Die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) basiert auf der systematischen An- und Entspannung einer Folge von Muskelgruppen und dient der vermehrten Körperwahrnehmung und Entspannung. Aus klinischer Sicht ist die PMR ein etabliertes Entspannungsverfahren zur Reduktion stressinduzierter Maladaptionen auf der psychovegetativen, hormonellen, kognitiv-emotionalen und muskulären Ebene. Verschiedene Studien zeigen positive Effekte von PMR- Interventionen auf physiologische Stressparameter wie Blutdruck und Herzratenvariabilität sowie psychometrische Parameter wie Stresserleben, Angst und Ärger bei verschiedenen Patientenpopulationen (Asthma, Hypertonie, kardiale Rehabilitation). In dieser Arbeit wurde untersucht, ob auch bei jungen, gesunden Pro-banden durch eine PMR-Intervention eine Senkung des Blutdrucks und eine höhere Herzratenva-riabilität sowie eine Reduktion von Stresserleben, Angst und Ärger erreicht werden kann. Die Intervention an jungen, gesunden männlichen Nichtrauchern fand über sechs Sitzungen ein-mal wöchentlich unter Anleitung einer Diplompsychologin statt. Vor und nach den sechs Wo-chen erfolgte eine standardisierte, psychophysiologische Untersuchung im Labor mit Messung von Blutdruck, Herzfrequenz und Herzratenvariabilität sowie Erhebung von Stresserleben, Angst und Ärger mittels psychologischer Fragebögen. Die Ergebnisse der PMR-Probanden (N=18) wurden mit einer Kontrollgruppe (N=19) verglichen, welche keine Intervention erhielt, sondern einmal innerhalb der sechs Wochen telefonisch kontaktiert wurde und nur an den Prä-Post-Untersuchungen teilnahm. Die Gruppen unterschieden sich nicht signifikant bezüglich Alter, BMI und Ausbildungsstand. Der Verlauf von systolischem und diastolischem Blutdruck zeigte in der PMR-Gruppe über die sechs Wochen einen höheren Blutdruckabfall als die Kontrollgruppe, im statistischen Vergleich des Abfalls zwischen beiden Gruppen wurde jedoch das Signifikanzniveau verfehlt. Die Herzfrequenz und die Herzratenvariabilität veränderten sich in beiden Gruppen im Verlauf nicht signifikant. Für die physiologischen Stressparameter konnte somit kein signifikanter Effekt der PMR-Intervention im Vergleich zwischen PMR-Probanden und Kontrollgruppe nachgewie-sen werden. Bei den psychologischen Parametern zeigten sich in der PMR-Gruppe nach der Intervention ein statistischer Trend für einen Abfall des Stressempfindens (p= 0,08), ein signifikanter Abfall der Werte für Angstdisposition (p= 0,004), sowie bei deskriptiver Betrachtung Hinweise für einen Abfall der Ärgerdisposition im Vergleich zur Kontrollgruppe (p= 0,075) (Mann-Whitney-U-Test). Unsere Arbeit zeigt einen positiven Einfluss der PMR auf die psychische Befindlichkeit auch bei jungen, gesunden Probanden bereits nach einem relativ kurzen Interventionszeitraum, während die erhobenen physiologischen Stressparameter keine signifikanten Veränderungen aufweisen. Die Ergebnisse werden mit existierenden ähnlichen Untersuchungen verglichen und vor dem Hintergrund des Konzeptes von Allostase und allostatischer Überlastung (Allostatic load) disku-tiert. So ist im Unterschied zu bisherigen Untersuchungen an Patientenpopulationen wie Asthma- oder Hypertoniepatienten bei jungen, gesunden Probanden von einer intakten Allostase auszuge-hen, so dass die Werte für Blutdruck und Herzratenvariabilität innerhalb physiologischer Berei-che liegen, welche möglicherweise weniger Spielraum für Veränderungen bieten. Die erhobenen psychometrischen Parameter zeigen dagegen auch bei gesunden Probanden ein Verbesserungs-potential. Im Sinne einer verbesserten Stresstoleranz und verminderter Angst- und Ärgerbereitschaft sowie einer Aufrechterhaltung physiologischer Werte für Blutdruck und Herzratenvariabilität erscheint die PMR auch bei gesunden Probanden sinnvoll. Wünschenswert wären Follow-up-Untersuchungen zur Überprüfung längerfristiger Effekte der PMR auf die untersuchten psycho-metrischen Stressparameter.
Progressive muscle relaxation by Jacobson (PMR) is based on the systematic relaxation and contraction of the skeletal muscles. It is an established method to reduce stress-induced maladaptations. Some studies show positive effects of PMR-intervention on physiological stress-parameters like bloodpressure and heart rate variabilty (HRV) and psychometric parameters (stress, anxiety, anger) in different patient-populations (asthma, hypertension). In this study we examined if a group of young healthy men also show a positive effect of PMR on bloodpressure, heart rate variability, stress, anxiety and anger. The intervention on young, healthy non-smoking males took place over 6 weekly sessions under supervision of a qualified psychologist. Before and after the 6 weeks we established a standardised data assessment in our psychophysiological lab by measuring bloodpressure, HRV and the psychometric parameters via questionaires. The results of the PMR-Group (N=18) were compared with a controlgroup (N=19), which did not receive an intervention. The groups did not differ significantly by age, body mass index and education. Results for systolic and diastolic bloodpressure showed a higher decrease over the 6 weeks than the controls. However, the statistical testing of the difference between the groups was not significant. The results for HRV did not show any significant changes in both groups. This shows no effect of PMR on the physiological parameters in our study. For the psychological parameters, results showed a statistical trend for a lower stress-perception (p=0,08), and a significantly lower trait-anxiety (p= 0,04) in the PMR-Group compared to the controls (Mann Whitney- U-Test). Our work shows a positive effect of PMR on the psychological state also with young, healthy subjects, while the physiological parameters show no significant changes. The results are being compared with other existing studies and are being discussed under aspects of allostasis and allostatic load. The results imply that with young healthy subjects the physiological parameters are intact from the beginning, so that there is less potential for changes, while psychological parameters have more potential to improve under PMR. For a better stress tolerance and lower state anxiety as well as maintaining allostasis for blood pressure and HRV, PMR seems to be an effective intervention. Further studies should examine long-term-effects on the psychological parameters examined in our study.