In dem Beitrag geht es zunächst um die Frage, ob es Räume gibt, die zu einer „subalternen“ Subjektivierung beitragen oder aber ob es Räume „der Subalternen“ gibt, in denen Handlungen, Sprache und Denken stattfinden, die in hegemonialen Strukturen jedoch nicht wahrgenommen werden. „Subalternität“ soll darin nicht nur als sinnbildliche Referenz auf unterdrückte, marginalisierte Subjekte und Gruppen verstanden werden, sondern auch als Strategie der (Selbst-)Kritik an den hegemonialen Raum- und Wissenskonzeptualisierungen innerhalb der Archäologie, durch die andere Räume und Geographien vernachlässigt und unsichtbar gemacht werden. Anhand eines archäologischen Fallbeispiels aus der Eisenzeit Nord-Mesopotamiens wird dargestellt, wie das vom französischen Humangeographen Henri Lefebvre entwickelte Konzept des gelebten Raums bzw. Thirdspace Anwendung finden kann, um sich potentiell Aspekten von Räumen in der Vergangenheit zu nähern, die andernfalls unsichtbar geblieben wären. Ich folge dabei der Frage, ob sich ausgehend von der Analyse der unterschiedlich erzeugten Räumlichkeiten in Assyrien und Urartu im 1. Jt. v.u.Z. rekonstruieren lässt, wie ein assyrisches Subjekt das urartäische Umfeld (z.B. als Kriegsgefangene/r) erlebt hat?
The paper first addresses the question of whether there are spaces that contribute to "subaltern" subjectification, or whether there are spaces of "subalterns" in which actions, language, and thought take place that are not recognized by hegemonic structures. "Subalternity" is to be understood not only as a symbolic reference to oppressed, marginalized subjects and groups, but also as a strategy of (self-)criticism of the hegemonic conceptions of space and knowledge within archaeology, through which other spaces and geographies are neglected and made invisible. An archaeological case study from the Iron Age of northern Mesopotamia illustrates how the concept of lived space or thirdspace, developed by the French human geographer Henri Lefebvre, can be used to potentially approach aspects of spaces in the past that otherwise would have remained invisible. I examine the question of whether it is possible to reconstruct how an Assyrian subject might have experienced the Urartian environment (for example, as a POW), starting from the analysis of the differently produced spatialities in Assyria and Urartu in the 1st mill. BCE.