Studien zu Robinet Testard – Zusammenfassung:
Robinet Testard ist ein Buchmaler des ausgehenden 15. Jahrhunderts, der von der Forschung im Westen Frankreichs angesiedelt wird und der einen großen Teil seiner Werke im Rang eines „Valet de chambre“ für Charles d’Angoulême und dessen Frau Louise de Savoie illuminiert hat. Aufgrund charakteristischer Stilmerkmale können ihm aktuell 33 Handschriften eindeutig zugeordnet werden. Neben Büchern zum liturgischen Gebrauch hat er ein breites Spektrum an profanen Werken gestaltet, die in der Regel zwischen 1470 und 1500 datiert werden, obwohl er als Person bis zum Jahr 1531 dokumentiert ist. Ausgehend von Testards Hauptwerk, dem Stundenbuch des Charles d'Angoulême (Paris, BnF, Ms. lat. 1173), wurde in der vorliegenden Arbeit mit Blick auf das Gesamtwerk eine Auswahl seiner illuminierten Handschriften unter stilkritischen Gesichtspunkten untersucht. Eine wiederkehrende Fragestellung befasste sich mit der Verwendung druckgrafischer Quellen, die zu dieser Zeit in Frankreich nur sehr selten zu finden ist. Es konnte belegt werden, dass Testard neben deutschen und niederländischen Kupferstichen ausgiebig Gebrauch von Italienischen Vorlagen macht und dass er dieses Material in weitaus größerem Umfang nutzt, als bisher angenommen. Zahlreiche Kunstwerke anderer Gattungen dienen ihm ebenfalls als Vorlage für seine Kompositionen. Die Analyse werkimmanenter Qualitätsunterschiede, die in manchen Arbeiten deutlich zutage treten, lässt auf Testards verantwortliche Stellung in einer eigenen Werkstatt schließen. Mit Blick auf seine Position am Fürstenhof ist es wahrscheinlich, dass er nach dem Tod von Charles d'Angoulême für Louise de Savoie auch in Amboise tätig war, sein Schaffenszeitraum lässt sich bis um 1515 erweitern. Vor seiner Anstellung als Hofmaler hat er an mehreren Handschriften in Poitiers mitgewirkt, seine Hand lässt sich deutlich von den anderen Buchmalern, dem Maler von Walters 222 und dem Maler des Yvon du Fou, unterscheiden. An der Zuweisung der Bildthemen läßt sich eine steigende Wertschätzung seiner Fähigkeiten ablesen. Verschiedentlich deuten sich Bezüge zur Werkstatt des Malers der Échevinage de Rouen an. Im Hinblick auf die Frage nach Testards künstlerischem Ursprung wurden einige seiner frühen Handschriften behandelt. Die bislang angenommene Beziehung zum Maler von Poitiers 30 kann im Vergleich nicht untermauert werden. Dagegen lassen sich zahlreiche Verbindungen zum Maler des Genfer Boccaccio aufzeigen. Unter zeitlichen und regionalen Aspekten ließen sich Gruppierungen der Handschriften vornehmen, die eine differenziertere Sicht auf Testards Stil und sein künstlerisches Bewußtsein eröffnen. Außerdem konnten dem Künstler im Verlauf der Untersuchung zwei weitere Handschriften zugeschrieben werden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werden eine Neuordnung seines Werkes und Ansätze für die weitere Forschung vorgeschlagen.
Studies on Robinet Testard – Abstract:
Robinet Testard is an illuminator of the late 15th century who is located in the west of France and who has decorated a large part of his works in the rank of "Valet de chambre" for Charles d'Angoulême and his wife Louise de Savoie. At present as a result of his characteristic style 33 manuscripts can be assigned to him unambiguously. Beside liturgical books he has created a wide spectrum of profane works which usually are dated between 1470 and 1500, although he is documented up to 1531. With reference to Testards main work, the book of hours of Charles d'Angoulême (Paris, BnF, Ms. lat. In 1173), a choice of his illuminated manuscripts was examined under stylistic aspects in view of his complete works. A recurring question dealt with the use of the graphic arts as models which is to be found only very rare at this time in France. It could be proved that Testard makes use of Italian presentations beside German and Dutch copperplates extensively and that he uses this material in greater extent, than previously assumed. Numerous pieces of art of other types also serve him as inspiration for his compositions. The analysis of the work-immanent differences in quality which becomes visible in some works clearly implies Testards responsible position in an own workshop. In respect of his position at the princely court it is likely that after the death of Charles d'Angoulême he worked for Louise de Savoie also in Amboise, and his creating period can be extended till 1515. Before his employment as a court painter he has collaborated in several manuscripts in Poitiers, his hand can be clearly distinguished from the other illuminators, the master of Walter 222 and the master of the Yvon Fou. The assignment of the pictorial themes shows a rising esteem of his abilities. Several times references to the workshop of the master of the Échevinage de Rouen are indicated. With regard to the question of Testards artistic origin some of his early manuscripts were discussed. In comparision the previously assumed relation to the master of Poitiers 30 can not be substantiated. In contrast numerous connections with the master of the Geneva Boccaccio can be indicated. Under temporal and regional aspects groupings of manuscripts could be arranged which open a more differentiated view on Testards style and his artistic consciousness. Moreover, two other manuscripts could be ascribed to the artist in the course of this investigation. Based on the results of my research a reorganisation of Testards work and approaches for further studies were suggested.