Reagibilität des Bundesgesundheitsministeriums auf die Herausforderungen des demografischen Wandels

Abstract

Die kontinuierlich alternde Gesellschaft in Deutschland birgt zunehmend ökonomische und kapazitive Herausforderungen für das Gesundheitssystem. Zur Aufrechterhaltung des hohen medizinischen Versorgungsstandards ergibt sich aufgrund der drohenden Mittelknappheit ein Handlungsbedarf seitens der Gesetzgebung. Ziel dieser Arbeit war es daher, ihre Reagibilität und Zukunftstauglichkeit im Kontext des demografischen Wandels zu diskutieren. Dazu wurden in einer qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring P. (2020) die in der 16. – 19. Legislaturperiode in Kraft getretenen Reformmaßnahmen unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums untersucht und auf Aussagen und Reformen bezüglich einer alternden Gesellschaft analysiert. Den Handlungsrahmen bildeten die Herausforderungen durch die alternde Gesellschaft, wobei zentrale Handlungspunkte die Rationalisierung, Priorisierung, Rationierung und Prävention im Gesundheitswesen darstellten. Beginnend mit der Einführung des Gesundheitsfonds bis zur Pandemie durch das neuartige Sars-CoV-2 wurde eine Moment- und Übersichtsaufnahme der letzten 16 Jahre der Gesundheitspolitik im Kontext des demografischen Wandels erstellt. Gesetze und Verordnungen aufgrund der Pandemie-Lage wurden nicht miteinbezogen. Vollends wurden hierfür 38 Gesetze und 11 Verordnungen aufgeführt. Daraus zeigten sich insgesamt deutliche Reaktionen aus der Gesetzgebung besonders auf Ebene der Rationalisierung mit der Zielsetzung eines effizienteren und effektiveren Gesundheitssystems. Die Begrenztheit von Rationalisierungspotenzialen aber wurde zugleich durch die Pandemie unverhohlen deutlich, sodass andere Handlungsebenen wie die Priorisierung schneller notwendig wurden als bisher vermutet. Diese gesundheitspolitische Momentaufnahme beleuchtet nur einen kleinen Teil des Ganzen. Inwieweit die Maßnahmen mit ihren Intentionen und Zielen tatsächlich greifen werden, ist noch ungewiss und bleibt somit abzuwarten.

The continuously aging society in Germany increases growing economic and capacitive challenges for the healthcare system. To maintain the high medical standard of healthcare there is a need for legislative action to obtain the high standard of medical care. Therefore, the object of the work was to discuss the responsiveness and future suitability of the legislation. Including all the laws that have entered into force in the past four legislatures under leadership of the Bundesgesundheitsministerium the legal texts were analyzed for their response on challenges by demographic change. The method based on the qualitative content analysis following Mayring P. (2020). Key points of actions were rationalizing, prioritization, rationing and prevention in healthcare system. Starting with the installation of the Gesundheitsfonds to the pandemic through the Sars-CoV-2 an overview of the past 16 years of legislation was drawn up in German health policy which included 38 laws and 11 executive orders excluding those that have been forced by the pandemic. All in all, the legislation has shown plain response particularly in rationalizing the healthcare system to improve its efficiency and effectiveness. However, the limitations of rationalizing were especially exposed by the pandemic, so that other fields of action like prioritization became necessary more quickly than expected. This overview portrays just a small part of the whole legislation. Furthermore, it remains often uncertain how far the legislation has reached its intentions and goals.