Die Behandlung von Unterkieferfrakturen ist oft Teil eines komplexen Verletzungsmusters, das auch weitere Verletzungen des Viscerocraniums sowie anderer Körperregionen umfassen kann. Insbesondere bei polytraumatisierten Patienten, die häufig aus Verkehrsunfällen resultieren, steigt das Risiko für komplexe Gesichtsschädelverletzungen signifikant an. Eine vielversprechende Entwicklung in der Therapie von (Unterkiefer-)Frakturen ist die virtuelle computerassistierte präoperative Planung (CAPP) sowie die Durchführung virtueller Frakturrepositionen. Diese Methode hat das Potenzial, die Genauigkeit und Effizienz chirurgischer Eingriffe zu verbessern, indem sie das Verständnis des Frakturmusters fördert und individualisierte Behandlungsoptionen - wie die Erstellung und Fertigung von patientenspezifischen Implantaten - ermöglicht. Obwohl bereits vielversprechende Ergebnisse zu verschiedenen Ansätzen der virtuellen Frakturreposition vorliegen, wird die CAPP bisher hauptsächlich bei der Planung von elektiven Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich eingesetzt. Um jedoch auch standardmäßig in der Traumatologie zum Einsatz zu kommen, sind derzeit noch Lösungen im Bereich der Softwareentwicklung zur (semi-) automatischen Frakturerkennung und -repositionierung erforderlich. Postoperative Komplikationen nach Unterkieferfrakturversorgung können von lokalen Wundinfektionen bis hin zu schweren Infektionen und beeinträchtigter Knochenheilung reichen. Zu den häufigsten Risikofaktoren für postoperative Komplikationen gehören Nikotin- und Alkoholabusus, das erhöhte Lebensalter, frakturspezifische Charakteristika aber auch Vorerkrankungen und die Patientencompliance. In unserer Untersuchung konnten wir feststellen, dass Männer ein signifikant höheres Risiko für postoperative Komplikationen aufweisen, was möglicherweise mit Unterschieden in der Knochenmorphologie sowie der Ätiologie der Fraktur zusammenhängt. Die Behandlung von Komplikationen erfordert oft Revisionseingriffe und stellt somit eine Belastung für das Gesundheitssystem sowie für Betroffene dar. Autologe Knochentransplantate sind zwar eine etablierte Methode zur Therapie von ossären Defekten, jedoch mit Nachteilen wie Hebedefektmorbidität verbunden. Alloplastische Implantate sind Gegenstand aktueller Forschungen und weisen materialspezifische Vor- und Nachteile auf. Poröse Implantate ermöglichen das Einwachsen des umliegenden Knochens wodurch eine bessere Integration und Stabilität erreicht werden soll. Neben der Mikroarchitektur beeinflusst die Nanoarchitektur von Implantatgerüsten die Knochenneubildung. Während bisher v.a. nicht-resorbierbare Materialien Anwendung fanden stellen resorbierbare Materialien vielversprechende Therapiestrategien dar.