Evaluation der Wirksamkeit Kneipp´scher Armgüsse bei 3 bis 6-jährigen Kindern

Abstract

Einleitung: Hydrotherapieanwendungen als Bestandteil eines integrativen Gesundheitskonzepts haben eine lange Tradition und werden ebenfalls in Europa auch auf Sebastian Kneipp zurückgeführt. Bisher gibt es zahlreiche Untersuchungen zur Hydrotherapie an Erwachsenen sowie zu potenziell gesundheitsfördernden Effekten bei Kindern mit Neurodermitis und allergischer Rhinitis. Es mangelt jedoch an Untersuchungen zur Hydrotherapie nach Kneipp auf immunstimulierende Effekte bei Kindern. Aus diesem Grund wurden in zwei Pilotstudien die Auswirkungen Kneipp´scher Armgüsse auf das Immunsystem bei drei bis sechsjährigen Kindern untersucht als auch dessen Durchführbarkeit und Akzeptanz. Methodik: Pilotstudie I untersuchte quantitativ und qualitativ mittels einer nicht-randomisierten Studie die Effekte Kneipp´scher Armgüsse auf das sekretorische Immunglobulin A (sIgA) sowie auf klassische Erkältungssymptome bei Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Aus den Erkenntnissen der Pilotstudie I ergaben sich die Beweggründe zu einer Pilotstudie II in Folge im mixed-methods Design. In dieser wurden die Effekte der hydrotherapeutischen Kneipp´schen Armgüsse auf die Anzahl der Kindergartenfehltage und die Inzidenz von Fieber und Atemwegsinfektionen untersucht. Ergebnisse: Die Pilotstudie I zeigte keine gruppenspezifischen Unterschiede bezüglich des Parameters sIgA. In der Interventionsgruppe traten Rhinitiden seltener auf und bei neun von 13 Kindern berichteten die Eltern über eine geringere Infektanfälligkeit der Atemwege. In der zweiten Pilotstudie wurden in der Interventionsgruppe weniger Fehltage im Kindergarten dokumentiert, bei insgesamt mehr Fiebertagen und weniger Infektionen der unteren Atemwege. Motivation der Studienteilnehmenden waren zum einen die Erweiterung und Verbesserung des Gesundheitswissens sowie die Unterstützung der Forschung an komplementären Therapieverfahren. Schlussfolgerung: Beide Pilotstudien haben gezeigt, dass die Hydrotherapie nach Kneipp gut und sicher im häuslichen Setting anwendbar ist und bei den Eltern auf Interesse und Akzeptanz stößt. Es gibt Indizien, dass sie sich zur Prävention von Atemwegserkrankungen eignen könnte. Aufgrund des explorativen Vorgehens beider Pilotstudien müssen die Ergebnisse in zukünftigen Studien konfirmatorisch geprüft werden. Die geringen Fallzahlen beider Pilotstudien und die fehlende Randomisierung zählen zu den Hauptlimitationen.

Introduction: Hydrotherapy applications have a long tradition as part of an integrative health concept and are also attributed to Sebastian Kneipp in Europe. To date, there have been numerous studies on hydrotherapy in adults as well as on potential health-promoting effects in children with atopic dermatitis and allergic rhinitis. However, there is a lack of studies on hydrotherapy according to Kneipp for immunostimulatory effects in children. For this reason, two pilot studies were conducted to investigate the effects of Kneipp arm affusions on the immune system in three- to six-year-old children, as well as their feasibility and acceptability. Methodology: Pilot study I investigated quantitatively and qualitatively by means of a non-randomized study the effects of Kneipp arm affusions on secretory immunoglobulin A (sIgA) and on classic cold symptoms in children aged three to six years. The findings of pilot study I provided the subsequent rationale for a second pilot study II with a mixed-methods design. In this study, the effects of Kneipp hydrotherapeutic arm affusions on the number of kindergarten days missed and the incidence of fever and respiratory infections were investigated. Results: Pilot study I showed no group-specific differences regarding the parameter sIgA. In the intervention group, rhinitis occurred less frequently and with nine of 13 children, and parents reported a lower susceptibility to respiratory infections. In the second pilot study, fewer days absent from kindergarten were documented in the intervention group, with more fever days overall and fewer lower respiratory tract infections. The motivation of the study participants to take part was, on the one hand, to expand and improve health knowledge and to support research on complementary therapies. Conclusion: Both pilot studies have shown that Kneipp hydrotherapy can be well-applied and safely undertaken in the home setting and was met with interest and acceptance from parents. There are indications that Kneipp could be suitable for the prevention of respiratory diseases in children. Due to the exploratory nature of both pilot studies, the results need to be tested for confirmation in future studies. The small number of cases in both pilot studies and the lack of randomization are among the main limitations.