Hintergrund: Krebserkrankungen gehören je nach Lokalisation zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Sie sind zudem Ursache für Behinderung und vorzeitige Sterblichkeit. Die Krankheitslast einiger Krebserkrankungen kann durch Früherkennung und -behandlung verringert werden. In Deutschland ist der Anspruch auf Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung gesetzlich geregelt. Bisherige Forschungsergebnisse belegen Ungleichheiten in der Inanspruchnahme. Determinanten der Teilnahmeabsicht sind bislang kaum untersucht. Ziel der vorliegenden Dissertation ist eine differenzierte Analyse individueller Determinanten der Inanspruchnahme von gesetzlich verankerten Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und der Teilnahmeabsicht anhand bevölkerungsrepräsentativer Daten.
Methoden: Datenbasis waren die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2014“ (GEDA 2014/2015-EHIS), die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) und die Studie „Kommunikation und Information im Gesundheitswesen aus Sicht der Bevölkerung – Patientensicherheit und informierte Entscheidung“ (Kom-PaS), die sekundäranalytisch ausgewertet wurden. Neben bivariaten Analysen der Inanspruchnahme hinsichtlich der Determinanten Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status und Migrationshintergrund wurden zur Quantifizierung der Effekte der Determinanten binär logistische Regressionsanalysen gerechnet. Zur Ermittlung möglicher Determinanten der Teilnahmeabsicht wurden neben soziodemografischen Faktoren Aspekte des Gesundheitszustands, von Einstellungen und Überzeugungen (Achten auf Gesundheit, gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung, Einstellungen zur Behandlungsentscheidung) sowie der ärztlichen Beratung berücksichtigt.
Ergebnisse: Die Analysen der Determinanten Geschlecht und Alter zeigen, dass bei Untersuchungen, die Frauen und Männern angeboten werden, insgesamt keine Geschlechterunterschiede, jedoch Altersunterschiede dahingehend bestehen, dass die Inanspruchnahme bei den Männern mit dem Alter eher zunimmt, bei Frauen tendenziell abnimmt. Für Frauen und Männer mit Migrationshintergrund zeigt sich im Vergleich zu Nicht-Migrantinnen und -Migranten eine geringere Inanspruchnahme. Dabei hat der Migrationshintergrund einen von soziodemografischen Faktoren unabhängigen Effekt. Als Determinanten einer zukünftigen Teilnahmeabsicht wurde für Frauen die ärztliche Beratung und für Männern persönliche Einstellungen und Überzeugungen ermittelt.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse wurden international publiziert und leisten einen wichtigen Beitrag, Forschungslücken hinsichtlich der Determinanten der Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und deren Zusammenwirken zu schließen und bestehende Ungleichheiten bei der Inanspruchnahme besser zu verstehen. Bei der weiteren Erforschung der Inanspruchnahme mittels bevölkerungsbezogener Daten sollten der Einfluss von sozialem Geschlecht und Geschlechterrollen sowie mögliche Barrieren beim Zugang zu diesen Leistungen im Fokus stehen.
Background: Depending on their location, cancers are among the most common diseases in Germany. They also cause disability and premature mortality. The burden of disease of some cancers can be reduced by early detection and treatment. In Germany, the entitlement to early cancer detection examinations is regulated by law. Research findings demonstrates inequalities in utilisation in cancer screening. Determinants of intention to participate have hardly been investigated so far. The aim of this disserta-tion is a differentiated analysis of individual determinants on the uptake of different statutory cancer screening examinations and the intention to participate based on population-representative data.
Methods: Data base were the study ‘German Health Update 2014’(GEDA 2014/2015-EHIS), ‘German Health Interview and Examination Survey for Adults’ (DEGS1) and the study ‘KomPaS: survey on communication and patient-safety’, which were subjected to secondary analysis. In addition to bivariate analyses of the uptake regarding the de-terminants age, gender, socioeconomic status, and migration background, binary lo-gistic regression analyses were calculated to quantify the effects of the determinants. To identify possible determinants of intention to participate, aspects of health status, attitudes and beliefs (paying attention to health, health-related locus of control beliefs, attitudes toward treatment decisions), and physician consultation were considered in addition to sociodemographic factors.
Results: The analyses of the determinants gender and age show that for examinations offered to women and men, there are no gender differences overall, but age differences in the sense that the uptake tends to increase with age among men and to decrease among women. For women and men with a migration background, there is a lower uptake compared to non-migrants. Here, the migration background has an effect that is independent of socio-demographic factors. The determinants of a future intention to participate were identified as medical counselling for women and personal attitudes and beliefs for men.
Conclusions: The results have been published internationally and make an important contribution to closing research gaps regarding the determinants of cancer screening uptake and their interaction and to better understand existing inequalities in uptake. Further research on uptake using population-based data should focus on the influence of social gender and gender roles, as well as possible barriers to accessing these services.