Einleitung und Problemhintergrund Im Rahmen familienzentrierter Pflege in der neonatologischen Intensivversorgung beschränkt sich der Auftrag von Pflegefachpersonen nicht auf die Pflege frühgeborener Kinder. Pflegende sind gefordert, edukative Angebote bereitzustellen, um Eltern bedürfnisorientiert zu unterstützen. Für die Konzeption dieser Angebote ist neben Erfahrungswissen auch theoretisches und empirisches Wissen erforderlich. Allerdings fehlt es bislang weitgehend an empirisch fundierten Konzepten, die edukatives Handeln von Pflegefachpersonen in diesem Versorgungssegment reflektieren und eine theoretische Basis zur Verfügung stellen. Die vorliegende Dissertation greift dieses Desiderat auf. Eine kontrastierende Analyse der Perspektiven von Müttern und edukativ tätigen Elternberaterinnen zielt darauf ab, die Sichtweisen auf Lernbedürfnisse und Unterstützungsbedarfe von Müttern/Eltern zu erheben, zu analysieren, theoretisch zu reflektieren und Erkenntnisse aus den empirischen Ergebnissen für eine nutzerorientierte Entwicklung edukativer Strategien in der familienzentrierten Versorgung in der Neonatologie bereitzustellen. Methode In den ersten Arbeitsschritten wurden zwei qualitativ-empirische Studien durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte durch halbstrukturierte qualitative Interviews. Befragt wurden Mütter (N=5), deren frühgeborene Kinder in einem Perinatalzentrum versorgt wurden und Pflegefachpersonen (N=6), die als Beraterinnen die Eltern Frühgeborener edukativ begleiten. Die Datenauswertung beider Studien erfolgte mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) und für die erste Studie ergänzend mit der Systematischen Metaphernanalyse nach Schmitt (2017). Der Erkenntnisstand verfügbarer Studien zu spezifischen Assessmentinstrumenten für die Erhebung der Bedürfnisse/Bedarfe von Eltern Frühgeborener wurde in einem Systematic Review aufbereitet. Ergebnisse Die Analyse und Auswertung der empirischen Daten konnte Dimensionen subjektiver Bedürfnisse von Müttern und professioneller Bedarfsbestimmungen von Elternberaterinnen rekonstruieren. Es zeigten sich Unterschiede zwischen der Wahrnehmung von Lernbedürfnissen der Mütter und der Priorisierung von Unterstützungsbedarfen durch die Beraterinnen. In der systematischen Übersichtsarbeit konnten drei Instrumente zur Ermittlung elterlicher Bedürfnisse empfohlen werden. Diskussion Die empirisch erhobenen Ergebnisse hinsichtlich subjektiver Bedürfniswahrnehmung und objektiv erkennbarer Bedarfe verdeutlichen, dass emotional unterstützende Begleitung, interprofessionell abgestimmte Informationen und die Anerkennung der Einzigartigkeit der Familien elterliche Bewältigungshandlungen unterstützen und bei der Entwicklung edukativer Interventionskonzepte berücksichtigt werden sollten. Schlussfolgerung Zukünftig müssen Bedürfnisse der Eltern im Zeitverlauf zielgerichtet erfasst, angemessen beachtet und durch psychosoziale und edukative Begleitung nutzerorientiert beantwortet werden.
Introduction As part of family-centered nursing care, neonatology nurses‘ scope of practice is not limited to the provision of direct care to preterm infants. Nursing staff are also required to engage in educational interventions to support parents in meeting their needs. Conceptualizing such interventions calls for both theoretical and empirical knowledge in addition to experiential knowledge. However, empirically grounded approaches that provide a theoretical foundation for, and reflect nurses‘ educational practice are lacking. This dissertation aims to address the need for such evidence-based approaches and provides empirical data to inform nursing practice in the field of neonatal intensive care. For this study, a contrasting analysis of the perspectives of mothers/parents and parental counselors was performed. To this end, information on different stakeholders‘ perceptions of maternal/parental needs in the neonatal intensive care unit was collected, analyzed, and interpreted to support the development of user-friendly educational strategies for family-centered care in perinatal neonatology centers. Methods Two qualitative empirical studies were initially conducted. Data was collected using semistructured interviews with mothers (N=5) whose infants were receiving care in a perinatal center and nurse counselors (N=6) who provided educational support to parents of preterm infants. The data generated from both studies were analyzed using Mayring’s (2010) qualitative content analysis framework. The data obtained from mothers of preterm infants were also subjected to a complementary metaphor analysis (Schmitt, 2017). Furthermore, a systematic review of the literature was conducted to provide an overview of existing tools designed to assess the needs of parents with preterm infants. Results Based on our analysis, we were able to reconstruct various dimensions pertaining to subjective maternal needs and parental counselors‘ professional assessment of parents‘ needs. Differences were observed between mothers‘ perceived learning needs and counselors‘ prioritization of parental support needs. Based on the systematic literature review, three instruments could be recommended for the assessment of parental needs in the context of neonatal intensive care.