with frequencies and the focus on satisfaction by using the binomial test. Results: A total of 218 (218/916, 23.8%) PVs were detected at the cooperation centers, primarily in the high-risk BRCA1/BRCA2 genes (134/916, 14.6%). Detailed analyzes of the n=218 patients revealed a significantly younger age at disease onset compared to the general population. The phenotype of the tumors was comparable to other collectives. Significant correlations between immunohistochemistry (HER2/HR-status) in breast cancer and the presence of certain PV were verified. The evaluation of the cooperation using the questionnaire showed mainly positive ratings in all aspects examined. The evaluation of the survey, focusing on overall satisfaction and the materials provided was positive with a rate of over 80%. Conclusion: The descriptive analysis of the samples examined is consistent with the literature. The results of the studies show a high level of satisfaction of the partners with the construct of trans-sectoral cooperation. The use of digital tools to optimize work and time management in cooperation centers and a continuous evaluation of the cooperation can be used in the future as instruments to ensure optimal patient care.