Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine kulturwissenschaftliche Doktorarbeit, die an der Universität Vale do Rio dos Sinos (UNISINOS) in São Leopoldo im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul verteidigt wurde. Zentrales Thema sind die Repräsentationen und Debatten über Deutschtum, Schule und Lehrer in der Allgemeinen Lehrerzeitung für Rio Grande do Sul, dem Vereinsblatt des Deutschen Evangelischen Lehrervereins in Rio Grande do Sul, das zwischen 1902 und 1938 monatlich erschien. Die Zeitschrift ist eine wichtige Quelle für die Geschichte der deutschsprachigen Presse in Brasilien und für die Geschichte des brasilianischen Bildungswesens. Darüber hinaus besteht eine Beziehung zur deutschen Geschichte, da die Redakteure und Autoren der Lehrerzeitung, von denen die meisten Deutschlehrer waren, Darstellungen des Deutschtums, der Schule und des Lehrers konstruierten, die deutsche Identität vor Ort verwalteten, Verhaltensregeln aufstellten und Lektüreempfehlungen für Lehrer gaben, die an den sogenannten deutsch-brasilianischen evangelisch-lutherischen Schulen arbeiteten, die die Hauptleserschaft der Zeitschrift bildeten. Die Studie diskutiert auch die Rolle der Schule für die brasilianische Nationalisierungspolitik und den Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt stehen Verhandlungsstrategien, die sich in der Zeitschrift finden lassen, um das deutsch-evangelische Privatschulwesen aufrechtzuerhalten, das die Förderung des Deutschtums und die Erziehung zu brasilianischen Staatsbürgern zum Ziel hatte. Auch die Beziehung zwischen dem Deutschen Evangelischen Lehrerverein und der Riograndenser Synode, die damals eine der wichtigsten Stützen des Deutschtums war, wird erörtert.