Falk Quenstedt zeigt in seiner Studie zu drei um 1200 entstandenen Reiseerzählungen, dass der Straßburger Alexander, der Herzog Ernst und die Reise-Fassung des Brandan in ähnlicher Weise ein an das Wunderbare und an Narration geknüpftes Wissen eigenen Rechts vermitteln. Dieses ‚mirabile Wissen‘ speist sich aus Mirabilien-Topoi gelehrter Wissenstraditionen und mediterranen Literaturen, insbesondere aus arabischen Erzähltexten und ihren epistemischen Kontexten. Es gewinnt Kontur als ein Wissen von den ‚wundern‘ (lat. mirabilia, arab. ʿaǧāʾib), als ein Wissen über die Verwunderung selbst und als ein Wissen, das von sich aus zu erstaunen vermag. Das mirabile Wissen steht im historischen Zusammenhang sich intensivierender Verflechtungen verschiedener höfischer Kulturen des euromediterranen Raums im 12. und 13. Jahrhundert und bildet ein wesentliches Element ihrer repräsentativen, diplomatischen und geselligen Praktiken. Ausgehend von transkulturellen Transferanalysen einzelner Episoden entwickelt die Studie neue literarhistorische und interpretative Perspektiven auf die untersuchten Erzähltexte und damit auf die deutschsprachige Literatur um 1200.