Das Gram-positive Bakterium L. monocytogenes ist der wichtigste Erreger der humanen Listeriose. Betroffen von der invasiven Form sind hauptsächlich sehr junge, alte, immunsuppressive und schwangere Personen. Eine Infektion entsteht vorwiegend über den Verzehr sogenannter ready-to-eat Produkte. Schweinefleisch wurde als Ursache für mehrere Ausbrüche bzw. Krankheitsfälle festgestellt. Es kann während der Schlachtung, Verarbeitung und Produktion mit dem ubiquitär vorkommenden Bakterium kontaminiert werden. Schweine können aber auch in der Primärproduktion damit in Kontakt kommen und das Pathogen als asymptomatische Trägertiere mit in den Schlachtbetrieb bringen. In dieser Arbeit wurden 430 Schlachtschweine zweier deutscher Schweineschlachtbetriebe auf das Vorhandensein von Listerien untersucht. Dabei betrug die ermittelte Prävalenz an L. monocytogenes auf Einzeltierebene 1,6% (7/430) der Tonsillenproben, was 11,6% positiven Herden entsprach, wobei kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden untersuchten Regionen in Deutschland, dem Nordwesten und dem Osten, als Herkunft der Schweine festgestellt wurde. Die Prävalenz der apathogenen Spezies L. innocua lag auf Einzeltierebene bei 1,2% (5/430). Zusätzlich wurden Proben aus der Schlachtumgebung entnommen. Insgesamt 29 Listeria spp.-Isolate wurden mithilfe von NGS weiter untersucht, sowie die phänotypischen antimikrobiellen Resistenzen der 14 L. monocytogenes-Isolate mittels Bouillon-Mikrodilutionsverfahren ermittelt. Unter den Isolaten wurden sowohl im Schwein als auch der Umgebung viele unterschiedliche CCs vorgefunden und nur fünf der 29 Isolate als eng verwandt eingestuft, was für mehrere verschiedene Eintragsquellen spricht. So wurden hypervirulente CCs, die mit humanen Erkrankungen in Verbindung gebracht wurden, in Tonsillenproben sowie in Umgebungsproben gefunden, was das Schwein als potenzielle Eintragsquelle humanpathogener Isolate bestätigt und die Wichtigkeit der Einhaltung einer guten Hygienepraxis im Schlachtprozess unterstreicht. Der Nachweis der eng verwandten Isolate entlang der Zerlegungs- und Verarbeitungskette deutet auf eine Kreuzkontamination innerhalb des Betriebs oder Rekontamination aus derselben Quelle hin und unterstreicht die Durchführung einer effizienten Reinigung und Desinfektion. Die Analyse der antimikrobiellen Resistenzen zeigt in den L. monocytogenes-Isolaten nur bereits bekannte, intrinsische Resistenzen. Unter den L. innocua-Isolaten wurden jedoch zusätzlich weitere Resistenzgene gefunden, am häufigsten gegenüber Tetrazyklinen. Jene Isolate mit multiplen genotypischen Resistenzen stammten aus Proben vom Schwein, was einen Zusammenhang mit dem Antibiotikaeinsatz in der Schweineproduktion vermuten lässt. Auch wenn die apathogene Spezies L. innocua keine direkte Gefahr als Krankheitserreger darstellt, kann sie als Reservoir für Resistenzgene diese an pathogene Spezies durch horizontalen Gentransfer weitergeben. Die Überwachung des Vorkommens von L. monocytogenes in Lebensmitteln sowie der Resistenzsituation von Listeria spp. ist ebenso wie eine gute Hygienepraxis entlang der gesamten Lebensmittelkette bis hin zur Aufklärung des Konsumenten und Forschung an zukünftigen Bekämpfungsstrategien im Sinne des One-Health-Konzepts wichtig für die Erhaltung der öffentlichen Gesundheit.