Anstelle von nachholender Entwicklung, wie sie die Modernisierungstheorien vorsehen, hat sich die globale Schere der Einkommen und des Naturverbrauchs seit dem 2. Weltkrieg weiter geöffnet. Die Weltsystemtheorie sieht den ungleichen Tausch in der globalen Arbeitsteilung als grundlegenden Mechanismus, der die Polarisierung zwischen Arm und Reich verfestigt. Dieser Aspekt der Weltsystemtheorie, die globale Umverteilung von den armen in die reichen Länder, wird in zwei Dimensionen quantitativ untersucht: Der monetär ungleiche Tausch wird – als monetärer Transfer – über Kaufkraftparitäten bestimmt, die das unterschiedliche Preisniveau in armen und reichen Ländern wiedergeben. Der ökologisch ungleiche Tausch wird – als ökologischer Transfer – über die Handelsbilanzen des ökologischen Fußabdrucks ermittelt, der den Ressourcenaufwand für die gehandelten Güter bemisst. Die verwendeten Methoden ermöglichen Schätzungen des ungleichen Tauschs für den Zeitraum von 1960 bis 2003, wobei die Berechnungen die Annahme einer globalen Umverteilung und deren Auswirkung auf die Entwicklung der Länder untermauern. Zwischen den Weltsystemzonen besteht ungleicher Tausch von bedeutendem Umfang: Der monetäre Transfer in Form von Arbeitsleistung von den Peripherien ins Zentrum übersteigt den umgekehrten Fluss von Entwicklungshilfe und Investitionen um ein Vielfaches. Und der ökologische Transfer ins Zentrum deckt fast ein Fünftel seines Ressourcenverbrauchs. Den größten monetären Transferverlust verzeichnen die Semiperipherie und seit den 1990er Jahren auch China, da sie stärker in die globale Arbeitsteilung integriert sind als die ärmeren Länder der Peripherie. Beim ökologischen Transfer hat zudem die Ausstattung mit Naturressourcen großen Einfluss auf die Handelsbilanz: Reiche Länder mit niedriger Ressourcenausstattung gewinnen und arme Länder mit hoher Ressourcenausstattung verlieren am meisten ökologische Kapazität. Im Untersuchungszeitraum von 1960 bis 2003 hat der ungleiche Tausch deutlich zugenommen. Insbesondere seit 1980 steigt der monetäre Transfer stark an, was auf den wachsenden Welthandel und vor allem das zunehmende Preisgefälle zwischen armen und reichen Ländern zurückzuführen ist. Letzteres wird auch durch den Verlauf der Terms of Trade bestätigt, die als alternative Messgröße herangezogen werden. Der ungleiche Tausch scheint damit die wirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen: Zwar können Länder ihre weltwirtschaftliche Position, die durch Einkommen und Naturverbrauch gemessen wird, in seltenen Fällen auch dann verbessern, wenn sie Verluste aus dem ungleichen Tausch erleiden. Insgesamt erreichen aber Länder mit ökologischen und vor allem monetären Transferverlusten ein wesentlich geringeres Wirtschaftswachstum als jene mit Transfergewinnen. Die Vertiefung der globalen Arbeitsteilung verschärft demnach tendenziell die globale ungleiche Entwicklung.
Instead of catch-up development suggested by the predominant Modernization Theories, the global gap of incomes and resource consumption has further widened since World War II. The World Systems Theory finds unequal exchange within the global division of labour as a key mechanism to consolidate the polarisation between poor and rich. This dissertation analyses this aspect of the World Systems Theory of a global redistribution from poor to rich countries quantitatively in two dimensions: 1. The monetary unequal exchange – as monetary transfer – is calculated by using purchasing power parities, which show the different price levels between poor and rich countries. 2. The ecological unequal exchange – as ecological transfer – is calculated by the trade balances of ecological footprint, which measures the resource use for the traded goods. The methods used allow estimates of unequal exchange for the period from 1960 to 2003. The results confirm the assumption of a global redistribution and its effect on the development of countries. Unequal exchange between the world-system zones is substantial: The monetary transfer in the form of labour power from the peripheries to the core exceeds the reverse flow of development assistance and investment many times; and the ecological transfer to the core covers almost one fifth of its resource consumption. The semiperiphery and China suffer the biggest monetary transfer losses, since they are more deeply integrated into the global division of labour than the poorer countries of the periphery. Regarding the ecological transfer, likewise, the natural resource capacity has an important effect on the trade balance: Rich countries with low resource capacity gain and poor countries with high resource capacity lose most in turns of ecological transfer. Within the analysed period from 1960 to 2003, unequal exchange increased significantly. Particularly since 1980, when the monetary transfer increase accelerated, caused by growing world trade and especially the rising price differential between poor and rich countries. The latter is also confirmed by the trend of the terms of trade that are used as an alternative measure. Thus, unequal exchange seems to influence economic development: In very rare cases countries are able to improve their position within the world economy, even if they suffer losses from unequal exchange. However, in general countries that lose ecological and particularly monetary transfer reach much lower economic growth than those that gain transfers. Consequently the intensification of global division of labour promotes unequal development.